Wenn anderorts mancher Pfarrer-Kollege erstmal verunsichert die Stirn runzelt, wenn er vom kirchlichen Reformprozess "Profil und Konzentration" (PuK) hört, werden im mittelfränkischen "Ehegrund" längst Nägel mit Köpfen gemacht. Wenn auch aus einer gewissen Not heraus.
"Wir teilen uns hier die Aufgaben, den Menschen zuliebe", sagt Pfarrer Hertel mit Blick auf die Nachbarschaft.
Im nur wenige Kilometer entfernten Markt Nordheim im Dekanat Markt Einersheim ist der Pfarrer vor wenigen Monaten in den Ruhestand gegangen. Pfarrer Hans Löffler aus Krautostheim im Dekanat Bad Windsheim betreut die Pfarrei und die Menschen im dazugehörigen Dorf Ezelheim seither mit. Dafür übernimmt Pfarrer Hertel die Kasualien in der zu Krautostheim zählenden Gemeinde Deutenheim. "Die Verbindungen zwischen den Menschen hier haben schon immer die Grenzen der Zuständigkeiten überwunden", meint Hertel mit Blick auf die besondere Lage.
Imposante Epitaphien
Dass das schon vor Jahrhunderten so war, sieht man auch der St.-Erhards-Kirche an. Im Lauf der Jahrhunderte hat die Familie von Seckendorff hier ihre Spuren hinterlassen. Imposant sind die Darstellungen edler Ritter, als die sich die Markgrafen gerne sahen, aber auch die jung verstorbenen Kindern vermachten Epitaphien. "Jedes hier erzählt eine eigene Geschichte", erklärt Hertel.
Bereits 1524 führte Hans von Seckendorff, ein Spross des mittelfränkischen Adelsgeschlechts in Sugenheim, die Reformation in der einstigen Kapelle ein. Sein Grabstein aus dem Jahr 1535 hatte einst seinen Platz in der alten, ab 1765 dann in der neuen Kirche, die ebenfalls auf Stiftungen der von Seckendorffs zurückgeht. Er ist der älteste der Epitaphien, die bis vor wenigen Wochen von einer Bad Windsheimer Fachfirma aufwendig restauriert und schließlich an den Wänden der Kirche befestigt wurden. Einige wenige, die teils ein Jahr lang in einem speziellen Wasserbad lagen, um sie von Flechten und Schmutz zu reinigen, sind wieder in den Außenanlagen zu sehen.
Gerne würde Pfarrer Hertel die geräumige Fläche vor der Kirche für Gemeindefeste oder für Feiern nach dem Gottesdienst nutzen. Alles Bausteine, damit die Geschichte der Kirchengemeinde in Sugenheim und den Nachbargemeinden weitergeht.
Den Landesstellenplan im Rücken
An der für rund eine dreiviertel Million restaurierten Kirche, was von der bayerischen Landeskirche zu zwei Dritteln aus Mitteln eines Kirchenrestaurierungsfonds finanziert wurde, soll es jedenfalls nicht scheitern. Wenn, dann eher an der Entwicklung der Gemeindegliederzahlen. "Mit ein Grund, wieso die Stelle in Markt Nordheim bisher noch nicht wieder ausgeschrieben wurde. 2020 kommt schließlich der neue Landesstellenplan", blickt Hertel in eine ungewisse Zukunft.
Und in Sugenheim? Da ruht seit einem Jahr schon der evangelische Posaunenchor, da sich kein Leiter findet. Auch beim Kindergottesdienst schaue es eher mau aus – zwar gibt es ein voll motiviertes Team, aber zu wenige Kinder. Immerhin funktioniere die Jungschargruppe mit Jugendlichen zwischen acht und zwölf Jahren. Das lässt Pfarrer Hertel hoffen. Und nicht zuletzt der rührige Kirchenvorstand und die Menschen aus Sugenheim und dem zur Pfarrei gehörenden Neudorf. "Miteinander leben, miteinander glauben, wir sind bodenständig."