Berge an Papier, Ablagekästen und Ordner stapeln sich auf dem Schreibtisch von Axel Piper - könnte man meinen. Aber der evangelische Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben hat gerade mal eine Handvoll notwendiger Blätter vor sich. Sein Büro befindet sich virtuell in der Cloud der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Der Server steht nicht nebenan, sondern in München. Ein Pilotprojekt, das nicht nur Arbeit spart, sondern auch die Umwelt schont.

In die virtuelle Neuzeit gestartet

Als Piper und sein Team im August 2020 in die neuen Büroräume im "UlrichsEck" - dem evangelischen Zentrum mit Gemeinderäumen, Büros sowie Wohnungen - nahe der Ulrichskirche einzogen, stand die Frage gar nicht mehr im Raum, ob für die umfangreichen Datensätze ein eigener Server angeschafft wird. "Wir sind gleich in die virtuelle Neuzeit gestartet", sagt Piper. Papier brauche man eigentlich nur noch für den innerkirchlichen "Dienstweg", weil das so Vorschrift ist. Alles andere funktioniert digital.

Kirchenrat Christoph Burger, Referent des Regionalbischofs, hatte das neue Arbeitsplatzmodell mit angestoßen:

"Wir können nun von jedem Ort der Welt aus rund um die Uhr auf sämtliche Daten zugreifen."

Verschiedene Anwendungen, sichere Cloud-Dienste und Online-Meeting-Tools werden zentral im Landeskirchenamt in München gehostet. "Damit sind wir auch in Sachen Datenschutz auf der sicheren Seite und haben dieselben IT-Sicherheitsrichtlinien", versichert Burger.

Digitalisierung spart Zeit

Sorgen, dass durch diese Allzeit-Zugriffsmöglichkeit ein Feierabend eigentlich nicht stattfindet, hegt Piper nicht:

"Ein gesundes Zeitmanagement für die persönliche Arbeitsbelastung muss man in einem solchen Job ohnehin mitbringen."

Im Gegenteil: Es spare Zeit, wenn ein gesuchtes Dokument nicht erst das Aufsperren des Büros mit anschließendem Hochfahren eines Rechners erfordere, sondern zum Beispiel vom Smartphone aus der passende Ordner gesucht und die Datei gefunden wird.

ELKB-Cloud soll Schule machen

Das Büro des Augsburger Regionalbischofs ist das einzige externe, das bisher in der ELKB-Cloud ist. Schule machen soll dieses Modell nicht nur für leitende Kirchenbedienstete. Gerade für die vielen kleinen Pfarrbüros im gesamten Kirchenkreis mit teils sehr langsamen Internetanbindungen im ländlichen Raum könne diese Form der Anbindung interessant sein. Pipers Büro startet damit also einen Testballon. Er hat auf seiner Flugroute schon einige gute Erfahrungen gesammelt.

Da wäre zum einen die Kostenersparnis: Rund 10.000 Euro pro Jahr seien zuvor für den Betrieb und die Wartung des büroeigenen Servers aufgewendet worden. Geld, das an anderer Stelle sinnvoll verwendet werden kann. "Wir sparen Raum und Energie", erklärt Piper, der auf den Geschmack gekommen ist: Demnächst will er als neuen Dienstwagen ein Elektroauto anschaffen.