Die Meldung über den Umzug der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) wird von der evangelischen Kirche in München gut aufgenommen. Stadtdekan Bernhard Liess hofft auf engere Zusammenarbeit und neue Impulse für den Rat der Religionen.
Wofür ist der Umzug der Rabbinerkonferenz ein Ausdruck?
Bernhard Liess: Es freut mich sehr, dass die CER in ihrer Begründung München als "Kristallisationspunkt für jüdisches Leben in Europa" würdigt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass jüdisches Leben in München in all seiner Vielfalt sichtbar ist, als große Bereicherung empfunden und auch gefördert wird. Das entbindet uns in keiner Weise von dem Kampf gegen alle Formen des Antisemitismus, den es nach wie vor und in unterschiedlichen Gewändern gibt. München war ja leider auch die Brutstätte des Nationalsozialismus, der hier seinen Anfang nahm. Umso erfreulicher ist es, dass jüdisches Leben nun noch präsenter wird und München sich zu einem zentralen Ort für das Judentum entwickelt. Wir brauchen solche Signale.
"Für den Rat der Religionen ist die Beteiligung des Judentums unverzichtbar."
Sie sind auch Sprecher des Rats der Religionen: Ergibt sich aus dem Umzug eine Chance für München und seine Religionsgemeinschaften?
Das hoffe ich sehr. Für den Rat der Religionen ist die Beteiligung des Judentums unverzichtbar. Die Konferenz der europäischen Rabbiner engagiert sich ja auch für den interreligiösen Dialog. Und so hoffe ich, dass unser Forum neue Impulse erhalten kann, den Dialog vertiefen und damit der Stadtgesellschaft zeigen kann: Die Religionen sind präsent, sie verstehen sich und leisten einen Beitrag zum Wohle der Stadt.
Durch den Umzug soll in München eine Art Bildungszentrum für Rabbiner aus ganz Europa entstehen. Was folgt daraus für die Protestanten in München?
Es ist mir ein großes Anliegen, die Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden zu stärken und an ihrer Seite zu stehen, vor allem wenn es um den Kampf gegen Antisemitismus geht. Wir brauchen als Christinnen und Christen und natürlich auch als Protestanten die Liebe zu und den Respekt vor dem jüdischen Glauben. Dazu sind Wissen, Dialog und vor allem Begegnungen unerlässlich.
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