Die Hashtag-Frage #glaubstdu kann ich schnell und einfach mit einem Wort beantworten. Ja. Ich glaube an Gott, an Jesus und ich habe im Laufe meiner Lebensjahre einen immer tiefer werdenden Glauben an die große Kraft des Heiligen Geistes entwickelt. Wenn es darum geht, WIE ich glaube, benötige ich für die Antwort ein paar mehr Worte.

Glauben in der Kindheit

In meiner Kindheit in den siebziger und achtziger Jahren war Glauben in meiner Familie eine geregelte Traditionsangelegenheit. Wir gingen jeden Sonntag um 10 Uhr in den Gottesdienst unserer katholischen Gemeinde. Vor dem Mittagessen sprachen wir ein Dankesgebet und bis in meine Grundschulzeit hinein las meine Mutter mir als Einschlafritual aus der Bibel vor. Manchmal beteten wir gemeinsam das Vaterunser oder das Glaubensbekenntnis.

Als Teenager ging ich gerne in den Firmunterricht. In dieser Zeit war es vor allem die lebhafte und herzliche Gemeinschaft, die mich begeisterte und ein Stück weit zu der treuen Christin formte, die ich heute bin.

Als Twen, in einer Zeit, die von Reisen und Auslandsaufenthalten geprägt war, hinterfragte ich vieles. Der Glaube stand ziemlich weit oben auf meiner Liste. Am Ende dieses Lebensjahrzehnts wusste ich genau, dass ich tief glaube, doch meine Konfession änderte ich nach langem Überlegen. Ich trat von der katholischen zur evangelischen Kirche über. Deren Sichtweisen in Bezug auf das Glaubensverständnis passten, so fand ich und finde es immer noch, gut zu mir.

Rushhour des Lebens

Als berufstätige Mutter eines kleinen Sohnes befand ich mich nun in der Rushhour meines Lebens und merkte schnell, dass regelmäßige Kirchgänge zwar schön wären, aber nicht zu schaffen sind. Auch fehlte mir nach einem weiteren Umzug eine Heimatgemeinde. Zurück zur Gemeinde und Gemeinschaft fand ich schließlich über mein Herzensthema, die Musik. Singen macht nicht nur nachweislich glücklich und baut Stress ab, Singen lässt sich auch prima mit dem Glauben verknüpfen.

Nach einem Ausflug in eine klassische Kantorei schloss ich mich einem Gospelchor an, seither begleitet Gospel mein Leben. Der Name ist Programm: Gospel bedeutet "good spell", also die "gute Nachricht". Wenn vierzig Menschen zusammen "He‘s Got The Whole World In His Hand" singen, ist das für mich ein Gebet in seiner schönsten Form. Das Lied ist fast 100 Jahre alt und seine Ohrwurmqualität ist es, die dafür sorgt, dass es mich durch den Alltag trägt. (Hörtipp: "The 56 Best Gospel Songs of All Time")

Gänsehaut im Gospelchor

Durch den Chor lernte ich modernen, europäischen Gospel kennen. Mein Lieblingskomponist, Chorleiter und Musikpastor ist Hans Christian Jochimsen aus Dänemark. In seinem Song "Welcome Home", den ich auf einem Gospelkirchentag einmal mit 4.000 weiteren Sänger*innen gesungen habe, geht es um das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn.

Solche Gänsehautmomente sind unvergesslich und an schwierigen Tagen höre ich Lieder wie dieses, um mich zu besinnen, der guten Nachricht wieder näherzubringen und zu stärken.

Apropos schwierige Tage: In den Corona-Jahren fielen alle Chorproben aus und so mancher Chor starb. Was man hat, merkt man erst so richtig, wenn es fehlt. Ich fühlte mich isoliert und manches Mal auch gelangweilt. Dieser Zustand, den ich mir in meiner "Rush Hour" manchmal herbeigewünscht hatte, nagte an mir. Ich griff zu Papier und Bleistift, holte mein Keyboard hervor und komponierte selbst, denn seit längerer Zeit schwebten Melodien durch meinen Kopf. Zeit dazu hatte ich auf einmal. Mithilfe einer tollen Kompositionslehrerin entstand mein Corona-Baby, meine kleine CD "My Moon". Sie enthält auch zwei Gospel: mein ganz persönliches Glaubensbekenntnis.

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