Die VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert, den Frauentag am 8. März zum bundesweiten gesetzlichen Feiertag zu machen. Damit würde mehr Aufmerksamkeit auf die Situation und die Rechte der Frauen gelenkt, sagte die Präsidentin des Sozialverbands den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag).

Frauen erführen in Deutschland nach wie vor jeden Tag aufs Neue, dass sie nicht wirklich gleichberechtigt seien. "Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, arbeiten häufiger in Niedriglohn-Jobs, haben in der Folge niedrigere Renten, sind seltener in Führungspositionen und leisten im Privatleben viel mehr unbezahlte Sorgearbeit", kritisierte Bentele.

Der Frauentag ist derzeit nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gesetzlicher Feiertag.

Scharf: "Frauenrechte sind Menschenrechte"

Auch weitere Vertreterinnen aus Politik und Verbänden haben anlässlich des Internationalen Frauentags an diesem Freitag (8. März) mehr Solidarität und mehr Gleichberechtigung gefordert. Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) lenkte den Blick auf die Situation der Frauen in aller Welt: "Wir müssen uns mit Frauen über Grenzen hinweg solidarisch zeigen und ein klares Zeichen für die Rechte von Frauen setzen", sagte Scharf laut einer Mitteilung vom Donnerstag. Frauenrechte seien Menschenrechte - und gerade in Kriegen und Konflikten würden diese Rechte eklatant verletzt: "Frauenkörper werden zu Kriegsinstrumenten. Das ist unerträglich."

Die stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Verena Di Pasquale, wies auf die oftmals prekäre wirtschaftliche Situation von Frauen auch im reichen Bayern hin: 1,3 Millionen Frauen in Bayern arbeiteten in Teilzeit, mehr als 800.000 in einem geringfügig entlohnten Job:

"Jede dritte erwerbstätige Frau kann aus ihrem eigenen Erwerbseinkommen nicht einmal ihren unmittelbaren Bedarf decken."

Das heißt, sie habe für Miete, Lebensmittel und Co. nicht genügend Geld. Zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen schafften es zudem nicht, Geld für Alter oder Arbeitslosigkeit zurückzulegen.

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) wiederum kündigte an, in diesem Jahr einen Fokus ihrer Arbeit auf die Mädchen- und Frauengesundheit legen zu wollen. Sie wolle sich mit Ärztinnen und Ärzten, Influencerinnen und Influencern zusammensetzen, um "für die gesundheitlichen Herausforderungen von Mädchen" mehr Aufmerksamkeit zu schaffen. Es gebe gesundheitliche Besonderheiten und Krankheiten, von denen nur Frauen betroffen seien, erläuterte Gerlach: "Um die Gesundheit von Frauen zu verbessern, müssen wir auf ihre Besonderheiten aufmerksam machen."

Frauentag am 8. März

Zum Internationalen Frauentag am 8. März gehen Frauen weltweit für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Erste Anregungen kamen von Frauendemonstrationen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den USA. Die Startinitiative folgte dann aus der sozialistischen und sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg (1914-1918). 1910 beschloss die Sozialistische Internationale der Frauen in Kopenhagen, jedes Jahr mit einem Aktionstag den Kampf der Frauen für mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen voranzutreiben.

Bereits im März 1911 gingen rund eine Million Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz auf die Straßen. Erste Forderung war das Frauenwahlrecht, das in Deutschland 1918 durchgesetzt wurde. Am 19. Januar 1919 konnten Frauen erstmals an einer landesweiten Wahl teilnehmen, als eine verfassunggebende Nationalversammlung gewählt wurde. Die Frauen kämpften zudem für kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn, niedrigere Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung und legalen Schwangerschaftsabbruch.

Unter der NS-Diktatur verboten

Während des Ersten Weltkriegs und unter der NS-Diktatur war der "sozialistische" Feiertag verboten. Die Nationalsozialisten propagierten stattdessen den Muttertag, der ihrem Frauenbild eher entsprach. Doch im Untergrund lebte der Frauentag weiter: Wer am 8. März seine rote Wäsche im Fenster auslüftete, gab damit ein politisches Statement ab.

Nach 1945 entzweite der Kalte Krieg auch den Frauentag. Im Westen verlor er an Bedeutung, wurde dann vor allem von der Frauen- und Friedensbewegung ab Ende der 60er Jahre begangen. In der DDR entwickelte sich der 8. März vielfach zum "sozialistischen Muttertag", an dem Kinder der Mutter Blumen oder selbst gemalte Bilder schenkten. 1977 führten die Vereinten Nationen den Weltfrauentag als offiziellen UN-Tag ein. Das Land Berlin führte 2019 den Frauentag als gesetzlichen Feiertag ein, auch in Mecklenburg-Vorpommern ist der Frauentag mittlerweile ein Feiertag.

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