Hiobsbotschaft kurz vor Weihnachten: Die evangelische Emmauskirche München-Harlaching bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Alle Weihnachtsgottesdienste finden in Nachbarkirchen statt - oder im Freien. Grund für die Schließung ist der ungeklärte Zustand der Dachkonstruktion: Erst Mitte November war das Dach einer Kirche in Kassel eingestürzt, das aus ähnlichen Materialien erbaut wurde. "Das Problem sind nicht die Dachträger an sich, sondern die Verwendung harnstoffharzhaltiger Leime", erläuterte Stefan Neukamm, Chefarchitekt im Münchner Kirchengemeindeamt, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Tragfähigkeit dieser Leime könne, in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, mit den Jahren nachlassen. Eine Gefahr für Leib und Leben bestehe nicht, die Schließung sei jedoch aus Sicherheitsgründen unvermeidbar.

Planung des Weihnachtsfestes 

Die Weihnachtspläne der Emmausgemeinde werden durch die Entscheidung gehörig durcheinandergewirbelt. "Wir haben Mitte November vorsorglich einen Alternativplan gemacht, den setzen wir jetzt um", sagte Pfarrer Wolfram Nugel dem epd. Für zwei Krippenspiele am Nachmittag des Heiligabends bekommt die Gemeinde in der katholischen Kirche Maria Immaculata Asyl. Die große Christvesper um halb sechs findet auf dem Vorplatz der Kirche im Freien statt, die Pfadfinder sorgen mit dem Friedenslicht aus Bethlehem für die passende Stimmung. Für die nächtliche Christmette ist der Gemeindesaal groß genug.

Genauere Untersuchungen 

Der Fall der Kasseler Elisabethkirche hat die Verantwortlichen in München zwar aufgeschreckt, ist aber laut Stefan Neukamm nicht mit der Emmauskirche vergleichbar. Dennoch werde man Anfang 2024 zusammen mit Tragwerks-Spezialisten alle evangelischen Kirchen im Dekanat München auf die Leim-Problematik hin überprüfen. Aufgrund einer ersten Grobeinschätzung werde man dann entscheiden, "ob und welche Tragwerke näher untersucht werden müssen", erläuterte Neukamm.

Wie es mit dem Dach der 1964 eingeweihten Emmauskirche weitergeht, beraten die Kirchenarchitekten im Januar. Mittel für eine Sanierung waren ohnehin eingeplant; dass sie nicht reichen, falls die ganze Konstruktion erneuert werden muss, ist nicht schwer zu erraten. Zudem müsse man laut Chefplaner Neukamm beraten, "ob und mit welchem Aufwand" eine Abstützung des Dachs möglich ist, damit die Kirche auch bis zur Sanierung genutzt werden kann. Denn die fehlt der Gemeinde jetzt schon: "Die Emmauskirche ist ein wunderschöner, zeitgemäßer Sakralraum - es tut uns weh, dass wir ihn bis auf unbestimmte Zeit nicht nutzen können", sagt Pfarrer Nugel.

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