Ich habe noch gut die Worte meines ehemaligen Professors Frieder Harz im Ohr: "Nichts geht über das Erzählen im Religionsunterricht!" Er hat uns bereits früh im Studium geschult wie wichtig doch das Erzählen im Religionsunterricht ist. Und diese "früh-studentische" Prägung hält bei mir bis heute an.

Für mich ist kein anderes Schulfach als unser Religionsunterricht so prädestiniert, den Kindern über spannende und berührende Erzählungen Unterrichtsinhalte nahe zu bringen. Ein großes Pfund mit dem wir Religionslehrkräfte arbeiten können. Die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament bieten uns hier auch eine große Auswahl. Erzählungen sind ein großer Schatz im Religionsunterricht und ich möchte ermutigen diesen Schatz den Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen und zu öffnen.

"Erzählen ist eine Typfrage. Ich kann das nicht."

Diesen Satz höre ich aber immer wieder. Und ja, es kostet für viele Lehrkräfte erst einmal Überwindung sich vor einer Klasse als erzählende Person zu präsentieren. Freies Erzählen mit vollem Einsatz des Körpers mit Mimik und Gestik – oder auch die Stimme als Instrument kostet Energie und vor allem auch die Vorbereitung einer gut durchdachten Erzählung. Das Vorlesen einer Geschichte aus der Kinderbibel wäre da viel einfacher. Aber ich möchte hier gerne allen Religionslehrkräften den Rücken stärken:

"Übung macht den Meister oder die Meisterin."

Wir haben die Chance durch freie Erzählungen die Geschichten der Bibel für unsere Schüler und Schülerinnen lebendig zu machen. Aber wie kann ich mit meiner Erzählung die Schüler und Schülerinnen erreichen? Wie schaffe ich es meine Zuhörer und Zuhörerinnen für meine Erzählung zu fesseln?

Hier möchte ich gerne Tipps für eine gelungene Erzählung geben und die Grundausrüstung für das Erzählen im Religionsunterricht beschreiben:

  1. Atmosphäre für eine Erzählung schaffen

Bei mir im Unterricht ist die Geschichtenzeit eine besondere Zeit, für die auch gewisse Regeln gelten. So darf bei mir während meiner Erzählung niemand auf Toilette, Fragen oder Anmerkungen merken wir uns für später, keiner malt, trinkt oder ist anderweitig abgelenkt oder beschäftigt. Ich möchte, dass die Aufmerksamkeit bei mir und der Erzählung liegt. Dafür dürfen es sich die Kinder bequem machen und der Raum wird abgedunkelt. Diese Regeln führe ich mit Start des Schuljahres ein und alle Kinder wissen dann bereits nach kurzer Zeit Bescheid. So versuche ich Störungen und Unterbrechungen während der Erzählung zu minimieren und eine Zuhöratmosphäre für meine Relikinder zu schaffen.

Der Sitzkreis bietet sich natürlich für eine Erzählung an – wobei dieser durch die Corona-Pandemie gerade vielerorts nicht möglich ist. Der Beginn und das Ende der Erzählung kann mit einem Ton der Klangschale oder dem Brennen einer Erzählkerze akustisch und visuell markiert werden.  Auch ein Tuch kann den Rollenwechsel der Lehrkraft zeigen. Ich lege mir ein Tuch um, wenn ich in die Erzählrolle schlüpfe und womöglich die Rolle einer Identifikationsfigur in der Erzählung übernehme und wenn ich das Tuch abnehme, bin ich wieder aus der Rolle geschlüpft und zurück bei den Kindern als Frau Förderreuther. Hier gilt wie in jeder Phase des Unterrichts: Struktur, Ordnung und klare Regeln helfen alle Beteiligten sich auf den Unterricht und die Inhalte einzulassen.  

  1. Sprachliches Handwerkszeug

Für eine spannende Erzählung gibt es sprachliche Grundlagen, die meiner Meinung nach beachtet werden müssen, damit ich die Kinder und Jugendlichen mit meiner Erzählung erreiche: als Zeitform sollte für die Erzählung die Gegenwart gewählt werden – so sind die Kinder gedanklich direkt im Geschehen mit dabei. Insgesamt können sich die Schüler und Schülerinnen besser in die Handlung hineindenken, wenn in der Erzählung viel wörtliche Rede zwischen den Personen und viele Adjektive eingebaut werden.

Darüber hinaus sollten Wörter und Formulierungen verwendet werden, die den Kindern bekannt sind und keine zusätzlichen Fragezeichen in den Köpfen der Zuhörer und Zuhörerinnen auslösen. Natürlich sollte die Erzählung nah am Bibeltext bleiben und auch den Hintergrund der Entstehung des biblischen Textes berücksichtigen, aber die Erzählung kann natürlich mit einer bildlichen Sprache und Beschreibung der Szenerie gefüllt werden, damit die Kinder angeregt werden sich die Bilder der Erzählung vorzustellen und in die Geschichte einzutauchen. Hier ist es auch hilfreich, wenn man sich eine Rahmengeschichte bzw. eine Identifikationsfigur ausdenkt, in der die erzählende Person gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen schlüpfen kann.

Das große Bibel-Geschichtenbuch

Frieder Harz

Gelungene Beispiele für ausgearbeitete Erzählungen findet man in den neu erschienenen Erzählband "Das große Bibel-Geschichtenbuch" von Frieder Harz. Abraham und Sara, Rut, David, Jona, Bartimäus und Zachäus und viele andere mehr - in 35 Geschichten zum Vor- und Selbstlesen oder zum Nacherzählen bietet der großartige Erzähler Frieder Harz in diesem Bibel-Geschichtenbuch reichlich Ideen, die Kinderherzen höherschlagen lassen: Leben im Paradies, Versprechungen unter dem Sternenhimmel, Abenteuergeschichten von Verzweiflung, aber auch Mut und Hoffnung.

Verlag: Guetersloher Verlagshaus

Seitenzahl: 333

ISBN: 978-3579071800

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  1. Einsatz von Bildern

Hier scheiden sich tatsächlich die Meinungen. Zum Einen kann eine bildhafte Sprache und eine spannende Erzählungen bei den Kindern bereits ein "Kopfkino" möglich machen. Hier würden visuelle Unterstützungen durch Bilder eher contra-produktiv wirken und die Phantasie der Kinder einschränken.

Zum Anderen kann es aber auch Situationen geben, in denen ein Bild oder die Entstehung eines Bodenbildes eine große Unterstützung sein kann und einen Erzählmoment in der Geschichte bestärken kann.

Ich würde mir den Einsatz von Bildern gut durchdenken und das Motto "weniger ist mehr" ist hier sicherlich hilfreich. Und auch die Klassen, die uns wir mit unseren Erzählungen beschenken dürfen, sind alle so unterschiedlich in ihren Bedürfnissen. Man sollte sich immer die Frage stellen: Was braucht meine Klasse und was braucht meine Erzählung an Unterstützung?

Übrigens können auch Hörmomente in Erzählungen mit eingebaut werden, die noch einmal für einen ganz anderen Überraschungseffekt sorgen. Ich denke da an Gewittergeräusche bei der Erzählung der Sturmstillung oder auch bei Martin Luther und sein Klosterversprechen im Gewitter.

  1. Was ist meine Botschaft?

Mein erster Schritt bei der Planung einer Unterrichtsstunde ist immer zuerst meine Zielsetzung. Wo will ich hin? Welche Kompetenzen sollen in meiner Unterrichtsstunde Platz haben? Welche Botschaft und welche Inhalte verfolge ich mit meinem Unterricht? Gibt es einen roten Faden, der sich durch meine gesamte Unterrichtseinheit zieht?  "Das Ziel ist mein Weg", wenn ich diese bekannte Redewendung einmal umdrehe. Wenn mir klar ist wo ich hin möchte, kann ich danach meinen Unterricht und meine Methoden ausrichten.

Erst wenn meine komplette Unterrichtsplanung steht und ich was ich mit meiner Unterrichtsstunde erreichen möchte, schreibe ich am Emde meine Erzählung. Die Aspekte und Inhalte, die mir in dieser Stunde wichtig sind, baue ich in meine Erzählung mit ein. Und auch den Schluss meiner Erzählungen versuche ich möglichst offen zu gestalten, damit der letzte Satz bereits ein Impuls für das anschließende Unterrichtsgespräch oder die kreative Weiterarbeit ist und die Kinder zum Nachdenken angeregt werden.

Für mich ist es sehr hilfreich,  wenn ich meine Erzählungen vorher einmal zu Papier bringe und nicht "frei Schnauze" loslege. So habe ich die einzelnen Bausteine schwarz auf weiß vor Augen und kann kontrollieren, ob meine theologische Zielsetzung zu erkennen ist und ob das sprachliche Handwerkszeug passt.  

 

Mehr Einblicke in meine Arbeit und Tipps und Ideen für den Religionsunterricht gibt es auf meinem Instagramkanal: frau_religionslehrerin

Wir verlosen 3 Exemplare von "Das große Bibel-Geschichtenbuch" von Frieder Harz unter allen Einsendungen – hier registrieren:

 

Gewinnspiel "Das große Bibel-Geschichtenbuch"

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