Herr Greiner, in der evangelischen Kirche gibt es rund 2.500 Ehrenamtliche, die in Gottesdiensten predigen. Mit welcher Motivation kommen die Menschen zum Gottesdienstinstitut?

Gottfried Greiner: Viele werden in der Gemeinde einfach von ihren Pfarrerinnen oder Pfarrern angesprochen. Das ist aber nur der äußere Anlass. Einige sagen dann, dass sie schon lange darauf gewartet haben, dass sie gefragt werden. Da gibt es eine innere Bewegung, etwas von ihrem Glauben weiterzugeben. Die Landeskirche unterstützt das durch die Ausbildung zu Lektoren oder Prädikanten. Viele Menschen sagen auch nach der Ausbildung, dass sie viel für ihren Glauben mitbekommen haben. Es ist also auch Glaubensbildung, was die Leute dort erfahren. Und wir könnten unser Gottesdienstangebot ohne die Ehrenamtlichen gar nicht aufrechterhalten. Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Gottesdienste werden nicht von Pfarrern, sondern von Ehrenamtlichen gestaltet.

"Wir müssen die Leute nicht auffordern, irgendetwas zu tun oder zu denken oder zu glauben."

Was macht eine gute Predigt aus?

Sie muss etwas von der Heiligen Schrift erzählen. Wir müssen die Leute nicht auffordern, irgendetwas zu tun oder zu denken oder zu glauben, sondern wir müssen erzählen von dem, was Gott für uns getan hat. Wenn es gut geht, berührt eine Predigt die Menschen. Sie muss etwas bedeuten für die Menschen, die reden und die hören, dann ist sie hilfreich und heilsam. Beim Vortrag ist es wichtig, dass man in Kontakt mit sich selbst, dem Manuskript und den Menschen ist. Dafür muss man die Menschen anschauen und ihre Reaktionen wahrnehmen.

Woran erinnern Sie sich nach Ihren Jahren am Gottesdienstinstitut besonders gern?

Es gibt schöne Erinnerungen aus unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel an persönliche Begegnungen. Besonders schön war es auch, wenn Menschen nach dem Kurs zu mir gesagt haben, dass sie gelernt haben, dass man die Bibel in aller Freiheit und trotzdem mit einem tiefen Glauben lesen und verstehen kann. Wo Menschen in ihrem Glauben spürbar ein oder zwei Schritte weitergekommen und sprachfähig geworden sind. Ein Highlight waren auch immer die Gottesdienste am Ende der Kurse, die die Ehrenamtlichen selbst gestalten. Die zeigen die Gemeinschaft im Kursgefüge, berühren und sind einfach schöne Gottesdienste.

Lektoren und Prädikanten in der evangelischen Kirche

Lektoren und Prädikanten sind ehrenamtliche Frauen und Männer, die Gottesdienste gestalten. Sie können alle möglichen Berufe haben und werden für ihre Arbeit in der Gemeinde ausgebildet. Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Gottesdienste innerhalb der bayerischen evangelischen Landeskirche werden nicht von Pfarrern, sondern von Ehrenamtlichen gestaltet.

Lektoren sind laut der evangelischen Landeskirche Laien mit theologischer Grundbefähigung. Sie halten Gottesdienste anhand von fertigen Lesepredigten, die sie vortragen. An vier Wochenenden lernen die Teilnehmenden Grundlegendes zum Gemeinde- und Amtsverständnis, zum Alten und Neuen Testament, zum Bekenntnis und Kirchenjahr. In weiteren vier Wochenenden praktischer Ausbildung lernen und üben sie, wie sie die Liturgie ansprechend und sicher gestalten können und wie sie mit einer Lesepredigt frei und spannend sprechen. Am Ende steht ein Prüfungsgespräch.

Die Ausbildung zum Prädikanten kann erst nach der Lektorenausbildung beginnen. An vier Wochenenden wird über das Gottes- und Menschenbild, die Predigt alttestamentlicher Texte, über Ethik in der Predigt, über Abendmahls- und Beichttheologie, über den Heiligen Geist und die Eschatologie gesprochen. An vier weiteren Wochenenden werden das Predigtschreiben und Predigthalten sowie das Gestalten der Abendmahlsliturgie gelernt und geübt. Nach dem Kurs muss jeder einen Prüfungsgottesdienst absolvieren.

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