Die Gemeinschaft Sant'Egidio ruft am 1. Januar auf allen Kontinenten der Erde zum Gedenken an den Weltfrieden auf. Veranstaltungen sind um 15 Uhr auch in Würzburg und München geplant, teilte die Gemeinschaft mit. In Rom ist ein Gebet Termin um 11 Uhr auf dem Petersplatz geplant.

Man werde all der Länder gedenken, in denen die Menschen auf ein Ende von Krieg und Terrorismus warten, heißt es in der Mitteilung. "Angefangen bei dem schmerzhaften Konflikt in der Ukraine und dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas, der die letzten Monate dieses Jahres geprägt hat". Während der Veranstaltungen und Kundgebungen zum Thema "Frieden auf Erden" würden Plakate mit den Namen von Ländern und Regionen der Welt aufgestellt, in denen es noch immer Konflikte und weitverbreitete Gewalt gibt.

Mit Märschen, Kundgebungen und Gebetswachen solle die Botschaft von Papst Franziskus unterstrichen werden, in der er fordert, den Fortschritt der Wissenschaft und künstlicher Intelligenz nicht zum Bau immer tödlicherer Waffen zu nutzen. Sie sollten vielmehr "eine Verbesserung des Lebensstandards ganzer Nationen und Völker sowie das Wachstum der menschlichen Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft bewirken".

Gemeinschaft Sant'Egidio

Die katholische Laiengemeinschaft Sant'Egidio wurde 1968 unter dem Eindruck der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) in Rom gegründet. Sie besteht nach eigenen Angaben aus einem Netzwerk von Gemeinschaften in 70 Ländern, denen etwa 60.000 Mitglieder angehören. Ziele der Gemeinschaft sind gemeinsames Gebet, Engagement für Arme und Frieden.

Seit dem 1986 auf Anregung von Papst Johannes Paul II. (1920-2005) in Assisi einberufenen interreligiösen Friedensgebet lädt die Gemeinschaft jedes Jahr an einem anderen Ort internationale Vertreterinnen und Vertreter von Religionen, Politik, Wirtschaft und Kultur zu Nachfolgetreffen ein. In diesem Jahr findet die Begegnung von Sonntag bis Dienstag in Berlin statt. Dazu werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet. Mit dem Austausch bei den Weltfriedenstreffen sollen die Bedingungen für die Beilegung von Konflikten verbessert werden.

Mehrfach vermittelte die Gemeinschaft zwischen afrikanischen Konfliktparteien, zuletzt etwa im Südsudan. Der Jahrzehnte lange Bürgerkrieg in Mosambik wurde 1992 mit einem in Rom unterzeichneten Friedensabkommen beendet, maßgeblich unter Beteiligung von Sant'Egidio.

Zum täglichen Abendgebet versammelt sich die Gemeinschaft in Rom in der mittelalterlichen Basilika Santa Maria in Trastevere, seitdem die benachbarte Kirche Sant'Egidio neben ihrer Zentrale für die wachsende Teilnehmerzahl zu klein wurde. Der Gründer der Gemeinschaft, Andrea Riccardi, organisierte mit gleichgesinnten Katholiken Ende der 1960er Jahre in den römischen Barackenstädten Unterricht für Vorstadtkinder. Riccardi war zwischen 2011 und 2013 italienischer Minister für internationale Zusammenarbeit. Der Träger des Aachener Karlspreises wurde 2021 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und erhält regelmäßig Papstaudienzen.

Mit ihrem Programm, christliche Nächstenliebe im Alltag zu üben, fand die Gemeinschaft Anerkennung im Vatikan. Sie pflegt auch viele Kontakte zu Regierungspolitikern. So besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während ihrer Amtszeit mehrfach die Gemeinschaft in Rom.

Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio ist seit 2003 der Italiener Marco Impagliazzo. Das Amt wird alle vier Jahre von Vertretern der Gemeinschaften aus den einzelnen Ländern gewählt. Papst Franziskus ernannte den Historiker der römischen Universität "Roma Tre" im vergangenen Jahr zum Sachverständigen der vatikanischen Heiligsprechungsbehörde.

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