Der Tourismus steht alle zwei Jahre im Mittelpunkt einer Fachtagung, die das Referat "Kirche und Tourismus" der bayerischen Landeskirche in der Evangelischen Akademie Tutzing veranstaltet. Nicht nur dieser Ort, sondern auch das Thema "Tourismus für wen?" lockte am 21. März mehr als 80 Interessierte in das Tagungshaus am Starnberger See.

Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende aus den Tourismus-Gemeinden Bayerns, Fachpublikum aus Touristik und Politik sowie Studierende aus der Fakultät Touristik der Hochschule München waren gekommen, um ein interessantes Programm zu erleben, das – ein letztes Mal vor seinem Ruhestand – Kirchenrat Thomas Roßmerkel zusammengestellt hatte.

Tourismus und Kirche wollen Menschen erreichen

Bereits die Anfangsreferate des landeskirchlichen Planungsreferenten Thomas Prieto-Peral sowie der Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH Barbara Radomski machten Gemeinsamkeiten klar: Tourismus und Kirche möchten Menschen erreichen, berühren und an sich binden. Es geht darum, Freiräume zu öffnen, Begegnungsräume zu schaffen, Sozialräume wahrzunehmen und dabei Kirchenräume neu zu beleben.

Egal ob Touristen oder Einheimische: alle sind gleichermaßen betroffen von den derzeitigen Krisen und der "Zeitenwende". Wie können – trotz Pandemie, Krieg, Klimawandel und mancher anderen persönlichen Sorge – Räume entstehen, in denen Menschen neu durchatmen, Kraft tanken und Freiheit erleben können?

Was kann die Kirche dazu beitragen, dass Menschen sich an ihrem Urlaubsort willkommen und gut begleitet fühlen? Wie kann die Akzeptanz der Gäste durch Einheimische gefördert werden? Seit 2019 gibt es – oftmals mit guten Grund - zunehmend Proteste gegen Durchgangsverkehr, Müll, Falschparken und zu viel Tourismus.

Gute Partnerschaft und Vernetzung

Eine vernünftige Lenkung, angemessene Infrastruktur und Nachhaltigkeit können nur zusammen mit der Bevölkerung, nicht gegen sie, erreicht werden. Für einen breiten Beteiligungsprozess sprachen sich daher die Münchner Professoren Markus Pillmayer und Nicolai Scherle  aus.

Dr. Andreas Wüstefeld vom Tölzer Land Tourismus untermauerte deren Thesen durch konkrete Erfahrungen: ob Isar-Ranger im Gelände, Influencerinnen im Internet oder Mitglieder des Deutschen Alpenvereins am Berg bei Aktionstagen unterwegs sind – immer geht es um gute Partnerschaft und Vernetzung. "Es geht nur miteinander" war die zentrale Erkenntnis.

Menschen im Urlaub offener für Kirche

Dass die Kirche dazu viel beitragen kann, machten am Nachmittag Pfarrerin Bettina Heckner und der Tourismuschef Herbert Reiter aus Aschau im Chiemgau deutlich. Ihr gemeinsames Projekt "Zamhocka" zeigte, wie Synergien zwischen Gästen und Bürgern fruchtbar gemacht werden können.

Pfarrerin Karin Schedler berichtete berührend aus ihrer langjährigen Erfahrung als Urlauberseelsorgerin und schließlich wurde die Lebensraumgestaltung am Kurort Bad Füssing von Kirchenrat Norbert Stapfer und der Kur-und Tourismusmanagerin Daniela Leipelt in den Blick genommen.

Auch hier wurde deutlich: Selbst wenn Kirche für viele Menschen zu Hause die Bedeutung oft schon weitgehend verloren hat, besuchen sie am Urlaubsort dennoch kirchliche Angebote, sind neugierig und offen. Das ist ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt!

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