Die Opfer-Initiative "München erinnern" wünscht sich mit Blick auf den sechsten Jahrestag des rassistischen Terroranschlags im Münchner Olympia-Einkaufszentrum OEZ an diesem Freitag (22. Juli) mehr öffentliches Bewusstsein für die Tat. 

Anschlag ernst nehmen und Konsequenzen ziehen

"Wir wollen, dass München diesen Anschlag ernst nimmt und Konsequenzen zieht", heißt es auf der Webseite der Initiative. Die Namen der neun Opfer dürften nicht vergessen werden.

"Es darf nicht weiter verschwiegen werden, dass es sich bei der Tat um rechten Terror, antimuslimischen Rassismus und Antiziganismus gehandelt hat." 

Dafür wolle und werde man gemeinsam kämpfen.

Man setze sich weiter dafür ein, dass die Opfer nicht nur am Jahrestag erinnert würden, sondern dass sie und ihre Geschichten Bestandteil des öffentlichen Bewusstseins seien. Die Forderungen der Angehörigen nach einem angemessenen Gedenken und nach einem Raum für Austausch und Aufarbeitung sollten erfüllt werden. "Wir wollen, dass dieser Anschlag auch bundesweit als rechter Terror anerkannt und benannt wird", heißt es weiter.

Attentat wurde zunächst als Amoklauf behandelt

Am 22.Juli 2016 wurden am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München neun Menschen ermordet: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Hüseyin Dayıcık (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre).

Von Ermittlern und Medien war die Tat zunächst als Amoklauf bezeichnet worden, obwohl der Attentäter David S. sich den fünften Jahrestag des Anschlags von Anders Breivik in Utoya/Norwegen für seinen Angriff ausgesucht hatte.

Erst 2019 hatten die MDR-Autoren Christian Bergmann und Marcus Weller mit ihrem Fernsehbeitrag "FAKT: OEZ München" eine offizielle Neubewertung der Tat angestoßen. Darin spürten sie der Frage nach, ob es sich bei dem Anschlag im Münchner Olympia-Einkaufszentrum 2016 um einen Amoklauf oder die Tat eines Einsamer-Wolf-Rechtsterroristen gehandelt hatte, und hinterfragten die Rolle der Ermittlungsbehörden. 

Angehörige fordern Gedenkort

Für die Angehörigen sei es unerträglich, dass in der McDonald's-Filiale im OEZ, wo ihre Liebsten ermordet worden seien, nun wieder Burger und Pommes serviert würden, erklärt die Initiative "München erinnern" auf Instagram. "Sie fordern, dass dieser Ort zu einem Gedenkort wird."

Außerdem wollten sie sicherstellen, dass die Gräber der Ermordeten erhalten und gepflegt würden. In Hanau, wo im Februar 2020 ein rassistischer Attentäter zehn Menschen tötete, sei dies bereits von der Stadt garantiert. 

Die Initiative ruft am 22. Juli 2022 zu einem Trauermarsch in der Münchner Innenstadt auf. Dieser beginnt um 14.30 Uhr am Odeonsplatz. Um 17.30 Uhr ist eine Gedenkveranstaltung am Tatort des Attentats geplant.

Gedenkveranstaltung vor dem OEZ München