Die bayerische Landessynode hat am Donnerstag zum Abschluss ihrer Tagung in Lindau mit einem ganzen Bündel von Beschlüssen eine umfassende Neuausrichtung der evangelischen Kirche eingeleitet. Das Kirchenparlament der 2,4 Millionen bayerischen Protestanten gab mit großer Einmütigkeit dem kirchlichen Reformpaket "Profil und Konzentration" (PuK) Konturen, mit dem die Kirche wieder neu die Menschen in ihren jeweiligen Lebenswirklichkeiten erreichen will. Außerdem brachten die Synodalen, in der Mehrzahl Laien, ein Klimaschutzkonzept für die Kirche, die Gemeinden und Einrichtungen auf den Weg.

Wie es mit PuK weitergeht

Zu den Maßnahmen in dem beschlossenen Reformprozess PuK gehören konkrete Projektideen wie eine Kirchen-App, Tauffeste oder christliche Bestattungsunternehmen. Aber es gibt auch Vorschläge, finanzielle Mittel für Menschen mit Migrationshintergrund zur Verfügung zu stellen, neue evangelische Schulen zu gründen oder ein Rotationsverfahren für kirchliche Leitungsfunktionen einzuführen. Jedes Kirchenmitglied soll über digitale Kanäle "einfachen Zugang zu Begleitangeboten von Gemeinden und Einrichtungen" bekommen. Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Bestattung sollen ergänzt werden durch weitere Angebote für "Lebensübergänge" der Menschen. Mit insgesamt 3,25 Millionen Euro sollen die Angebote rund um Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen bayernweit ausgebaut werden.

Zusammenarbeit kirchlicher Berufsgruppen 

Um eine weitere Bündelung der Kräfte zu erreichen, beschloss die Synode einen umfassenden Maßnahmenkatalog zu einer noch stärkeren Zusammenarbeit der verschiedenen kirchlichen Berufsgruppen. In der Landeskirche und ihrer Diakonie sind insgesamt 108.000 Menschen beschäftigt. Zu den Maßnahmen gehören eine "transparente und faire Besoldungsstruktur", die Neugestaltung von Dienstordnungen sowie die berufsübergreifende Ausschreibung und Besetzung von Stellen. Mit ihren Entscheidungen sei die Tagung in Lindau zu einer "Zukunftssynode" geworden, wie Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel als Fazit zog.  

Klimaschutzkonzept beschlossen 

Neben der Gestaltung der eigenen Zukunft stellte sich die Landeskirche auch ihrer Verantwortung für Klima und Frieden. Ein von der Synode beschlossenes Klimaschutzkonzept nimmt die 1.538 bayerischen Gemeinden und die kirchlichen Einrichtungen in die Pflicht, den CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu zählen im Gebäudebereich etwa die energetische Modernisierung, der Austausch von Kirchenheizungen oder die Umstellung von in die Jahre gekommenen Beleuchtungen. Bei der Mobilität sei Klimaschutz unter anderem durch weniger Dienstreisen möglich. 

Schwerpunktthema Frieden

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) rief die Kirchen in seiner Rede vor der Synode dazu auf, sich noch stärker für Frieden, Umweltschutz und globale Gerechtigkeit einzusetzen. Kirchengemeinden sollten der bundesweiten "Allianz für Entwicklung und Klima" beitreten. Bei dem inhaltlichen Schwerpunktthema "Christus ist unser Friede" machte die Synode deutlich, dass die Kirche als "Friedenskirche" in die Gesellschaft hineinwirken müsse. 

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte zum Abschluss der Synodaltagung in der Lindauer Inselhalle, das biblische Friedensgebot müsse den Umgang der Christen untereinander bestimmen. Dieser Grundkonsens sei die Basis für die weiteren Reformschritte.  

Zu ihrer Herbsttagung kommt die Landessynode Ende November in Bamberg zusammen. Diese Tagung - die letzte der sechsjährigen Amtszeit dieser Synode - wird dem kirchlichen Finanzhaushalt gewidmet sein. 

Britta Hundesrügge berichtet von der Tagung der Evangelischen Landessynode in Lindau