München (epd). Angesichts der vom Milliardär Elon Musk geplanten Twitter-Übernahme plädiert der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch entschieden für eine öffentlich-rechtliche Alternative zu den kommerziellen Netzwerken im Internet. "Letztlich werden auch die wohlmeinendsten Versuche, Algorithmen und Plattformen zu regulieren, scheitern, wenn wir davor zurückschrecken, ihrer Monopolmacht Grenzen zu setzen", schreibt Dobusch in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag).

Vor allem aber ändere Regulierung nichts daran, dass Nutzer nur die Wahl hätten zwischen verschiedenen, aber allesamt werbefinanzierten Plattformen, argumentiert der österreichische Universitätsprofessor, der dem ZDF-Verwaltungsrat angehört. Eine gemeinnützige, auf Basis offener Standards und offener Software entwickelte Alternative zu den kommerziellen Plattformen im Netz sei überfällig. Als eine Möglichkeit nennt Dobusch, die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender für Debatten der Nutzer zu öffnen und dafür Rückkanäle zu schaffen.

Der Wirtschaftswissenschaftler plädiert darüber hinaus dafür, den Sendern rechtlich und finanziell die Möglichkeiten zu geben, an einer "Ausweichroute zu privaten Plattformen" zu arbeiten. Dieses solle in Kooperation von ARD und ZDF mit deren europäischen Partnermedien erfolgen mit dem Ziel, "auf Basis offener Software und Standards ein öffentlich-rechtliches Ökosystem im Netz" aufzubauen.

Als wesentlichen Grund für dieses Ziel nennt Dobusch die Qualität öffentlicher Diskurse. Denn anders als öffentlich-rechtliche Anbieter hätten kommerzielle Plattformen zum Ziel, "die Zeit zu maximieren, die wir mit dem Schauen von Videos oder Fotos auf den Plattformen verbringen, und damit die Werbeeinnahmen". "Die Art und Weise, wie soziale Medien emotionale und polarisierende Inhalte pushen, führt dazu, dass bestehende Vorurteile weiter eskalieren", schreibt der Wissenschaftler.