Die bayerische Landeskirche hat 2016 ein umfassendes Reformprogramm begonnen. Die Synodalen diskutierten in Coburg das Konzept "Profil und Konzentration". Das Reformpaket PuK reicht von Arbeitsstrukturen und dem Zuschnitt der kirchlichen Arbeit in neuen Räumen bis zur Positionierung der Kirche in der digitalen Welt.

Worum geht es bei dem Reformprozess?

Infografik Reformprozess Profil & Konzentration der ELKB - Block 1

Warum braucht es einen Reformprozess?

Für einen Reformprozess innerhalb der bayerischen Landeskirche besteht Handlungsbedarf. So steht es in der Vorlage zum Konzept, das bei der Synode 2016 in Coburg präsentiert wurde. Unter anderem komme die "überkommene Organisation der Landeskirche an ihre Grenzen" Außerdem erreiche die Kirche mit ihrer Arbeitsweise "immer weniger Menschen erreicht".

Welche Gründe sprechen für die Reform?

Die wichtigste Sozialform der Kirche, die Gemeinde, sei in ihrer "oft statischen selbstbezogenen Organisation zu wenig einladend". Der Pfarrberuf sei mit "fachfremden Aufgaben befasst" und werde dadurch zu wenig wahrgenommen im geistlichen Auftrag. Auch sei es der Kirche weder gelungen, flexibler zu werden, noch Schwerpunkte zu verlagern. Daraus ergeben sich Herausforderungen, aber auch Chancen:

Herausforderungen Reformprozess PuK

Welches sind die Herausforderungen?

Die Kirche verliert mehr Mitglieder als sie hinzugewinnt. Zugleich schrumpft sie aufgrund des demographischen Wandels, heißt es in der Dokumentation. Die Kirche müsse lernen, damit umzugehen und wieder lernen, um Menschen zu werben - also missionarisch tätig zu werden. Dazu gehöre, Menschen aufzusuchen und sie nicht nur zu erwarten. Eine Strukturreform, so betont das Papier, müsse aufgrund einer inhaltlichen Fokussierung geführt werden. Es gehe darum "biblische Bilder und Visionen neu zu entdecken, als hätten wir sie noch nie gehört".

Und wo liegen die Chancen?

Als Chancen benennt das Papier die Möglichkeit der Gemeinden, regional zu denken. Es gelte, Freiräume auf allen Ebenen zu fördern, das allgemeine Priestertum freizusetzen. "Das System verbraucht allzu oft ihre Gaben für Strukturdebatten, verschleppte Entscheidungen, für endlose und ineffiziente Sitzungen", heißt es in der Dokumentation, doch gehe es darum, die Chance der Gaben und Möglichkeiten zu erkennen. Schließlich solle die bestehende Verunsicherung für den Aufbruch genutzt werden.

Die Arbeitsgruppe kommt zu dem Schluss, dass eine Entwicklung des Reformprozesses nur möglich ist, wenn dieser vom biblischen Auftrag aus gedacht wird. Dieser Auftrag muss konkretisiert werden in konzentrierten Grundaufgaben der heutigen Kirche. "Das Denken von Aufgaben her muss das Denken in herkömmlichen Arbeitsformen und Strukturen ablösen", so das Papier.

Infografik  Reformprozess Profil & Konzentration der ELKB - Block 3

Insgesamt hat die Begleitgruppe sechs verschiedene Arbeitspakete geschnürt. Jedes dieser Arbeitspakete ist mit einem Leitsatz versehen.

Warum gibt es Arbeitspakete?

Im Gegensatz zu bisherigen Konzepten arbeitet das Reformpapier mit dem Begriff von "Räumen". Damit sind verschiedene Handlungsräume gemeint, die allerdings auf bestehenden Strukturen aufsetzen. Die Arbeitspakete bewegen sich nun innerhalb dieser Ebenen. Für jedes Arbeitspaket wurde ein Leitsatz formuliert, der die wichtigsten Aspekte zusammenfasst. Im Folgenden finden Sie die Leitsätze zu den einzelnen Arbeitspaketen, wie sie von der Synode beschlossen wurden:

Strategischer Leitsatz A:  "Kirche im Raum"

Die ELKB hat die Mission, das Evangelium von Jesus Christus in das Leben der Menschen hier und jetzt zu tragen. Sie nimmt dazu sorgfältig die realen und virtuellen, die lokalen, regionalen und weltweiten Lebensräume von Menschen wahr, organisiert ihre Arbeit auf der Grundlage ihres Auftrags passend zu diesen Lebensräumen in Handlungsräumen und ist in diesen gut vernetzt und gut erreichbar. Alle kirchliche Arbeit wird im Raum als Einheit gesehen und dort organisiert. Raumübergreifende Dienste sind so weit wie möglich vom Bedarf in den Handlungsräumen her definiert.

Strategischer Leitsatz B "Gemeinde im Raum"

Die ELKB ist Teil der weltweiten christlichen Gemeinschaft, die ihre Mitte in der heilsamen Botschaft des Evangeliums hat. Sie gestaltet diese Gemeinschaft in konkreten Lebensräumen jeweils den unterschiedlichen Kontexten entsprechend und ermöglicht vielfältige Formen von Gemeinden und Beteiligung. Sie macht die gute Vernetzung von Gemeinden untereinander, in der Ökumene und im Sozialraum vor Ort zu einem Qualitätsmerkmal.

Strategischer Leitsatz C "Geistliche Profilierung"

Die ELKB lebt aus der Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Christus in Wort und Sakrament. Sie öffnet aus einer hörenden Grundhaltung heraus geistliche Erfahrungsräume, die Menschen mit Christus und untereinander in Gemeinschaft bringen. Sie sorgt in der Ausbildung und berufsbegleitend für spirituelle Kompetenzen in den Verkündigungsberufen, profiliert besondere geistliche Orte und macht geistliche Begleitung zu einer Kernaufgabe.

Strategischer Leitsatz D "Kirche und Diakonie"

Die ELKB hat den Auftrag, Notleidenden zu helfen und Teilhabe zu ermöglichen – vor Ort und weltweit. Sie sorgt für eine klare diakonische Identität ihrer Mitarbeitenden und wirkt mit bei der Förderung kirchlicher Identität von Mitarbeitenden der Diakonie. Kirchliche und diakonische Arbeit in all ihren Aspekten sind vor Ort gut vernetzt und nach außen klar als Einheit erkennbar.

Strategischer Leitsatz E "Vernetztes Arbeiten"
Die ELKB lebt aus der Vielfalt der Gaben, die Gott schenkt. Indem Auftrag und Aufgaben klar für die verschiedenen Handlungsräume definiert sind, wird für einen guten Einsatz dieser Gaben in Haupt- und Ehrenamt gesorgt. Auftrag und Aufgaben werden mit verschiedenen Kompetenzen, Teams und mit klarer Leitung und Zuständigkeit erfüllt. Team- und Leitungskompetenz werden in der Ausbildung grundgelegt und durch regelmäßige verpflichtende Fortbildungen vertieft.

Strategischer Leitsatz F "Digitaler Raum"
Die ELKB ist im digitalen Raum präsent. Sie öffnet vielfältige Formen der Begegnung mit dem Evangelium. Sie lässt sich auf die hohe Innovationsfreudigkeit der digitalen Welt ein und entwickelt vielfältige Formate kirchlicher digitaler Arbeit. Sie fördert dazu die Kompetenzen der Mitarbeitenden im digitalen Bereich, standardisiert die technische Ausstattung und gewährleistet professionellen Support.

 

Infografik  Reformprozess Profil & Konzentration der ELKB - Block 5

Wie geht es jetzt weiter?

Die Synodalen haben in Coburg einstimmig die Weiterarbeit an dem Konzept "Profil und Konzentration" (PuK) beschlossen. Die Arbeitsgruppe hat somit den Auftrag erhalten, den Prozess weiter zu koordinieren. Künftig werden die Gremien der Landeskirche regelmäßig über den Stand der Umsetzung informiert.

Als nächste Schritte soll die Arbeitsgruppe nun in die verschiedenen Gremien gehen. In engem Dialog mit Gemeinden, Dekanaten, Einrichtungen und Diensten soll ein "Handlungsraumkonzept" entwickelt werden.

Die Ergebnisse aus diesen Diskussionen sollen in einem konkreten Maßnahmenkatalog einfließen. Diese sollen der Synode im Frühjahr 2018 vorgelegt werden. Dann soll es an die konkrete Umsetzung gehen. Alles in allem soll der Reformprozess im Jahr 2022 abgeschlossen sein.

 

 

>Hier können Sie die komplette Infografik als PDF kostenlos herunterladen:

Infografik Reformprozess "Profil & Konzentration" der ELKB als Download (PDF)

Leserbriefe

Was denken Sie über den Reformprozess? Was gefällt Ihnen, wo sehen Sie noch Lücken? Schreiben Sie uns! Auf www.sonntagsblatt.de werden wir den Prozess in den nächsten Monaten begleiten. Unsere Mail-Adresse: online@epv.de

Dossier »Profil & Konzentration«

Alle Meldungen, Hintergrundberichte und Artikel zum Reformprozess Profil & Konzentration PUK auf einen Blick: www.sonntagsblatt.de/puk

Den gekürzten Artikel sowie die Infografik zum Reformprozess "Profil & Konzentration" können Sie kostenlos in Ihrem Gemeindebrief abdrucken! Hier finden Sie das Material.