Der neue bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp wurde am Sonntag, den 29. Oktober, ab 10 Uhr in sein Amt eingeführt. Wie für alle seine sechs Amtsvorgänger fand der Festgottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche statt. Eine Premiere war, dass im gleichen Gottesdienst der bisherige Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, verabschiedet wurde.

Der 59-jährige Kopp war Ende März von der Landessynode gewählt worden. Seine Amtszeit beginnt am 1. November und beträgt zehn Jahre. Der gebürtige Regensburger war unter anderem Pfarrer in Nürnberg, Studienleiter der Gemeindeakademie Rummelsberg und von 2013 bis 2019 Dekan im Prodekanatsbezirk Nürnberg-Süd. Seit 2019 ist er Regionalbischof in München und Oberbayern und Mitglied des Landeskirchenrats.

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9.30 Uhr: Stellprobe in St. Lorenz, volles Haus!
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Jetzt wird verkabelt. Der scheidende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat schon sein Mikro bekommen.
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Los gehts: Die Honorationen sind eingezogen, der Gottesdienst kann starten.

Im Miteinander nach besten Lösungen zu suchen, das hat der neue bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp am Sonntag in seiner Predigt in der Lorenzkirche versprochen. 1.200 Menschen hörten live sein "Ja, mit Gottes Hilfe", mit dem er im Festgottesdienst in der Lorenzkirche versprach, die Landeskirche "zur Ehre Gottes und zum Wohl der Kirche Jesu Christ" zu führen. Der Leitende Bischof der VELKD (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands), Ralf Meister, übergab Kopp das Amtskreuz, das kurz zuvor der bisherige Bischof, Heinrich Bedford-Strohm, abgelegt hatte.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Annette Kurschus, würdigte Bedford-Strohm als Menschen mit einem tiefen Glauben und wachem Blick in die Welt. "Fromm sein und politisches Denken gehören für dich zusammen, das hast du gelebt", sagte sie. Der scheidende Bischof sei von Leidenschaft durchdrungen und habe nichts von seinem Schwung verloren.

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Beeindruckende musikalische Begleitung: Gloria Brass unter der Leitung von Ralf Tochtermann und die Windsbacher Knaben.
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Der Leitende Bischof der VELKD, Ralf Meister, hat Heinrich Bedford-Strohm von seinem Amt als Landesbischof entpflichtet.
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Es ist vollbracht: Christian Kopp hat das Amtskreuz erhalten und ist jetzt neuer Landesbischof der ELKB.

Der neue Landesbischof der evangelischen Kirche in Bayern, Christian Kopp, stellte sich als "kompromissloser Kompromisssuchender" vor. "In Zeiten der Verwüstung", rief er dazu auf, miteinander Lösungen zu suchen und sich nicht zurückzuziehen. Christinnen und Christen hätten die Aufgabe, "zwischen Schwachen und Starken zu vermitteln". Den christlichen Glauben und das Judentum und den Islam gebe es nicht "ohne kompromissloses Eintreten für die Nächsten".

Sich auf Gemeinsames zu einigen, sei heute schwer geworden, bedauerte Kopp. "Zu viele Leute wollen zu lange und zu heftig Recht behalten." Es sei gang und gäbe geworden, aus der Distanz heraus andere herabzusetzen, über andere zu hetzen. Er forderte daher dazu auf, "auf die Sprache zu achten. Mit Kompromissen gute Lösungen zu finden". Das Beste für Stadt und Land gebe es nur, wenn es im Kleinen wie im Großen Frieden gebe.

Der Gesang des Windsbacher Knabenchors, die Bass-Klarinette des Günter Voit, Orgel und Posaunen und die Hebefiguren des Tanzensembles Nürnberg untermalten den Gottesdienst, der in seiner doppelten Funktion - Abschied und Neubeginn eines Bischofs - eine Premiere in der Landeskirche darstellte. "Würdige Reden und stimmiger Rahmen", urteilte anschließend ein Besucher. Sabine Wolf und ihr Mann Bernhard Röthlein, die sich schon früh um Sitzplätze in St. Lorenz gekümmert hatten, waren auch sehr angetan: "Die richtige Mischung zwischen Abschied und Neuanfang", stellt Röthlein fest und seine Frau sagt, "ich habe mich von der normalen Sprache abgeholt gefühlt". Währenddessen schüttelt der fröhlich lächelnde Christian Kopp im Lutherrock vor der Kirchentür ungezählte Hände von Gratulanten.

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Der neue Landesbischof Christian Kopp bei seiner ersten Predigt im neuen Amt.
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Fürbittgebet mit ökumenischer Beteiligung.
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Abendmahl - an neun Altären in der Lorenzkirche wird ausgeteilt.

Beim anschließenden Empfang im Nürnberger Rathaus steht dann zunächst wieder sein Vorgänger im Rampenlicht. Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der traditionell wiederholt, wie gern er Lutheraner ist, erinnert an Herausforderungen wie die Flüchtlingskrise 2015 oder Corona, bei denen Kirche und Staatsregierung eng in Kontakt gewesen seien. Er schilderte Bedford-Strohm als einen Mann, der den Menschen in den Mittelpunkt gerückt habe. Zu seinem Nachfolger Christian Kopp sagte Söder, "wir erleben heute, dass Demokratie herausgefordert ist".

Erinnerungen von Sitzungen, Reisen und Projekten mit dem "Landesbischof a.D." teilte die Präsidentin der evangelischen Landessynode, Annekathrin Preidel, mit den Gästen. Bedford-Strohm habe Leidenschaft, Begeisterung und Authentizität dargestellt. Immer habe er sofort eine Beziehung zu den Menschen aufgebaut. "Offen, zuversichtlich und fröhlich" sei auch Kopp, der hörend mit den Menschen im Gespräch sei.

Die evangelische Kirche habe wieder einen Bischof, der das Frommsein mit hellwacher Sensibilität und Gerechtigkeitssinn paare, stellte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, fest. Er rief Kopp zu, mit Mut auf die Bühne zu treten. "Keine Angst - ich sage es mir selber auch."

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So voll sieht man die Nürnberger Lorenzkirche nur selten.
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Auch Christian Kopp teilt mit Hostien aus.
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Großer Bahnhof vor der Lorenzkirche: Christian Kopp und sein Amtsvorgänger genießen das Bad in der Menge.

Die bisherigen bayerischen Landesbischöfe

Die Vorläufer der bayerischen evangelischen Landeskirche gibt es seit der Verwaltungsunion im Jahr 1806, als nahezu alle protestantischen Kirchen im Königreich Bayern zusammengelegt wurden. 1918 traten die wenigen reformierten Gemeinden aus, es blieben die lutherischen Gemeinden.

Seit jenem Jahr gibt es auch einen obersten Repräsentanten, seit 1933 trägt er den Titel Landesbischof - zuvor wurde er ungefähr 100 Jahre Oberkonsistorialpräsident genannt, zwischenzeitlich dann auch mal kurz Kirchenpräsident.

Dieses Amt hatten bislang nur männliche Vertreter inne. Wir listen alle Namen auf:

  • 1818-1828: Oberkonsistorialpräsident Carl August von Seckendorff (*1774 +1828)
  • 1828-1848: Oberkonsistorialpräsident Karl Friedrich von Roth (*1780 +1852)
  • 1848-1852: Oberkonsistorialpräsident Friedrich Christian von Arnold (*1786 +1868)
  • 1852-1879: Oberkonsistorialpräsident Adolf von Harleß (*1806 +1879)
  • 1879-1882: Oberkonsistorialpräsident Johann Matthias Meyer (*1814 +1882)
  • 1883-1897: Oberkonsistorialpräsident Adolf von Stählin (*1823 +1897)
  • 1897-1909: Oberkonsistorialpräsident Alexander von Schneider (*1845 +1909)
  • 1909-1917: Oberkonsistorialpräsident Hermann Bezzel (*1861 +1917)
  • 1917-1933: Kirchenpräsident (bis 1921 Oberkonsistorialpräsident) Friedrich Veit (*1861 +1948)
  • 1933-1955: Hans Meiser (*1881 +1956)
  • 1955-1975: Hermann Dietzfelbinger (*1908 +1984)
  • 1975-1994: Johannes Hanselmann (*1927 +1999)
  • 1994-1999: Hermann von Loewenich (*1931 + 2008)
  • 1999-2011: Johannes Friedrich (*1948)
  • 2011-2023: Heinrich Bedford-Strohm (*1960)
  • ab 1. November 2023: Christian Kopp (*1964)

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