Wenn sich am 1. September der Sommer dem Ende neigt, wird auf der Bühne im Nürnberger Serenadenhof direkt neben der Kongresshalle einer mit seiner Band stehen, der seit vier Jahrzehnten für Weltmusik aus Bayern ebenso wie für klare Kante für den Naturschutz und den Frieden steht: Hans-Jürgen Buchner mit seiner Band Haindling. Im Gespräch mit dem Sonntagsblatt spricht der 77-Jährige über Musik, Politik und seine Spiritualität.
Wer schon öfter bei Ihren Konzerten war, muss mit Überraschungen rechnen. Worauf darf sich das Nürnberger Publikum diesmal freuen?
Buchner: Wir sind Multiinstrumentalisten und spielen bei nahezu jedem Lied in einer anderen Besetzung. Die Darbietung soll immer spannend bleiben. Diesmal haben wir Antilopenhörner dabei, die ich mal einem Großwildjäger abgekauft habe. Bei denen habe ich die Spitze abgesägt und ein Trompetenmundstück reingesteckt, der Sound ist klasse. Mit diesen neu geschaffenen Instrumenten werden wir das Konzert eröffnen. Es wird auf jeden Fall abwechslungsreich werden. Wir wollen ein Kaleidoskop der vergangenen vier Jahrzehnte abbilden. In den frühen Achtzigern habe ich mal in einem Lied gesungen: "Die Bomben san des größte Geschäft." Das ist ja immer noch aktuell.
"Was sollen Waffen bringen? Noch mehr Tote und Verletzte."
In Deutschland gibt es seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar die Diskussion, ob Waffen in die Ukraine geliefert werden sollen. Was meinen Sie?
Buchner: Auf alle Fälle bin ich gegen schwere Waffen. Hier wird eine Spirale in Gang gesetzt, die sich irgendwann nicht mehr aufhalten lässt. Diese Militärs sind ja allesamt hysterisch, es kann ohne Weiteres mal eine solche Provokation eskalieren, und dann gibt's kein Zurück mehr. Wie in einer Kneipenschlägerei, in der alles plötzlich drunter und drüber geht. Was sollen Waffen bringen? Noch mehr Tote und Verletzte, es geht immer wieder von vorn los.
"Protest, der keine öffentliche Aufmerksamkeit erlangt, hat noch nie etwas gebracht."
Sie haben in Friedens- und auch in Naturschutzfragen seit jeher eine klare Haltung. Derzeit gehen viele junge Menschen für den Umweltschutz auf die Straße - und manche kleben sich sogar auf dem Asphalt fest. Was halten Sie von solchen Aktionen?
Buchner: Das kann man belächeln oder beschimpfen. Letztlich ist das aber auch ein Resultat von der Ohnmacht, die viele Menschen empfinden, weil seit Jahrzehnten über Klima- und Umweltschutz geredet wird, aber einfach zu wenig geschieht. Protest, der keine öffentliche Aufmerksamkeit erlangt, hat noch nie etwas gebracht. Insofern kann ich die jungen Leute gut verstehen. Ich bin jetzt 77 Jahre alt. Wenn ich mich aber in jemanden Junges hineinversetze, der seine ganze Zukunft noch vor sich hat und auch erleben möchte, kann ich nachvollziehen, wenn derjenige ein Zeichen setzt und Aufsehen erregt. Ich bin seit rund 60 Jahren Mitglied beim Bund Naturschutz (BN) und unterstütze Greenpeace. Mein Vater war Jäger und hat mir früh die ganzen Zusammenhänge in der Natur beigebracht.
Gibt es in Ihrem Leben Momente, die Sie als spirituell empfinden?
Buchner: Auf jeden Fall beim Musikspielen. Es gibt ja einerseits Begabung, aber es gehört auch immer Fleiß dazu, wenn man auf seinem Instrument weiterkommen möchte. Wenn ich mich meiner Musik hingebe, dann kann das auch manchmal in eine Art von Besessenheit münden, in die ich mich voll hineingebe. Und diese Momente der Kreativität sind dann tatsächlich meiner Meinung nach spirituelle. Aber ich erlebe diese auch in der Natur. Manchmal schaue ich mir eine Blüte oder ein Blatt mit dem Vergrößerungsglas an und werde mir dann des Wunders der Schöpfung bewusst.
Hohes Friedensfest 2022
Das Kulturprogramm zum Friedensfest widmet sich dieses Jahr den verschiedenen Aspekten und Fragen rund um das Thema Frieden und Zusammenhalt.
Die Kleine Friedenstafel am Hallerplatz am 31. Juli und die Große Friedenstafel am 8. August sollen als Zeichen des friedlichen Miteinanders daran erinnern, sich gegenseitig anzunehmen, kontroversen Meinungen zuzuhören und miteinander zu feiern.
Eröffnet wird das Programm am Montag, 18. Juli mit den "Augsburger Friedensgesprächen" zum Thema "Frieden in Europa?! Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Europäische Friedensordnung". Zur Langen Lesenacht am Donnerstag, 21. Juli im Sensembletheater kommen namhafte Autorinnen und Autoren.
Am 30. Juli eröffnet der Taubenschlag, das junge Friedensfest, am Willy-Brandt-Platz. Zur 1. Peace Night am 27. Juli erwartet das Publikum ein Musikprogramm auf dem Rathausplatz. Bereits am 11. Juli findet ein DenkRaum Special mit dem Thema "Frieden und Sport" statt u. a. mit der vierfachen Weltmeisterin und zwölffache Paralympics-Siegerin Verena Bentele und der jungen, erfolgreichen Augsburger Kanu-Weltmeisterin Elena Lilik.
Das gesamte Programm ist unter www.friedensstadt-augsburg.de zu finden.