Herr Dölfel, die Isar ist ein Wildfluss. Bekommen Sie nicht schon mal nasse Füße bei den Taufen dort unten am Ufer?

Dölfel: Man ist schon etwas abhängig vom Wetter. Die Sandbank hinter der Muffathalle, zu der wir immer gehen, ist im Lauf der Jahre deutlich kleiner geworden, weil das Hochwasser den Sand abträgt. Aber es geht noch. Unvorhergesehenes passiert eher durch Mitmenschen. Einmal gingen wir mit einer großen Taufgesellschaft hinunter, es sollten mehrere Kinder getauft werden. Doch unten war schon jemand: Ich sah einen Pick-up, einen Wassertank und Leute, die Gebetsmühlen gedreht haben. Ein buddhistischer Mönch feierte dort mit seiner Gemeinde das sogenannte Fest des Lebens. Wir haben daneben unsere Taufe gemacht. Danach kamen wir ins Gespräch. Sie hatten lebende Fische gekauft und sie in der Isar ausgesetzt - als Symbol für ein neues Leben. Und sie hörten interessiert zu, als wir ihnen die Taufe erklärt haben.

In St. Johannes finden die Isar-Taufen in den Sommermonaten regelmäßig samstags statt. Was reizt Eltern daran?

Dölfel: Das hat schon eine tolle Atmosphäre, so eine Taufe unter freiem Himmel. Die Isar-Taufen sind sehr begehrt. Die Babys werden dabei auch nicht eingetaucht, wie manche zunächst denken. Meistens holt der Pate das Wasser mit der Taufkanne aus dem Fluss. Der Gottesdienst findet vorher in der Kirche statt, nur die Taufhandlung ist an der Isar. Die Samstagstermine sind um 9.30 Uhr, sonst gerät man zu sehr in den Trubel hinein, die Isar ist ja auch Partyzone.

Warum starten Sie die Tauf-Saison am Fluss in der Osternacht - um 5.30 Uhr?

Dölfel: Wenn die Sonne aufgeht, ist es ein ganz besonderer Moment an der Isar. Die Osternacht selbst mit dem Osterfeuer ist auch immer ein wunderbares Erlebnis. Und Ostern ist ja der klassische Tauftermin. Im Römerbrief schreibt Paulus, dass wir alle mit Christus auch in seinen Tod hineingetauft werden. Und so wie er vom Tod auferweckt wurde, so ist uns ein neues Leben frei von Sünde geschenkt worden. Darüber hinaus hat Wasser natürlich eine vielfältige Bedeutung in der Bibel: angefangen von der Sintflut über den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer bis zur Taufe Jesu am Jordan.