Seit Monaten bestimmen Existenzängste viele Gespräche bei der Telefonseelsorge. "Das bleibt auf einem hohen Level", sagte der Beauftragte für Telefonseelsorge der hannoverschen Landeskirche, Daniel Tietjen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Hintergründe sind der Krieg in der Ukraine sowie Inflation, drohende Rezession, Energie- und Klimakrise.

"Was jetzt angesichts der Abgründe immer öfter mitschwingt, ist auch die Angst, die Hoffnung zu verlieren," berichtete Tietjen.

Zwar stehe die Angst vor einem Krieg und speziell vor einem Atomkrieg nicht im Vordergrund der Gespräche, betonte Tietjen, der auch die Telefonseelsorge Elbe-Weser mit Sitz im niedersächsischen Bad Bederkesa leitet.

"Aber diese Angst spielt natürlich eine Rolle, sie ist präsent, auch durch die tägliche Berichterstattung in den Medien."

Doch egal, um welches Thema es gehe, den Mitarbeitenden der Telefonseelsorge am Hörer sei es zunächst wichtig, die geäußerten Sorgen nicht wegzuwischen, sondern ernst zu nehmen.

"Dem Reden Raum geben"

In einem zweiten Schritt könne man schauen, wie sich der Blick ändern lasse, um die Hoffnung nicht zu verlieren, was Kraft gebe und trage, ergänzte Tietjen und betonte: "Wir wollen dem Reden Raum geben. Wenn wir im guten Gespräch bleiben und uns andere Meinungen zumuten, dann ist das auch für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie wichtig."

Ein weiterer hilfreicher Gedanke in diesen Zeiten sei es, die Informationsflut zu reduzieren. "Auch wenn heute zu jeder Uhrzeit ein Nachrichten-Update verfügbar ist, kann ich nur empfehlen, diese bewusster anzugehen", sagte Tietjen. Auch Bewegung wie Spazierengehen könne helfen, um den Kopf freizubekommen und sich nicht den ganzen Tag mit möglichen Sorgen zu beschäftigen.

Telefonseelsorge mit mehr als 7.700 Ehrenamtlichen

Zum bundesweiten Netzwerk der Telefonseelsorge gehören 104 Stationen mit mehr als 7.700 Ehrenamtlichen. Neben Gesprächen am Telefon sind auch Kontakte über Chat und Mail möglich. Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten. Die anfallenden Gesprächsgebühren übernimmt die Deutsche Telekom als Partnerin der Telefonseelsorge.

Telefonseelsorge

Sie erreichen die Telefonseelsorge unter:
Telefon (0800) 111 0 111 oder
Telefon (0800) 111 0 222

Oder online per Mail und Chat unter www.telefonseelsorge.de

Krisen Kompass: die App der Telefonseelsorge zu Soforthilfe, Kontakten und Unterstützung bei Suizid

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