Spalatin-Kenner Martin Burkert führt Touristen und Freunde gerne durch seine Heimatstadt mit den Kirchen und den Denkmälern, die an den engen Vertrauten des Kurfürsten Friedrich des Weisen erinnern. Der sächsische Kurfürst war damals der mächtigste Mann nach dem Kaiser. Der vom Papst als Ketzer gebannte Luther sollte in Worms eigentlich nur seine Thesen widerrufen – was er bekanntlich nicht tat. Der Kaiser belegte ihn nach seiner mutigen Rede mit der Reichsacht. Unvergessen blieb bis heute sein Bekenntnis: "Hier stehe ich – ich kann nicht anders – Gott helfe mir – Amen."

Spalatin als "Backstager" in Worms

"Spalatin war der Backstager bei dieser Geschichte", beschreibt Burkert die Rolle des unehelichen Sohns (angeblich des Rotgerbers Georg Burghardt). Er hatte als Geheimsekretär und geistlicher Berater des Kurfürsten eine Art Scharnierfunktion. In der Schaltzentrale der Macht war er der wichtigste Fürsprecher der Gedanken Martin Luthers und der Reformation. Spalatin war es auch, der Luther nach dem Wormser Reichstag zu dessen eigenem Schutz auf die Wartburg entführen ließ.

Zeitlebens litt er an seiner Herkunft und gab sich wohl auch deshalb den latinisierten Namen Spalatinus: der kleine Mann aus Spalt. "Ohne sein raffiniertes diplomatisches Geschick hätte Luther sicher nicht vor dem Kaiser sprechen können", meint Burkert, der seit rund 20 Jahren in Spalt lebt und als Mitglied der Altstadtfreunde und des Heimatvereins eine Biografie Spalatins geschrieben hat. Er ist auch Mitinitiator des rund 20-minütigen Films "Spalt, Spalatin, Luther", in dem Mitglieder der Vereine das Wirken Spalatins und die geschichtlichen Stätten der Stadt herausstellen.

Deutlich wird: Auch wenn Spalatin, ein Chorherr des St. Georgenstifts zu Altenburg, Historiker und "rechte Hand" des Kurfürsten vielleicht mit Luthers Ideen nicht immer zu 100 Prozent übereinstimmte, nutzte er die Stimmung im Volk aus, in dem es schon 1521 gewaltig brodelte, was letztlich in die Bauernkriege 1525 einmündete. Luther war in aller Munde. Nach dem Bauernkrieg, bei dem er überdeutlich gegen die Bauern agierte, war seine Beliebtheit stark gesunken. "Hätte Spalatin dem Reformator vor 500 Jahren nicht den Weg geebnet, wer weiß, wie die Geschichte der Reformation weitergegangen wäre?", meint Burkert.

Film an Spalatin-Stätten gedreht

Eigentlich habe er in diesem Jahr das 500-Jahr-Jubiläum der Rede Martin Luthers vor dem Reichstag in Worms zum Anlass nehmen wollen, die Rolle Spalatins dabei zu würdigen und eine Veranstaltung zu planen. "Wegen des immer wieder fortgesetzten Lockdowns einfach aber immer weiter verschieben", war den Altstadtfreunden zu wenig. "Wir wollten etwas anderes als Inzidenzzahlen bieten", beschreibt er die Idee zum Film. Erleichtert worden sei der Plan, da man mit der Familie Schurz aus Spalt – wie bereits bei einem ersten Videoprojekt – sehr gute Regisseure an der Hand hatte, die auch Drohnenaufnahmen der Stadt Spalt miteinfließen ließen. Gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Wilhelm Wechsler stellte Burkert den Plan mit Einspielungen besonderer Spalatin-Stätten auf. Die Erklärungen und ihre Bedeutung trugen Spalter Bürger vor. Das Ergebnis ist eine gemeinsame Hommage an Spalatin und eine Liebeserklärung an Spalt, bei der auch der Heimatverein eingebunden wurde.

Im Nikolausgarten Spalt findet am Mittwoch, 21. Juli, um 17.30 Uhr ein "Religionsgespräch Worms-Wartburg" direkt an der Nikolauskirche statt. Martin Burkert führt in die Geschichte vor 500 Jahren ein. Die Altstadtfreunde Spalt konnten den ehemaligen bayerischen evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich gewinnen, der das Ereignis aus evangelischer Sicht darstellt, während der Bischof von Augsburg Bertram Meier die katholische Seite vertritt. Info und Anmeldung unter www.altstadtfreunde-spalt.de. Den Film ansehen kann man sich unter www.youtube.com/watch?v=HyHW5uuvfv0