Vom 21. bis 25. August ist es soweit: Dann fahren die Jugendreferentinnen Judith Grosser und Verena Elsterer mit einer Gruppe Jugendlicher nach Immenstadt ins Allgäu. Viele Outdoor-Aktivitäten stehen auf dem Programm. Die Themen Ökologie und Umweltschutz laufen wie selbstverständlich mit, und doch steckt dahinter eine detailliert erarbeitete Strategie.

"Wir wollen unsere Freizeiten fair gestalten und können das sogar sehr gut", sagt Verena Elsterer.

Und das sieht in der Praxis so aus: Müll wollen die Gruppen der Evangelischen Jugend bei ihrer Freizeit sparen und Plastik vermeiden. Statt mit Backpapier, streichen sie etwa die Ofenbleche mit Butter ein - so wie man es früher machte. Einkäufe planen sie so vorzuberechnen, dass nicht zu viele Lebensmittel übrig bleiben. Was sie nicht aufessen, kommt in Glasbehältnisse und wird weiterverarbeitet. Dazu probieren die Jugendreferentinnen mit den Jugendlichen Resteverwertungs-Rezepte aus.

Die Konzepte sind eigentlich nichts Neues und doch sind sie aktueller denn je, sagt Verena Elsterer. Es könne nicht angehen, dass Lebensmittel zu Müll werden und wir alle in Plastikbergen versinken.

Elsterer und Grosser haben sich intensiv mit Öko-Standards auf Freizeiten auseinandergesetzt und in der Arbeitsgruppe "fairhalten" auf Kirchenkreisebene mitgearbeitet. Ihr Ziel ist es, ökologisch, fair und nachhaltig zu wirtschaften. Auch andere Dekanate im Kirchenkreis probieren neue Wege aus während die Evangelische Jugend in Bayern einheitliche Regeln für die Jugendarbeit auf Landesebene aufstellt.

Bei Judith Grosser hat das Umdenken mit einer Milchtüte angefangen

"Für ein Kinderzeltlager brauche ich etwa 120 Liter Milch, das sind 120 Tetra Pak-Tüten, also ein gelber Sack voll Müll", so Judith Grosser. "Entweder lasse ich die Milch vom Bauern liefern oder wir kaufen sie in 10-Liter-Einheiten." Bei Kaffee ist es ähnlich, findet ihre Pappenheimer Kollegin: "Ich kaufe eigentlich nur fair gehandelte Bohnen", sagt sie und ergänzt: "Wir haben eine Vorbildfunktion und müssen den Jugendlichen vorleben, wie man nachhaltig haushalten kann."

In Gunzenhausen hat Judith Grosser bereits eine Kooperation mit dem regionalen Unverpackt-Bioladen vereinbart. Sie bestellt dort fast alle Lebensmittel und bekommt dafür gute Rabatte. Bei der Schlussrechnung hat sie festgestellt, dass der gleiche Betrag rauskam wie beim Einkauf im Großhandel. Freizeiten kalkuliert sie mit fünf Euro pro Tag, "damit bleibt der Teilnahmepreis fair und wir kaufen außerdem gute Lebensmittel".

Auch die Eltern der Jugendlichen können sich an dem Konzept beteiligen. Im Vorjahr schrieb Verena Elsterer auf die Freizeiten-Packliste: "Wir nehmen gerne frisches Gemüse mit." Und es kam einiges zusammen, erzählt sie, vor allem Zucchinis. Damit hätten sie einen salzigen Kuchen gebacken und die Jugendlichen waren begeistert, dass er wider Erwarten sehr gut schmeckte. "Mal sehen, was in diesem Jahr dabei ist", sagt sie.

Ihre Haltung zu fairen und ökologischen Themen färbt auch auf viele Ehrenamtliche ab, erzählen die Referentinnen. Beiden sei es aber sehr wichtig, nicht mit erhobenem Zeigefinger zu ermahnen.

"Einfach vorleben und handeln, das funktioniert", sagt Verena Elsterer und gesteht, dass dies auch anstrengend sein kann.

"Wir stoßen schon mal an unser Grenzen und sind nicht immer perfekt, aber das Wichtigste ist, dass wir als Evangelische Jugend nach- und umdenken und Impulse setzen." Für die kommende Freizeit im Allgäu haben sie noch einiges geplant, zum Beispiel Marmelade zu kochen und die Putzmittel selbst anzumischen.