Eigentlich ist gerade Passions- und Fastenzeit. Und eigentlich verzichtet Christian Kopp in diesen Wochen vor Ostern zusammen mit seiner Frau auf Süßes und Alkohol. Doch an diesem Donnerstag wird das Ehepaar eine Ausnahme machen. "Ein Glas Prosecco oder ein Glas Wein" wollen sich die Kopps dann doch gönnen nach diesen anstrengenden Tagen.

Der derzeitige Münchner Regionalbischof ist schließlich am Donnerstag nach einem viertägigen Wahl-Krimi zum neuen Landesbischof gewählt worden. Vor seinem neuen Amt habe er Respekt, sagte Kopp nach der Wahl. Es sei eine "große Verpflichtung" für ihn.

Entscheidung über Wahl bis zuletzt unklar

Dass die Synode tatsächlich noch in dieser Woche ihre Wahl trifft, war bis zuletzt unklar. Nach dem ersten Wahl-Anlauf vom Montag mit sechs Wahlgängen ohne Ergebnis, entschied sich die Landessynode am Donnerstag erst wenige Minuten vor dem siebten Bischofswahlgang, ob sie überhaupt noch einmal während der laufenden Frühjahrstagung wählen will.

Kopp sagte, ganz besonders mit Blick auf seine drei Mit-Kandidierenden, er wolle sich bei allen bedanken, die diese "anstrengenden Tage" durchgestanden haben. Sie hätten Spuren hinterlassen:

"Jetzt geht es darum, dass wir wieder zusammenfinden."

Dass Kopp ein Freund klarer Botschaften ist, hat er schnell nach Bekanntgabe seiner Kandidatur klargemacht. Beim ersten öffentlichen, gemeinsamen Auftritt der vier Kandidatinnen und Kandidaten für das Bischofsamt hat er im Münchner Presseclub Position bezogen: Er sprach sich für Waffenlieferungen an die Ukraine aus, denn "Frieden schaffen ohne Waffen geht nur, wenn Gerechtigkeit für alle Beteiligten ein Gut ist".

Und auch beim Thema Klimaproteste hatte er in Nürnberg vor knapp zwei Wochen klar Position bezogen: Er bewundere die jungen Menschen, die mit Klebeaktionen demonstrieren - dafür erhielt er spontanen Beifall vom Publikum.

Netzwerker hinter den Kulissen

Bislang hat sich Kopp vor allem als Netzwerker hinter den Kulissen einen Namen gemacht, statt auf der großen Bühne im Rampenlicht zu stehen. Sein Ziel: Die Kreativen und Mutigen in den 150 oberbayerischen Gemeinden fördern und - so sein Instagram-Nutzername - "leuchtenlassen".

Passend dazu sagte der passionierte Bergsteiger und Radfahrer kurz nach seiner Wahl, er habe stets versucht, in Teams zu arbeiten. Deshalb sei er zuversichtlich, dass die von ihm als Regionalbischof angestoßenen Projekte im Kirchenkreis München-Oberbayern auch nach seinem Ausscheiden dort Ende Oktober weiterlaufen.

Möglicherweise verkürzte Amtszeit

Kopp ist bei seinem Amtsantritt am 1. November 59 Jahre - somit steht er acht statt der möglichen zehn Jahre an der Spitze der Landeskirche: Denn auch ein Landesbischof tritt als Kirchenbeamter in der Regel mit 67 Jahren in den Ruhestand. Die verkürzte Amtszeit kann der gebürtige Regensburger, der in Garmisch-Partenkirchen aufgewachsen ist, möglicherweise durch eine verkürzte Einarbeitungszeit wettmachen.

Als Mitglied des Landeskirchenrats kennt er den "Apparat" Landeskirchenamt von innen. Zudem bringt der Sohn eines Rummelsberger Diakons eine Ausbildung als Gemeinde- und Organisationsberater mit.

Nach dem Studium in München, Erlangen, Bern und Tübingen war Christian Kopp als Hochschulpfarrer und für die Kommunikationsinitiative der Landeskirche tätig. Mit seiner Frau Julia, ebenfalls Pfarrerin, bekam er zwei Kinder und schlug für 20 Jahre Wurzeln im Fränkischen. Dort war er erst Dorfpfarrer, dann Dekan im Nürnberger Süden mit seinen sozialen Brennpunkten. Kopp kennt sich also aus mit den Bedingungen der bayerischen Protestanten: auf dem Land wie in der Metropole, im fränkischen Kernland wie in der oberbayerischen Diaspora.

Kommentare

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Christ am So, 02.04.2023 - 13:21 Link

Diese Wahl zeigt, dass die Führung der ELKB keinen wirklichen Neuanfang will. Herr Kopp kennt die Führungszirkel der Landeskirche und somit ist kein wirklicher Aufbruch zu erwarten. Ja, die Amtsteit verkuerzen... warum darf so Jemand dann ueberhaupt noch kandidieren? Und zur Pattsituation in den Wahlgaengen:Eine ungerade Zahl von Synodalen wawre einen Versuch wert...