Sie tragen einen schwarzen Talar und predigen wie ein richtiger Pfarrer: Marcel Foth (20) und Stefan Folkerts (20) aus dem niederbayerischen Ortenburg werden an diesem Sonntag (18. Februar) in der Marktkirche in ihr Amt als Lektoren eingeführt. Sie gelten als die jüngsten Lektoren in der bayerischen evangelischen Landeskirche.

Predigen und vom Glauben erzählen ist für die beiden eine Herzensangelegenheit: "Wenn ich da vorne im Altarraum stehe, kann ich meine Begeisterung für den Glauben gut ausleben", sagt Marcel Foth. "Ich erzähle gerne vom Glauben, der wird in meiner Generation aber nicht mehr im stillen Kämmerlein gelebt, sondern das Zwischenmenschliche und die Gemeinschaft zählt", sagt Stefan Folkerts.

Ohne zu zögern sagten sie "Ja" zum Lektorenamt

Die beiden jungen Männer sind seit der Konfirmation in der Jugendarbeit und in verschiedenen kirchlichen Gremien tätig. "Dabei sind sie uns auch aufgefallen", sagt Pfarrerin Sabine Hofer, die sich mit ihrem Mann Johannes Hofer eine Stelle in Ortenburg teilt. Sie kennen die beiden jungen Männer seit fünf Jahren. Ihr Mann habe die beiden dann angesprochen, ob sie sich das Lektorenamt vorstellen könnten - und beide sagten ohne Zögern Ja.

Im Winter 2022 begannen sie ihre Lektorenausbildung. Viermal vier Tage beschäftigten sie sich intensiv mit dem Alten und Neuen Testament, mit Kirchengeschichte, Liturgie und Predigtlehre, danach musste eine Prüfung abgelegt werden, die beide bestanden. Jetzt dürfen sie Gottesdienste abhalten wie ein richtiger Pfarrer, mit Begrüßung, mit liturgischem Teil und Segen. Nur das Abendmahl austeilen dürfen sie nicht.

In der Predigt wählt Folkerts Beispiele aus seinem eigenen Leben

Damit die Predigten professionell bleiben, greifen die Lektoren auf die Lesepredigten des Gottesdienstinstituts zurück. Sinngemäß müssen sie sich an die dort von der Landeskirche ausgearbeiteten Vorlagen halten. "Ich ändere meist nicht viel, aber ich wähle Beispiele aus meinem persönlichen Lebensbereich und sage es in meinen Worten, damit der Sprachfluss erhalten bleibt", sagt Folkerts und verrät, dass seine Predigten dabei meist "kürzer und prägnanter" werden. Ein Grund für Abänderungen könne auch sein, wenn sie nicht zur Gemeinde vor Ort passen, erzählt Foth.

Pfarrerin Hofer hat sich schon mehrere Predigten der beiden angehört - und ist begeistert. "Ich höre ihnen einfach gern zu", sagt sie. Der Vortrag sei lebendig, die Sprache gut, die Texte manchmal auch anrührend, ohne Jugendpredigten zu sein. "Es ist toll, wie die beiden predigen. Die sind echt cool, die zwei."

Die jungen Männer haben schon einen Fanclub

Die beiden jungen Männer sind aktuell noch in der Ausbildung. Stefan Folkerts ist gelernter Bankkaufmann und arbeitet als Financial Analyst bei einer Bank in Nürnberg. Er wohnt in Neumarkt und studiert nebenberuflich Betriebswirtschaftslehre in München. Marcel Foth macht heuer Abitur an der Berufsoberschule in Passau und möchte danach Physik studieren. Dass die beiden kirchlich engagiert sind, komme in ihrem Umfeld gut an, erzählen die beiden. Häufig werde nachgefragt, warum sie das machen und "schon ergibt sich ein Gespräch über den Glauben", erzählt Folkerts.

Nach ihrer Amtseinführung als Lektor werden sie etwa viermal im Jahr einen Gottesdienst vorbereiten, den Ablauf mit Mesner und Organist abstimmen und schließlich vor die Gemeinde treten. "Wir haben schon einen Fanclub", sagt Marcel Foth. "Wahrscheinlich gefällt unseren Stammgästen, dass wir auf fröhliche, jugendlich leichte Art predigen und dabei auch gestikulieren. Da spürt man, dass da Freude und Bewegung drin ist."

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