Regensburger Flüchtlingshelfer verschiedener Organisationen haben eine nachhaltige Kehrtwende in der deutschen Asylpolitik gefordert. Die Willkommenskultur, mit der Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen würden, sollte als "Chance und Modell für alle Geflüchteten" gelten, auch für diejenigen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, sagte Gotthold Streitberger von der Bürgerinitiative (BI) Asyl.

Ungleichbehandlung von Geflüchteten kritisiert

Die Organisatoren, darunter auch das Evangelische Bildungswerk, kritisierten eine Ungleichbehandlung und Einteilung Geflüchteter in erster und zweiter Klasse. Statt Menschen aus Nigeria, Äthiopien, Syrien oder Moldawien, Afghanistan, Tschad, Mali oder Sierra Leone von Deutschkursen und Arbeit auszuschließen und in Ankerzentren zu isolieren, sollten die zum Teil hochmotivierten jungen Menschen schnellstmöglich integriert werden. Dazu bedürfe es "fairer Asylverfahren" und einer "unabhängigen Verfahrensberatung" mit ausführlicher Recherche der Einzelsituation, sagte Streitberger:

"Die Fluchtgründe dieser Menschen sind ebenso glaubhaft und schutzwürdig wie die der Menschen aus der Ukraine."

100 Millionen Menschen weltweit seien auf der Flucht, dem geringsten Teil gelinge es, bis nach Deutschland zu kommen, sagte Gerhard Hain von BI Asyl. Diese Menschen wollten ausgebildet werden, sie sollten sich selbst versorgen und zum Allgemeinwohl beitragen können. Das sei ein verschenktes Potenzial. Unternehmen suchten nach mehrsprachigen Menschen.

Apotheker aus Syrien beinahe abgeschoben

Die Organisatoren hatten vier Geflüchtete eingeladen, die ihre Fluchtgründe und Schwierigkeiten bei den Asylverfahren in den vergangenen fünf, sechs Jahren schilderten. Nur zwei der vier Vorgestellten hätten mittlerweile eine Aufenthaltserlaubnis. Ein Apotheker aus Syrien wäre abgeschoben worden, hätte er nicht zuvor Kirchenasyl erhalten.

Eine Frau aus der Ukraine flüchtete bereits im Jahr 2015 wegen der Annexion der Krim. "Damals gab es keine ukrainische Euphorie", sagte sie. Ihr Asylantrag wurde negativ beschieden, sie bekam weder Deutschkurse, noch Wohnung oder Arbeit. Erst die Heirat mit ihrem Mann im Jahr 2019, der eine Ausbildungsduldung erhielt, rettete sie vor einer Abschiebung.

"Mein Leben stand auf Stopp. Ich habe vier Jahre meines sozialen Lebens verloren."

Noch immer befürchteten ein Menschenrechtsaktivist aus Nigeria und eine alleinerziehende Frau aus Moldawien mit schwerstbehindertem Kind die Abschiebung. Für Letztere habe der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg nun eine Petition im Landtag eingereicht, hieß es.