Wie ist das Projekt "Sichere Wiesn" entstanden?

Kristina Gottlöber: Die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen* und Frauen*" entstand 2003, da im Vorjahr sehr viele sexuelle Übergriffe auf dem Oktoberfest angezeigt wurden. Damals schlossen sich die drei Münchner Einrichtungen AMYNA e.V., IMMA e.V. und die Beratungsstelle Frauennotruf zusammen, um auf das Tabuthema sexuelle Gewalt aufmerksam zu machen, die Stadtgesellschaft zu sensibilisieren und Hilfe für betroffene Mädchen* und Frauen* anzubieten.
 

Wie sind Ihre Erfahrungen bisher auf der Wiesn, nehmen viele Frauen* das Angebot an?

Gottlöber: In den vergangenen 18 Jahren ist die Nachfrage am "Safe Space" nach Hilfe und Unterstützung kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile beraten wir an 16 Wiesntagen rund 300 Besucherinnen - Tendenz steigend. Und auch dieses Jahr zeichnet sich bislang nicht ab, dass die Nachfrage nachlässt. Wir sind aktuell genauso intensiv nachgefragt wie 2019 bei der letzten Wiesn.


Was ist Ihre Botschaft für Männer* auf der Wiesn?

Wir wünschen uns von Männern*, dass sie respektvoll flirten und feiern und die Grenzen von Mädchen* und Frauen* achten. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf das eigene Verhalten, sondern meint auch oftmals, dass es wichtig ist, anderen Männern, die sich übergriffig oder gewaltvoll verhalten, die Solidarität zu entziehen. Sprich: Wenn ein Kumpel oder Kollege (oder natürlich auch ein Fremder) eine Wiesnbesucherin belästigt, nicht einfach wegzusehen oder darüber zu lachen, sondern den Mann konkret aufzufordern, das Verhalten zu unterlassen oder (je nach Situation) auch einzuschreiten.


Wie können Menschen das Projekt unterstützen?

Wir freuen uns vor allem, wenn Menschen auf uns aufmerksam werden und anderen von unserem Angebot berichten. Außerdem ist es toll, wenn Wiesnbesucher*innen, die ein Mädchen*/eine Frau* in einer Notlage antreffen, sie zum Safe Space begleiten. Wer möchte, kann uns natürlich auch finanziell mit einer Spende unterstützen.