Die kleine, laute Frau im Lederanzug bezieht ihre Kraft schon von Kindesbeinen an aus religiösem Tiefgang. Warum sie immer noch hier ist? "Ich bin kein künstlich erzeugter Star; was Sie sehen, bin ich selbst", ist die bald 74-Jährige überzeugt. Zudem habe sie sich nie über ihr Geschlecht definiert und wollte nie sexy sein. Der Lederanzug, für den sie bekannt ist, zog sie als Hommage an Elvis Presley an, wie der ihn beim Comeback 1968 getragen hat.
"Ich gendere nicht, fühle mich nicht als weibliche Musikerin, sondern ganz einfach als Musiker", bekräftigt sie. Da sie dies früh schon ausgestrahlt habe, sei vielleicht der Grund, weshalb man sie auch nie auf das Weibliche reduzierte. Sie sei schon oft danach gefragt worden und frage dann gerne zurück:
"Als ihr mich das erste Mal mit dem Bass auf der Bühne gesehen habt – hattet ihr den Eindruck, da sei eine junge Frau, die den Kerls zeigen will, dass sie auch spielen kann? Oder eine junge Frau, die einfach ihr Ding macht?"
In der Regel werde Letzteres bejaht.
Schon als junges Mädchen hatte Suzi Quatro klassischen Klavier- und Percussion-Unterricht und schrieb Musik. Als sie im Alter von 14 Jahren mit ihren drei Schwestern die erste Band gründete, gab Vater Arthur ihr einen 1957er Fender Precision Bass. "Es ist kein einfaches Instrument. Ein Bass ist schwer, die Saiten sind dick, eigentlich nichts für Mädchen", meint die 1,52 Meter große Musikerin. Doch sie wurde schnell vertraut mit dem Bass und verzichtet bewusst auf ein Plektrum. "Bass spielt man Haut auf Haut", ist sie überzeugt.
Katholisch erzogen
Ihre Mutter sei streng katholisch gewesen und habe die Kinder auch in diesem Geiste erzogen. "Wenn man damit aufwächst, bleibt der Glaube ein Leben lang", ist sie sicher. Auf ihren Reisen habe sie zu viel gesehen und erlebt, dass sie sich heute mit den Regeln der katholischen Kirche komplett identifiziere. Ihr Glaube habe zwar weniger ihre Kunst, dafür aber ihre moralische Einstellung geprägt. Treue sei beispielsweise ein wichtiger Wert in ihrem Leben. Ihrer Mutter sei sie dankbar, ihr die richtigen Werte und Wege mitgegeben zu haben.
"Selbst wenn ich Fehler mache – ich weiß immer, zu wem ich wieder zurückkehren kann", spricht sie über ihre Gottesbeziehung.
Am 8. Dezember 1976 heiratete Quatro ihren langjährigen Gitarristen Len Tuckey, mit dem sie einen Sohn und eine Tochter hat. Die Ehe wurde 1992 geschieden.
Im Oktober 1993 heiratete Suzi Quatro den deutschen Tour-Promoter Rainer Haas. Sie pendelt zwischen ihrem Haus im nordöstlich von London gelegenen Essex, einem Ferienhaus auf der Insel Mallorca und der gemeinsamen Wohnung im Hamburger Stadtteil Niendorf. Deutsch sprechen könne sie aber nicht. "Ich habe Rainer mit 43 kennengelernt. Eine neue Sprache kann man besser lernen, wenn man jung ist", meint sie. Immerhin verstehe sie aber viele deutsche Wörter und Begriffe.
Pendeln zwischen England, Mallorca und Hamburg
Auf ihren Tourneen in all den Jahrzehnten hat Suzi Quatro in so ziemlich jeder Ecke Deutschlands gespielt. Mittlerweile nehme sie sich mehr Zeit für die Auftrittsorte, reise immer einen Tag früher an, damit sie sich bereits ein Bild der Gegend machen könne. Süddeutschland schätze sie wegen der Landschaft. "Viel schöner als Hamburg, auch wenn das meinem Mann wohl nicht gefallen wird", lacht sie.
2025 wird Suzi Quatro 75 Jahre alt und steht dann seit 55 Jahren auf der Bühne. Zeit, an die Rente zu denken? "Ich bin von nichts weiter entfernt als von dem Gedanken ans Aufhören", bekräftigt sie. Mick Jagger wird dann 82 Jahre alt sein – "da bin ich ja noch ein Baby". Sie habe so viel Spaß wie nie und singe auch so gut wie nie, spiele Konzerte vor Tausenden Menschen und nehme immer noch Platten mit neuer Musik auf. Allerdings will sie nur so lange weitermachen, wie sie ihren eigenen Standards gerecht werde.
"Wenn ich eines Tages auf die Bühne gehe und meinen Ansprüchen nicht mehr gerecht werde und dies auf mein Alter zurückzuführen ist, dann werde ich mir meine Gedanken machen."
Bis dahin nimmt sie immer noch gerne Herausforderungen wahr. Als ihr Mann sie vor zwei Jahren darauf aufmerksam machte, dass ein Video von ihr aus dem Jahr 1979 mit einem langen Bass-Solo millionenfach auf YouTube geklickt wird, habe er dies kommentiert mit: "Das kriegst du wahrscheinlich nicht mehr hin." Und hatte die Rechnung ohne den Ehrgeiz seiner Frau gemacht. "Bei der nächsten Show habe ich es wieder gespielt. Sechseinhalb Minuten lang." Auch am Brombachsee wird es mit dabei sein.
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