Mit dem 6. Januar wartet der nächste Festtag in unserem Kirchenjahreskreis: Epiphanias.  Ein Tag, der mit so vielen unterschiedlichen Traditionen und Begrifflichkeiten daher kommt. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Tag?

Wer waren die Herrschaften, die das Jesuskind angebetet haben?

Klar ist, es hat etwas mit den Heiligen Drei Königen zu tun. Oder doch nicht? Denn von Königen ist in der Geburtsgeschichte im Matthäusevangelium eigentlich gar nicht die Rede. Also wer waren dann die Herrschaften, die das Jesuskind in Bethlehem besucht und angebetet haben? Und wie sind daraus die Heiligen Drei Könige geworden? Und was haben die Sternsinger-Kinder damit zu tun, die Jahr für Jahr um den 6. Januar von Haus zu Haus ziehen?

Fragen über Fragen, die so oder so ähnlich von meinen Relikindern nach den Weihnachtsferien an mich gestellt werden, wenn wir gemeinsam über Epiphanias sprechen. Und ich möchte auskunftsfähig sein und die Fragen meiner Schüler und Schülerinnen beantworten können. Deshalb gibt es heute im Sinne des allseits bekannten Checker Tobis  einen "Heilig-Drei-Königs-Check".

Das verrät ein Blick in die Bibel

Zunächst ein Blick in die Bibel. Anders als bei Lukas, der von der Geburt des Retters für die Armen und Schwachen berichtet, lenkt das Matthäusevangelium den Blick auf den neuen König. Im Matthäusevangelium finden wir die Grundlage für die Traditionen und Legenden rund um die Heiligen Drei Könige.

Allerdings sind es laut dem griechischen Urtext Magier aus dem Osten (griechisch "Magoi"), die sich auf die Suche nach dem neuen König machen, der Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen bringen soll. Die Magier hatten damals unter anderem die Aufgabe, die Gestirne zu erforschen, um zum Beispiel den bestmöglichen Zeitpunkt der Aussaat für die Menschen in der Hochwasserregion zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris zu bestimmen.

Magier, Himmelsforscher, Sterndeuter

Die Magier waren also auch Himmelsforscher und Sterndeuter. Daher liegt es auch nahe, dass sie circa im Jahr 7 vor Christus eine Konjunktion der beiden Planeten Saturn und Jupiter gesehen haben. Archäologen und Astronomen unserer Zeit bestätigen dieses außergewöhnliche Himmelsspiel der Planeten: Ein besonders heller Stern am Himmel war zu sehen. Der Saturn als Stern der Juden und Jupiter als Stern der Könige.

Für die Sterndeuter war klar: Ein neuer König der Juden muss geboren worden sein. Nach ihrem Umweg und Irrweg nach Jerusalem in den Königspalast und der Begegnung mit König Herodes, der auf keinen Fall seinen Königsthron für einen neuen König räumen möchte, kommen die Magier in Bethlehem an. Der Stern hat ihnen den Weg zum neuen König gezeigt. Sie beten das Jesuskind an und überbringen ihre Geschenke. So finden wir die Worte im 2. Kapitel bei Matthäus.

So wurden aus den Sterndeutern Könige

Nicht lange hat es gedauert, bis in den Überlieferungen aus den Sterndeutern Könige wurden. Sicher auch aufgrund der alttestamentlichen Texte, auf die im Matthäusevangelium immer wieder Bezug genommen wird. So wird im Psalm 72 von Königen gesprochen, die den König Israels anbeten und Geschenke überbringen. Im Evangelium bei Matthäus werden die drei Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe erwähnt. Wertvolle Geschenke, die nur einem König gebühren. Die drei Geschenke ließen später in den Legenden die Schlussfolgerung von drei Geschenkgebern zu. Die drei Könige bekamen dann mit der Zeit auch Namen: Caspar, Melchior, Balthasar. Dabei standen die Könige für die bis damals bekannten Kontinente: Europa, Asien und Afrika. Und auch für alle Generationen, da den Dreien unterschiedliche Alter zugeschrieben wurden.

Luther und "die Weisen aus dem Morgenland"

Die Begrifflichkeit "die Weisen aus dem Morgenland" verwendete Martin Luther in seiner Bibelübersetzung und prägte diesen Begriff.  Vor der Einführung des Weihnachtsfestes am 25. Dezember wurde am 6. Januar die Erscheinung Jesus gefeiert – daher auch der Name Epiphanias (= Erscheinung).

Eng verbunden mit dem 6. Januar ist auch die Tradition des Sternsingens, die in der Zeit des Mittelalters entstanden ist. Sammeln von Spenden und das Segnen des Hauses mit dem Segenswort an der Haustüre.
Für mich ist der Epiphanias-Tag ein gutes Beispiel, um mit den Kindern und Jugendlichen im Religionsunterricht einmal ganz genau hinzuschauen und gemeinsam zu erforschen:

Was steht in der Bibel und was sind die Traditionen und Legenden, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind?  Beides hat seine Berechtigung und beides darf sein, aber mir persönlich ist es wichtig, dass ich in meinem Religionsunterricht den Unterschied zwischen Bibel und Legende aufzeige und deutlich mache.

Weitere Ideen und Tipps für den Religionsunterricht findet ihr auf meinem Instagramaccount: frau_religionslehrerin