Wer ein Jahr nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine von Frieden spricht, macht sich verdächtig, seine Meinung zum richtigen Umgang mit dem Konflikt kundtun zu wollen. Mit dem Buch "Diakonie stiftet Frieden" will der Rummelsberger Arbeitskreis Frieden und Gerechtigkeit auch die eigene Geschichte während der Friedensbewegung seit den frühen 1980er-Jahren dokumentieren.
"Ich war einer von ihnen", erinnert sich Peter Barbian, Vorstand der Rummelsberger Diakonie, ein bisschen stolz an die Zeit, in der bewegte Menschen Ungerechtigkeit, aber auch Barmherzigkeit erfahren hätten.
"Die größte Gefahr für den Frieden liegt nicht in Waffen wie Panzern, sondern bei Populisten, die erst brandstiften und sich dann als Feuerwehr aufführen",
betont er im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen um Hilfen für die ukrainische Armee. Über den Friedensbegriff nachzudenken, sei nicht erst seit dem Beginn des derzeitigen Krieges auf europäischem Boden wichtig.
Beiträge zur Friedensarbeit damals und heute
Auf den rund 200 Seiten findet man Beiträge zum Thema Frieden von bekannten Gesichtern aus den Reihen der Rummelsberger wie Günter Breitenbach, Herbert Lang oder Elisabeth Peterhoff. Zu einem allgemeinen Positionspapier "Friedensdiakonie" oder dem Engagement der Rummelsberger zur nuklearen Abrüstung gesellen sich dabei Essays von Diakoniewissenschaftlerin Barbara Städtler-Mach zur Bildungs- und Friedensarbeit oder von Christine Mößner über Bemühungen zum Thema Frieden aus dem Dekanat Nürnberg.
Friedensdiakonie als Leitbild des diakonischen Handelns stellt Diakon Hans-Jürgen Krauß in den Mittelpunkt. "Es kommt nicht in erster Linie darauf an, wie wir die Chancen zur Realisierung einschätzen, sondern ob wir bereit sind, über unsere biblische Beauftragung in der jeweiligen Zeit und Lebenslage gemeinsam und im Vertrauen auf Gott zu handeln", erklärt er unter dem Motto "Schöpfungsglaube statt Zeitgeist".
"Konziliarer Prozess" im Mittelpunkt
Redaktionsmitglied und Autor Diakon Siegfried Laugsch betonte, dass das Buchprojekt bereits vor dem Einmarsch russischer Truppen in das europäische Nachbarland geplant war und die Beiträge nicht nur aus Anlass des aktuellen Konflikts, sondern generell unter dem Leitgedanken des "konziliaren Prozesses" zu sehen sei, auf dem sich christliche Kirchen gemeinsam seit 1983 für den Frieden stark machen.
Nicht zuletzt sollten von den Rummelsbergern als großem evangelischem Wohlfahrtsverband Friedensimpulse nicht nur nach außen, sondern auch in die eigene Gemeinschaft gehen. Die habe sich in der jüngeren Vergangenheit oft mit Personal- und Leitungsfragen, und damit mit sich selbst beschäftigt. Es täte gut, anhand der eigenen Geschichte und dem Thema "Frieden" wieder zu entdecken, welche guten Werke unter Beteiligung der Rummelsberger geleistet wurden.
Laugsch beleuchtet in einem seiner Beiträge unter anderem den bereits Ende der 1960er-Jahre an der KZ-Gedenkstätte Dachau aufgenommenen Dienst über den Einsatz für Kriegsdienstverweigerer bis hin zur Gründung der Stiftung "Wings of Hope", mit der die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern kriegstraumatisierte Kinder und Jugendliche unterstützt.
Das Buch ist aus Gründen der Nachhaltigkeit nur in kleiner Stückzahl gedruckt worden und kann als E-Paper unter hier kostenlos heruntergeladen werden.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden