Die Winterdorf-Betreiber hätten seinen Vorschlag sehr gerne angenommen und sogar schöne Plakate für ihn gedruckt, erzählt Schott.
Herr Schott, wie soll eine Seelsorgefahrt ablaufen?
Hannes Schott: Am ersten Mittwoch ist noch niemand mit mir mitgefahren, aber ich stand vor dem Riesenrad und habe Gespräche mit Menschen geführt. Vielleicht wird am nächsten Mittwoch, wenn die Aktion etwas bekannter ist, jemand mit mir in der Gondel fahren.
Am ersten Tag haben jedenfalls viele Leute die Aktion gelobt und fanden es cool, dass die Kirche so etwas anbietet. Ich werde also nächste Woche wieder am Riesenrad stehen – aber dieses Mal werde ich mich wärmer anziehen, denn nach der Stunde war ich sehr durchgefroren.
Wie kamen Sie auf die Idee, hoch hinaufzufahren?
Wir haben ja in St. Jakob die „Offene Tür – Cityseelsorge“. Die findet im geschützten Raum statt, mit psychologischen Profis. Ich wollte jetzt mal was anderes machen. Der Christkindlesmarkt und seit vergangenem Jahr auch das Winterdorf treiben unendlich viele Leute nach Nürnberg rein. Ich glaube, dass da auch ein paar Leute hängen bleiben, die sonst mit Kirche nichts zu tun haben. Gerade im Urlaub ist ja mal die Zeit, wo man sich vielleicht auch mit dem Glauben beschäftigt. Und vielleicht kommt dann auch jemand zu mir ins Gespräch. Ich habe eine Spendenbüchse in der Gondel dabei. Wenn sich jemand die Fahrt nicht leisten kann, dann darf er umsonst mitfahren.
Sie sind schon ein paar Mal Probe gefahren. Was denken Sie, wenn Sie so hoch über der Jakobskirche schweben?
Hoffentlich sind alle Dachziegel da, wo sie sein sollen und hoffentlich sehe ich nichts am Dach, was gemacht werden muss. Aber natürlich ist es auch ein erhebendes Gefühl, so einen mächtigen Kirchenbau von oben zu sehen und zu denken, „dafür bis jetzt zuständig“.
An wen richtet sich Ihr Angebot?
Ich bin echt gespannt, was da für Leute kommen. Der Reiz ist, es ist nicht lang, man muss jetzt nicht lange mit dem Pfarrer reden, vielleicht kann sich so was öffnen. Ich halte es auch aus, wenn mir jemand seinen Grant auf die Kirche in der Kabine sagt. Ich kann nicht raus, aber die andre Person ja auch nicht.
Herr Scheidacher, als professioneller Riesenradbetreiber haben Sie ja auch die Reaktionen von Menschen vor sich. Ist eine Gondel vielleicht auch ein Verstärker, durch den die Menschen Gefühle zeigen?
Robert Scheidacher: Natürlich zeigen Menschen Gefühle. Das ist ja mal kurz Abschalten vom Alltag, wenn man hier in die Höhe fährt und die Aussicht genießt. Wir haben unter anderem auch Gondeln für Rollstuhlfahrer. Das war zum Beispiel eines meiner schönsten Erlebnisse. Da war eine ältere Dame, bestimmt schon über 80. Ihr haben wir dann reingeholfen mit dem Rollstuhl und sie durfte Riesenrad fahren. Danach hat sie unter Tränen gesagt, es sei ihre erste Riesenradfahrt gewesen und das schönste, was sie seit langem erlebt habe. Das geht natürlich dann schon ans Herz.
Frau Förster, die Nürnberger Künstlerin Daniela Paulus hat für das Winterdorf einen farbenfrohen Pin zum Anstecken gestaltet, auf dem die Jakobskirche, das Riesenrad und auch noch St. Elisabeth abgebildet sind. Drückt dies auch die Verbundenheit zu den Kirchen aus?
Jennifer Förster: Auf jeden Fall. Es ist wirklich keine Selbstverständlichkeit, wie gut wir mit den Kirchen zusammenkommen. Und natürlich hat der Jakobsplatz seine zwei Symbole mit den beiden Kirchen. Wir wollen gerne jedes Jahr einen eigenen PIN. Und übrigens: Es gibt in ganz Bayern keine Stadt außer Nürnberg, die ein Riesenrad in der Altstadt zur Weihnachtszeit aufstellt.
INFO: Bis zum 6. Januar 2025 können Besucherinnen und Besucher vom 48 Meter hohen Riesenrad aus einen Blick auf die weihnachtlich beleuchtete Stadt werfen. Das Winterdorf ist täglich von 11 bis 22 Uhr geöffnet. Lediglich am 25. Dezember und 1. Januar bleibt es ganztägig geschlossen.
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