Das Insolvenzverfahren bei der Diakonie in Passau ist vor wenigen Tagen eröffnet worden. Erste Ergebnisse ließen einen "Lichtblick am Horizont" erkennen, sagte die geschäftsführende Vorständin Sabine Aschenbrenner dem Sonntagsblatt. Um den Sozialträger mit 75 Mitarbeitern zu retten, wurde ein Verfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Dadurch könne die Diakonie die Sanierung des Unternehmens unter Aufsicht eines Sachwalters "weitgehend selbstständig angehen".

Die Diakonie Passau hatte Anfang November vorigen Jahres die Insolvenz beim Amtsgericht Passau angemeldet. Bis 31. März müssten die Gläubiger ihre Forderungen anmelden, sagte die Vorständin. Anfang April stelle der Träger sein Sanierungskonzept dem Amtsrichter vor. Innerhalb von sechs Monaten soll der Plan den Angaben zufolge umgesetzt sein.

Gesamtes Haus auf links gedreht

Zwischenzeitlich seien das gesamte Haus sowie alle Dienst- und Beratungsstellen auf links gedreht worden - mit ersten konkreten Ergebnissen, führte sie aus. So sei die Aidsberatungsstelle von einer Außenstelle in das Stammhaus in der Nicolastraße verlegt worden. Auch der Fuhrpark werde derzeit verkleinert und die Verwaltung umstrukturiert. Durch die Hilfestellung der Beratungsfirma zeigten sich positive Effekte, sagte Aschenbrenner.

Hauptproblem des Sozialträgers mit einem jährlichen Haushaltsvolumen von 3,7 Millionen Euro seien die zuschussfinanzierten Arbeitsbereiche. Diese Beratungsstellen machten etwa zwei Drittel der Gesamtausgaben aus. Aschenbrenner zufolge hat die Diakonie etwa zehn Prozent davon aus Eigenmitteln bestritten - "für Aufgaben, die der Staat an den Sozialträger delegiert hatte".

Hartes Verhandeln, um den sozialen Frieden zu stärken

Hier sei künftig ein stärkeres Verhandeln und ein Umdenken erforderlich, sagte Aschenbrenner: "Wir leisten eine Tätigkeit mit hohem Stellenwert in der Gesellschaft und lassen es uns gefallen, dass sie nicht zu 100 Prozent ausfinanziert wird." Nicht die Ratsuchenden seien ihre Kunden, sondern der Staat.

"Wir erfüllen einen staatlichen Auftrag, auch um den sozialen Frieden zu stärken."

Die Diakonie wolle ihren Betrieb "auf jeden Fall retten", sagte Aschenbrenner. Die Chancen stünden gut. Ein Fehler ist es ihr zufolge gewesen, den Ball immer bei der Diakonie zu belassen, auch wenn es ein Defizit gab. In vielen Köpfen herrsche die Denke vor: "Die Diakonie gehört zur evangelischen Kirche, und die wird schon schauen, dass die Diakonie nicht untergeht." Aber das sei nicht mehr der Fall.

"Wir müssen bei den Zuschüssen härter verhandeln."

Die diakonischen Beratungsstellen in Passau geben Rat bei Ehe- und Erziehungsproblemen, psychischen Krisen, Flucht, Schulden oder Aids. Des Weiteren betreibt der Sozialträger zwei Einrichtungen des betreuten Wohnens und einen ambulanten Pflegedienst. Die Diakonie Passau hat Außenstellen in Hauzenberg, Vilshofen, Pocking, Simbach und Eggenfelden. Das Tätigkeitsgebiet umfasst den Dekanatsbezirk Passau zwischen Grafenau im Bayerischen Wald und Gangkofen im Rottal.

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