Evangelische Bildungsarbeit: Die Zukunft wird der vernetzte Kirchturm sein

Vom Seminar über religiöse Bräuche bis zum 90-Minuten-Vortrag über die Reformation: In evangelischen Kirchengemeinden, Gruppen und Kreisen könnten solche Formate bald Seltenheitswert bekommen. Bildungsarbeit in der Kirche wird sich mit dieser selbst in Zukunft stark verändern, davon haben sich bei einem Gespräch mit dem Sonntagsblatt zwei Expertinnen überzeugt gezeigt.

Die Vorständin der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Erwachsenenbildung (AEEB) in Bayern, Vera Lohel, und Ramona Leibinger vom Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) berichteten von einem zweitägigen Barcamp, bei dem Menschen aus vielen Bereichen der Bildungsarbeit zusammengekommen waren.

Bildungsarbeit muss sich auch im Social-Media-Bereich abspielen

In der Bildungsarbeit werde es zwar noch Raum für klassische Formate geben, aber sie müsse sich auch im Social-Media-Bereich abspielen, "das kann auch mal ein Kurzclip sein, der eine Minute oder drei Minuten hat", sagte Lohel. Solche Dinge könnten nicht nebenher gemacht werden.

"Wir haben bei Social Media noch großen Nachholbedarf - aber in diese Welt müssen wir rein", so Lohel.

In den Debatten darüber, wie die Kirche bei sinkenden Kirchensteuereinnahmen und weniger Personal im Jahr 2030 aussehen kann, muss nach Ansicht Lohels der Bildungsbereich gut mitgedacht werden. Beim "Barcamp" hatten sich Beteiligte aus diesem Bereich - von der Hochschule über die Konfirmandenarbeit bis zur frühkindlichen Bildung - mit den Konzepten von morgen befasst.

Fazit sei gewesen, dass die Zukunft vor allem in der Netzwerksarbeit liege, sagte Ramona Leibinger. Die Diakonin hat beim RPZ explizit die Funktion einer Netzwerkerin inne. "Sich öffnen und gut miteinander verzahnen", müsse die Devise sein. "Der Kirchturm wird in Zukunft ein vernetzter Kirchturm sein".

Bildung von und mit Kirche

Wichtig ist den beiden Bildungs-Frauen auch, "aus der Schmalspur" der alleinigen kirchlichen Erwachsenenbildung herauszutreten. "Es geht um Bildung von und mit Kirche in der Gesellschaft", so Lohse.

Die werde Auswirkungen auf die Gesellschaft haben "und da müssen wir als Kirche neue Ideen einbringen und sehen, wo wir Menschen erreichen - und nicht nur die, auf deren Steuererklärung "evangelisch" steht". Das Motto "Change it" (deutsch: es ändern) hat jedenfalls die AEEB bei ihrem Barcamp als "Megathema" ausgemacht.