Natürlich ist Rothenburg ob der Tauber ein Schmuckstück, die jährlich über 1,9 Millionen Tages-Touristinnen und Touristen aus aller Welt können nicht irren (hinzu kommen noch über eine halbe Million Übernachtungsgäste). Das ist ganz ohne Ironie gemeint, die mittelalterliche Altstadt mit den schmalen und verwinkelten Gassen, den bunten Fachwerkhäusern mit den steilen Giebeln und der historischen Stadtmauer ist malerisch.

Evangelisches Dekanat Rothenburg/Tauber: Mitten in der Touristenattraktion

Malerisch im Taubertal gelegen, auf malerische und historisch orginalgetreue Weise nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Denn bei Bombenangriffen an Karfreitag des Jahres 1945 war fast die Hälfte der Gebäude in der Rothenburger Altstadt zerstört worden.

Dass Rothenburg/Tauber zu den beliebtesten Touristenattraktionen in Bayern gehört, in einer Liga etwa mit Neuschwanstein, das macht die Stadt, den Amtssitz des evangelischen Dekanats Rothenburg, auch zu einem Ort des Massentourismus. Vor ein paar Jahren sprachen kritische Stimmen mit Blick auf die mittelfränkische Kleinstadt von "Overtourism", von "Rothenburgisierung" gar, was alles andere als anerkennend gemeint war.

Eine Attraktion in der Attraktion: die evangelische Jakobskirche

Doch all die Tourist*innen – zu denen man natürlich auch als Binnen-Besucher*in aus dem Süden des Freistaats gehört – können einem vielleicht manchmal etwas auf den Keks gehen, den Charme der Stadt aber nicht verleiden. Zumal es im an Attraktionen nicht gerade armen Rothenburg eine Attraktion gibt, die evangelisch ist: die prächtige St.-Jakobs-Kirche, neben der sich auch das Dekanat Rothenburg ob der Tauber samt Pfarramt befindet.

Von außen ist die Jakobskirche zu erkennen an den unterschiedlich hohen Türmen, innen an einem beeindruckend schönen Meisterwerk aus Holz – dem um das Jahr 1500 von Tilman Riemenschneider geschnitzten Heilig-Blut-Altar, in dem sich – in einem Kreuz über den Schnitzereien – eine Reliquie befindet. Drei Blutstropfen Christi, die am Ende der Kreuzzüge nach Rothenburg gelangt sein sollen. Der fein gearbeitete Flügelaltar auf der Westempore zeigt das heilige Abendmahl, bei dem Judas im Mittelpunkt steht. Daneben gibt es in der Kirche mit dem Ludwig-von-Toulouse-Altar ein weiteres Kunstwerk von Riemenschneider.

5.500 Pfeifen – eines der größten Orgelwerke in Bayern

Den nach den 12 Aposteln "Zwölf-Boten-Altar" benannten Hauptaltar sollten Besucher*innen ebenfalls nicht verpassen, und unbedingt auch von hinten anschauen: Auf der Rückseite ist das älteste erhaltene Bild der Stadt Rothenburg zu sehen, es stammt aus dem Jahr 1466. Imposant auch die Rieger-Orgel: Mit 5.500 Pfeifen ist dies eines der größten Orgelwerke in Bayern. Zu hören ist die Orgel beispielsweise jeden Mittwoch im Sommer beim kostenlosen Mini-Konzert "30 Minuten Orgelmusik".  

Kurz: Allein für die Jakobskirche lohnt sich eine Reise nach Rothenburg. Und auch, aber das ist Ansichtssache, der Eintrittspreis in Höhe von 2,50 Euro für Erwachsene.

Dass die Kirche für den Besuch außerhalb der Gottesdienste Eintritt verlangt – als eines der wenigen Gotteshäuser in Bayern, wie der Reiseführer "Lonely Planet" bemerkt, um dann die Sehenswürdigkeiten der Kirche zu beschwärmen – sorgt immer wieder für Diskussionen. Doch die Kosten für den Unterhalt der Kirche mit ihren wertvollen Kunstschätzen sind hoch. "Um die Kunstwerke erhalten zu können, kostet die Besichtigung der Kirche einen geringen Beitrag zur Restaurierung", schreibt die Gemeinde auf ihrer Homepage. Und fügt fast entschuldigend hinzu: "Einzelbesuchende erhalten mit ihrer Eintrittskarte eine schöne Postkarte mit einem Motiv von St. Jakob geschenkt."

Rothenburg ist eine traditionell evangelische Stadt

Dass die größte und wichtigste Kirche der Stadt evangelisch ist, kommt nicht von ungefähr. Rothenburg ist eine traditionell protestantische Stadt, während des Dreißigjährigen Krieges stand Rothenburg auf der Seite des Schwedenkönigs Gustav Adolph und damit auf der Seite der Protestanten. 1631 gelang es dem kaiserlichen katholischen General Tilly, die Stadt zu stürmen.

Heute sind etwa Zweidrittel der insgesamt rund 11.000 Bewohnerinnen und Bewohner Rothenburgs evangelisch, ein Viertel ist katholisch.

Evangelisches Leben außerhalb der Altstadt

Zum evangelischen Dekanat Rothenburg, das von Dekanin Jutta Holzheuer geleitet wird, gehören 32 Kirchengemeinden (die sich auf 13 Pfarreien verteilen), in denen insgesamt rund 16.000 Gemeindeglieder leben. Die meisten von ihnen außerhalb des historischen Stadtkerns – nur rund 2.300 Rothenburgerinnen und Rothenburger wohnen innerhalb der gotischen Stadtmauer, die jedes Jahr so viele Besucherinnen und Besucher anzieht.

Übrigens war es eine amerikanische Touristin, die Rothenburg am Ende des Zweiten Weltkriegs vor der vollständigen Zerstörung bewahrte. Indirekt zumindest. Das war Anna May McCloy, die Rothenburg zweimal besucht hatte, 1914 und 1939, und noch Jahre später von der "reizenden Tauberstadt" schwärmte.

Als eine Touristin Rothenburg vor der Zerstörung bewahrte

Das geht vermutlich einigen US-Tourist*innen so, doch bei ihr hatte dies weitreichende Konsequenzen. Ihr Sohn war John Jay McCloy, während des Kriegs Staatssekretär im US-Kriegsministerium, und hatte von seiner Mutter von der "Schönheit und der geschichtlichen Bedeutung" der Stadt gehört. Während die Alliierten Rothenburg im Frühjahr bombadierten und beschossen, wandte sich McCloy an den kommandierenden US-General, wie er später erzählte. Und fragte ihn, "ob es nicht möglich sei, die Beschießung der Stadt zu vermeiden". Und so geschah es. Aus Dankbarkeit machten ihn die Rothenburger drei Jahre später zum Ehrenbürger der Stadt.

Evang.-luth. Dekanat Rothenburg o.d.Tauber

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