Wenn man das Wort "Gottesdienst" hört, denkt man oft als erstes an den Sonntagmorgen in der Kirche. Aber Gottesdienst findet nicht nur sonntags in der Kirche statt, sondern auch in der Schule bzw. mit der Schulgemeinschaft. An vielen Schulen – egal um welche Schulart es sich handelt – werden regelmäßig Schulgottesdienste gefeiert. Schulanfang, Segnung der neuen Erstklässler*innen, Weihnachten, Ostern, Segnung der Schulabgänger*innen, Schuljahresende, usw. Anlässe gibt es viele.
Schulgottesdienste sind ein besonderer Schatz inmitten des Schulalltags. Vielerorts wird sich sicher gerade bereits der Kopf über den bald stattfindenden Schulanfangsgottesdienst zerbrochen. Doch was macht einen guten Schulgottesdienst eigentlich aus? Welche Kriterien muss mein Schulgottesdienst erfüllen, damit ich meine Schüler*innen erreichen und berühren kann?
Im Folgenden möchte ich gerne meine vier persönlichen "Must-haves" für Schulgottesdienste benennen:
1. Kontakt zu den Kirchengemeinden vor Ort
Los geht es mit der Vorbereitungsphase. Ein Schulgottesdienst lässt sich nicht mal eben schnell zwischen Tür und Angel besprechen. Ein Team muss sich finden – meist sind das alle Personen an der Schule, die etwas mit Religion zu tun haben – in den wenigsten Fällen ist es eine One-Man- oder eine One-Woman-Show. Es wäre wünschenswert, wenn zu diesen Anlässen auch der Kontakt zu den Kirchengemeinden vor Ort gesucht wird und so die Verbindung für die Schüler und Schülerinnen sichtbar wird. Können die hiesigen Gotteshäuser als Orte für den Schulgottesdienste dienen? Oder wäre der Ortspfarrer bzw. die Ortspfarrerin bereit beim Gottesdienstteam mitzuwirken und zu den Teamtreffen zu kommen? Solche und andere Absprachen bezüglich der Planung sollten frühzeitig getroffen werden.
2. Atmosphäre
Wie so oft spielt auch bei Schulgottesdiensten die Atmosphäre eine wichtige Rolle. Ist der Gottesdienstraum entsprechend vorbereitet und gestaltet (z.B. Heizen im Winter)? Wurden die Mikrofone kontrolliert, damit auch alle akustisch teilnehmen können? Sind die Plätze klar eingeteilt, damit es hier keine Unsicherheiten gibt? Wie ist das Ankommen (evtl. leise Musik) und wie das Gehen organisiert? Hier helfen vor allem gute Absprachen mit allen Beteiligten und eine gewisse Struktur, die man den Teilnehmenden vorgibt bzw. sich im Laufe der Zeit entwickeln kann.
Ich habe Schulgottesdienste so kennen gelernt, dass alle Klassen einer Schule gemeinsam feiern. So waren dann oft über weit 200 Personen bei einem Gottesdienst mit dabei. So war es aufgrund der vielen Menschen und der aufkommenden Unruhe oft eine Herausforderung für alle Teilnehmenden, den Gottesdienst greifbar und spürbar zu gestalten. Durch die Coronaregelungen und der Vorsicht feierten wir im letzten Jahr die Schulgottesdienste in mehreren Durchgängen, aber dafür mit kleineren Gruppen. Wir im Team möchten gerne bei diesem System bleiben, da wir das Gefühl haben, dass alle dadurch mehr für sich "mitnehmen" können.
Eine Gretchenfrage lautet wohl für viele: Wie lange soll bzw. darf der Schulgottesdienst dauern?
Ich kann diese Frage nicht pauschal für alle Schulen und Schulgottesdienste beantworten. Für mich persönlich gilt hier aber das Motto "in der Kürze liegt die Würze", damit die Aufmerksamkeit und die Spannung bis zum Schluss bleiben. Dazu muss sich im Vorfeld überlegt werden: Was möchte ich den Kindern und Jugendlichen mit dem Gottesdienst geben? Welche Bausteine sind essentiell für das Gelingen und welche Gottesdienstelemente können auch gestrichen oder gekürzt werden.
3. Mit Kopf, Herz und Hand
Bei der Konzeptplanung eines Schulgottesdienstes achte ich sehr darauf, dass die Kinder und Jugendlichen mit all ihren Sinnen angesprochen werden. Dabei ist für mich die Musik sehr wichtig. Bekannte Lieder, die bereits im Religionsunterricht fest verankert sind oder in den Tagen vor dem Gottesdienst eingeübt wurden. Und bei den Grundschulkindern dürfen es natürlich auch gerne Lieder sein, bei denen bestimmte Bewegungen dazugehören.
Beim Thema und der Botschaft sollte der Inhalt für die Kinder und Jugendlichen verständlich sein und auch einen klaren Bezug zum eigenen Leben haben. Die Botschaft soll die Schüler*innen in ihrem Handeln und Glauben bestärken. Für den Teil der "Verkündigung" haben sich für mich folgende Bausteine bewährt: ein kleines (lustiges) Anspiel als Hinführung zum Thema, danach folgt eine kurze Ansprache mit der Lesung des gewählten Bibeltextes und der Botschaft bzw. dem Zuspruch für die Teilnehmenden und anschließend ein Lied, das noch einmal die Aspekte des Themas aufgreift.
Meine persönlichen Schulgottesdienst-Favoriten sind vor allem die Segnungsgottesdienste.
Durch ein persönliches Segenswort und dem Handauflegen wird für die Kinder und Jugendlichen der Zuspruch und die Liebe Gottes spürbar gemacht. Sei es die Erstklässler- oder die Viertklässlersegnung oder auch ein Gottesdienst zu Beginn des neuen Jahres. Für den Segen Gottes lassen sich sicher immer geeignete Anlässe finden.
An meiner Schule hat sich mittlerweile die Tradition bewährt, dass die Schüler*innen noch ein kleines "Mitgebsel" nach dem Gottesdienst bekommen. Sie sollen sich an den Gottesdienst und vor allem an die Botschaft bzw. den Zuspruch Gottes erinnern. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Spannung, Spiel und Spaß. Es gab beispielsweise kleine Eisschirmchen mit dem Psalm zum Thema "Gott hält seinen Schirm über uns" oder Goldtaler zum Gottesdienst "Ich bin ein Goldschatz Gottes".
4. Alle sind mit dabei
Wenn die Planungen und die Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden, ist es auch denkbar die Schulfamilie in das Projekt "Schulgottesdienst" mit einzubeziehen. Gibt es vielleicht einen Schulchor oder musikalisch talentierte Kinder und Jugendliche, die die musikalische Gestaltung mit übernehmen können? Werbeplakate mit Thema, Zeit und Ort könnten von Klassen gestaltet verteilt werden. Schauspielerische Gaben von Schüler*innen oder Lehrkräften können beim Anspiel gebraucht werden. Die persönlichen Anliegen, Sorgen und Bitten der Kinder und Jugendlichen können bei den Fürbittengebeten zum Ausdruck kommen. Der Schulgottesdienst soll kein "Theaterstück" sein, bei dem einige wenige etwas vorführen und die anderen gucken zu.
Der Schulgottesdienst soll stattdessen von und für alle gestaltet werden, bei dem jeder und jede seinen Platz hat.
Mehr Einblicke in meine Arbeit und Tipps und Ideen für den Religionsunterricht gibt es auf meinem Instagramkanal: frau_religionslehrerin
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden
Und was hier gar nicht in…
Und was hier gar nicht in den Blick kommt: Zum Schulgottesdienst ist nicht die Schulfamilie versammelt, sondern nur noch ein Bruchteil. Ethikkinder nehmen nicht teil, die aufsichtführenden Lehrer daher auch, auch andere Kinder wollen und kommen nicht, da das freiwillig ist. Und dann kommt noch ein KMS, das praktisch das Schulgebet verbietet ...