Ralph Neidhardt ist Gastronom durch und durch. Seit 26 Jahren betreibt er in Bayreuth den Irish Pub "Dubliner". An keinem Öffnungstag hat er bisher gefehlt, er liebt seinen Job, und doch kommt durch das Nachtleben einiges zu kurz. Zum Beispiel der sonntägliche Kirchgang.

Mit dem Bayreuther Pfarrer Carsten Brall hat er nun ein neues Format entworfen. Die Sunday Evening Church. Neidhardt bezeichnet sich selbst als Christ, ist getauft, konfirmiert und hat nie den Kontakt zum Glauben verloren. Aber nach einer langen Nacht hinter dem Zapfhahn Sonntagfrüh in die Kirche zu gehen, "das schaffe ich einfach nicht, da will ich auch mal ausschlafen".

Einmal im Jahr in die Kirche

Einmal im Jahr gehe er in die Kirche, "und zwar an Heiligabend, und ich schöpfe aus diesem Gottesdienst unheimlich viel Kraft", erzählt Neidhardt, und man merkt, wie ernst er das meint.

"Viele sind Sonntagfrüh einfach aufs Ausschlafen gepolt oder wollen gemütlich mit der Familie in den Tag starten",

so der Gastronom. Warum also die Menschen nicht einfach in ihrer Freizeit abholen und den Gottesdienst dort machen, wo sie diese verbringen? "Darüber habe ich am Tresen mal mit Elmar Fertig-Dippold philosophiert", erinnert sich Neidhardt. Dippold war früher Chef der Evangelischen Jugend in Bayreuth und ist jetzt bei der Familienbildung Bayreuth.

"Eigentlich habe ich ja sonntags zu", so Neidhardt, "aber an vier Adventssonntagen kann man schon mal eine Ausnahme machen."

Mit einer Tresenidee zum Erfolg

Mit ihrer Tresenidee haben sie dann Kontakt zu Carsten Brall von der Bayreuther Stadtkirche aufgenommen. "Ich fand die Idee von Anfang an richtig toll", sagt der. Normalerweise laufe es oft andersherum – die Kirche versuche, Angebote zu machen und zum Mitarbeiten zu animieren. "Diesmal war es anders, jetzt kamen die Menschen auf uns zu."

So entstand ein echtes Gemeinschaftsprojekt. In Kooperation mit der Evangelischen Familienbildungsstätte, der Stadtkirchengemeinde, der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Bayreuth, der Evangelischen Studierenden- und der Katholischen Hochschulgemeinde, der Fachstelle für katholische Kinder- und Jugendarbeit, dem katholischen Seelsorgebereich Bayreuth und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend Bayreuth entsteht an den vier Adventssonntagen ein besonderes vorweihnachtliches Erlebnis im Dubliner.

Sunday Evening Church: Guiness zum Gottesdienst

Die Sunday Evening Church hat kein starres Konzept. Die Abende unterscheiden sich, je nachdem, wer die Verantwortung hat. Immer dabei ist gute Musik. Aber auch da kann es mal ein Chor, eine Band oder ein Solist sein.

"Wir haben immer ein Element, wo Leute sich aktiv einbringen können, wo Menschen an den Tischen angeregt werden, ins Gespräch zu kommen."

Wichtig ist für Brall, dass ein Impuls an die Pub-Gemeinde weitergegeben wird. Das Dubliner öffnet an den Adventssonntagen um 18 Uhr, um 19.30 Uhr beginnt die Veranstaltung. Für Brall ist es auch spannend, raus aus dem Talar und rein in den Pub. Da kann es schon mal vorkommen, dass während des Gottesdiensts ein Guinness bestellt wird.

"Solange es nicht zu laut bestellt wird und alle uns noch folgen können, ist das kein Problem." Es sei sogar eher gewünscht, sich nicht zu verbiegen. "Es kommen Leute mit anderen Bedürfnissen. Dem gerecht zu werden, das ist für mich als Pfarrer eine Herausforderung, aber eine, die ich total gerne angehe."

Kneipenabend mit christlichen Inhalten

Bereits im vergangenen Jahr hat es die Sunday Evening Church gegeben, dieses Jahr also eine Neuauflage. "Es ist wie ein gewöhnlicher Kneipenabend", so Neidhardt, "aber anstatt einer Unterhaltungsband steht da vorne eben jemand wie Carsten, der christliche Inhalte vermitteln will."

Gleich am ersten Advent waren um die hundert Besucher im Irish Pub. Das Konzept kommt an. "Für mich ist das eine Art Versuchslabor: Wie können wir Sachen neu angehen, neu denken, wie können wir Geschichten neu erzählen?"

Neidhardt freut sich auf die Adventssonntage: "Es ist für mich die schönste Veranstaltung, die ich in den 26 Jahren als Pub-Besitzer gemacht habe." Oder wie ein Stammgast des Dubliner sagte:

"Damit beginnt für mich Weihnachten."

Am dritten Advent war Carsten Brall für die Gestaltung verantwortlich und am vierten Advent der andere Stadtkirchenpfarrer Martin Gundermann. Was passiert? "Lassen wir uns mal überraschen", sagt Brall lachend