Seit 1857 gibt es die Feuerwache in der Eyber Straße in Ansbach. Tilman Wörrlein, zweiter Kommandant und Stadtbrandinspektor, blickt auf die Umbrüche der vergangenen Jahrzehnte zurück. Seit 26 Jahren ist Wörrlein selbst mit dabei.

Die Feuerwehr von damals könne man "nicht vergleichen mit der von heute", sagt er. Die Feuerwehr Ansbach hat elf Angestellte - die rund 700 Einsätze pro Jahr wären ohne die mehr als 100 Ehrenamtlichen nicht zu schaffen.

Es fehlen ungefähr 5.000 Feuerwehrleute

"Zu unseren besten Zeiten hatten wir 130 Freiwillige", sagt der 41-jährige Wörrlein. Die Zahl sinke schon seit Jahren kontinuierlich. Doch auch bei den Berufsfeuerwehren sieht es nicht wirklich besser aus: Aktuell fehlen in Deutschland ungefähr 5.000 Feuerwehrmänner und -frauen. Bis zum Jahr 2025 muss diese Lücke gefüllt werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sagen Experten. Den Berufsfeuerwehren steht nämlich nicht nur eine größere Ruhestandswelle bevor.

Arno Dick, Gewerkschaftssekretär des Fachvorstands Bereich Feuerwehr bei Verdi in Berlin, erläutert dem Sonntagsblatt:

"Uns fehlen etwa ein Siebtel der Leute."

Dafür gebe es eine Vielzahl an Gründen. Unter anderem auch, dass bis zu 48 Wochenstunden nicht besonders attraktiv sind. Der mancherorts vorhandene Personalmangel führe dazu, dass weitere Feuerwehrleute den Beruf verlassen, sagt Dick. Als Grund werde meist die zu hohe Arbeitsbelastung genannt.

Krisensicherer Beruf, trotzdem sinkender Zulauf

Der Ansbacher Stadtbrandinspektor Wörrlein kann den sinkenden Zulauf nicht verstehen.

"Es ist ein toller, krisensicherer Beruf. Zusätzlich wird er attraktiv durch die Chance auf Verbeamtung."

Er sieht aber auch die Hürden: "Es bedarf einer gewissen Grundfitness, um die Einstellungstests zu meistern." Da jede Gemeinde eine Feuerwehr stellen muss, kann sie im Notfall auch die Einwohner zum Dienst zwangsverpflichten. "Meines Wissens ist dieser Fall noch nie eingetreten", sagt dazu Dick.

Die Freiwilligen Feuerwehren funktionierten, "wo die Menschen innerhalb des eigenen Wohnorts auch arbeiten und im Notfall vom Arbeitgeber freigestellt werden", sagt der Verdi-Experte. Um Großstädte herum, wo es viele Pendler gebe, muss man hingegen die Berufsfeuerwehr ausbauen. "Wie in allen Vereinen ist eine frühe Bindung wichtig", sagt Wörrlein. Bei den "Ansbacher Feuerdrachen" - eine von bayernweit rund 1.000 Kinderfeuerwehren - wecke man beizeiten die Begeisterung für die Feuerwehr.

Bayern steht noch gut da

Die Nürnberger Soziologie-Professorin Doris Rosenkranz von der Technischen Hochschule sagt, von den ungefähr 326.000 Feuerwehrdienstleistenden in Bayern seien rund 315.000 Freiwillige. Bayern stehe im Vergleich mit anderen Bundesländern weiter gut da. Wegen des demografischen Wandels müssten aber neue Zielgruppen gewonnen werden. Bei Frauen scheint das schon zu klappen: Waren es im Jahr 2011 noch rund 25.000 Feuerwehrfrauen, so sind es zehn Jahre später bereits 34.000.

"Das Tätigkeitsfeld der Feuerwehr hat sich in den letzten Jahren stark verändert", sagt Wörrlein. So seien es nun hauptsächlich technische Hilfsleistungen, die den Großteil der Einsätze ausmachen und seltener der klassische Hausbrand.

"Elektrogeräte werden immer sicherer und fast jede Wohnung hat einen Rauchmelder."

Die Zahl der Katastrophenschutzeinsätze hingegen nehme zu. Wörrlein wird vom Alarmgong unterbrochen. Es ist bereits der zweite Einsatz für ihn an diesem Morgen.