Lorenz Rager blickt auf eine lange Berufserfahrung als Bäcker zurück. "In den 30 Jahren, seitdem ich die Bäckerei führe, habe ich noch nie so eine Krise erlebt", sagt er. Die Ansbacher Traditionsbäckerei ist seit hundert Jahren in Familienbesitz. "Ich dachte, Corona wäre das Schlimmste gewesen, aber ich wurde eines Besseren belehrt", sagt der 55-Jährige, der die Bäckerei gemeinsam mit seiner Ehefrau Elvira betreibt.

Auch treue Kunden sorgen sich um wirtschaftliche Lage

Die Preise hat er in diesem Jahr bereits erhöht, doch eine weitere Anhebung müsse bald folgen.

"Die Frage ist: Was kann ich erhöhen? Und was müsste ich erhöhen?"

Mit Blick auf die Konkurrenz, wie Lebensmittel-Discounter, müsse er abwägen, ob eine Preiserhöhung tragbar sei. "Wir haben generell sehr treue Kunden", betont Rager. Doch auch unter seiner Kundschaft höre er die Sorgen durch die aktuelle wirtschaftliche Lage heraus.

Der Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das bayerische Bäckerhandwerk, Stephan Kopp, bestätigt:

"Im Kleinen fangen viele Kunden immer als Erstes an, zu sparen."

So seien die Kundenzahlen in manchen Betrieben um 20 Prozent zurückgegangen. "Hier müssen wir noch mehr mit Qualität und Regionalität der Handwerksprodukte punkten", sagt Kopp.

Rohstoffpreise verdoppeln sich teilweise

Die Inflation bekomme Rager unter anderem in Form gestiegener Rohstoffpreise zu spüren. "Der Mehlpreis hat sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt. Auch Butter, Zucker und Milch werden immer teurer", sagt er. Doch das größte finanzielle Problem stellen die Energiepreise dar. "Ich zahle momentan 5,5 Cent pro Kilowattstunde Gas", sagt der Ansbacher. Aktuell bekomme er nicht mal ein Angebot für einen neuen Preis.

"Wir befinden uns im Blindflug."

Er befürchtet eine Verzehnfachung des Preises, sobald sein Vertrag ausläuft.

Was helfen kann

Ein Mitarbeiter des Münchner Energieberatungsunternehmens PLP Konzept GmbH sagte dem Sonntagsblatt:

"Durch die derzeit steigende Tendenz der Energiepreise sind Einsparungen wertvoller denn je."

Mögliche Maßnahmen für Bäckereien und andere kleine und mittelständische Unternehmen seien die Verwendung von LED-Technologie, Wärmerückgewinnung und die richtige Instandhaltung der Geräte. Auch eine bedarfsgerechte Nutzung durch Mitarbeiter sei sinnvoll. "Also ungenutzte Verbraucher immer sofort abschalten", sagt der Energieberater.

Zuversichtlich trotz Ungewissheit

Die Ansbacher Bäckerei Völklein gibt es bereits seit dem Jahr 1897. Werner Völklein betreibt die Bäckerei gemeinsam mit seiner Frau Karin. "Wir wissen nicht, was im Winter auf uns zukommt", sagt er. In den inzwischen 27 Jahren, seit er das Unternehmen führe, habe es immer Krisen gegeben: "Vom Konkurrenten, der uns direkt vor die Nase platziert wurde, bis hin zur Weltwirtschaftskrise. Aber eine so schnelle Preissteigerung haben wir noch nie erlebt", sagt der Ansbacher. Er bleibe aber zuversichtlich:

"Wir werden auch das schon irgendwie meistern."

Die von der Bundesregierung beschlossene Gaspreisbremse soll für kleine und mittlere Unternehmen erst ab März 2023 greifen. Nach Ansicht des Bayerischen Handwerkstags (BHT) sei dies deutlich zu spät. "Damit tut sich für viele energieintensive Betriebe des Handwerks eine Entlastungslücke auf", sagt BHT-Präsident Franz Xaver Peteranderl:

"Die Gaspreisbremse muss wie für die Industrie auch für unsere Betriebe bereits ab Januar 2023 gelten."

Ebenso sei eine Ausweitung der Härtefallhilfen auf das energieintensive Handwerk erforderlich. Täglich bekomme Peteranderl Zuschriften von Bäckern, aus denen die blanke Existenzangst spreche.

Stromsparen reicht nicht

Die Würzburger Bio-Bäckerei Thyen wird seit 1993 von Andreas und Alexandra Thyen geführt. "Mit jeder neuen Lieferantenrechnung kommen neue, höhere Preise", sagt Alexandra Thyen. Die Kosten könne sie nicht komplett auf die Kunden übertragen: "Wir können nicht jede Woche die Preise erhöhen. Wir wollen schließlich, dass unsere Kunden weiterhin zu uns kommen. Die monatliche Abschlagszahlung für Strom ist von 700 Euro auf 3.000 Euro gestiegen", sagt die Bäckerin. Gas komme noch hinzu.

"Nur mit Stromsparen ist es nicht getan",

sagt sie. Ans Aufhören denkt das Ehepaar dennoch nicht: "Wir wollen nicht aufgeben, wir können nicht aufgeben."