Beim Reden hört man es sofort: Heinz Fechner kommt aus Norddeutschland. Und wenn er "klönen" sagt statt "ratschen" und mal ein "nech" einfließt, dann weiß man es ganz sicher: Fechner ist aus Hamburg. Dort wurde er vor 88 Jahren, bald sogar 89 Jahren geboren. Seine Eltern waren Atheisten, daher wurde Fechner nicht getauft. Aber das hat er kürzlich nachgeholt.

Bis zur Taufe am 25. Oktober in der evangelischen Christuskirche in Murnau war es ein langer Weg für Heinz Fechner, fast ein ganzes Leben.

Annäherung an den Glauben

Begonnen hat seine Reise mit der Teilnahme am Religionsunterricht. Er wundert sich bis heute, dass seine Eltern ihn da hingehen ließen. Außerdem hat er als Schüler den Josef im Krippenspiel verkörpert, ein paar seiner Textzeilen kann er immer noch auswendig.

Entscheidend für seine Annäherung an den Glauben war jedoch vor allem seine evangelische Frau, die er 1949 geheiratet hatte. "Beide Töchter sind getauft und auch die drei Enkel und fast alle der sechs Urenkel", erzählt Fechner. Trotzdem sei er in Ahrensburg, wo er mit seiner Familie lebte, kaum in die Kirche gegangen. "In Norddeutschland war das etwas anders als hier, da war das kühler, da sind wir höchstens an den Feiertagen in die Kirche gegangen oder wenn einer unserer Nachkommen getauft wurde", berichtet Fechner.

Die Gemeinde gab ihm Halt

Heinz Fechner ist pensionierter Amtsrat und hat 37 Jahre bei der Baubehörde gearbeitet. Als es seiner Frau, die an Demenz erkrankte, gesundheitlich immer schlechter ging, zog er mit ihr 2009 nach Bayern, ganz in die Nähe seiner Tochter. "Mittlerweile gibt es einige hier, mit denen ich ganz gut auskomme", sagt Fechner. Die Gemeinde habe auch viel dazu beigetragen. "Nur das Bayerische macht es mir manchmal schwer, obwohl ich Hörgeräte habe", lacht Fechner.

Als seine Frau vor dreieinhalb Jahren starb, hielt Pfarrer Andreas Fach die Trauerrede. "Am Tag der Verabschiedung meiner Frau durch Pfarrer Fach hat es geregnet", erzählt Heinz Fechner, "aber plötzlich kam die Sonne durch das Fenster und schien genau auf das Bild von ihr, das war so eine dieser Sachen."

Seitdem ging Fechner öfters in die Kirche. Durch das regelmäßige Beten fühle er sich näher bei Gott, erklärt er.

Dossier

Taufe & Patenamt

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"In meinem Alter braucht es auch keine Taufpaten mehr."

Nach dem Tod seiner Frau ist Fechner in eine kleinere Wohnung im selben Haus wie seine Tochter gezogen. Beim Umzug haben Konfirmanden aus der Gemeinde tatkräftig mit angepackt ebenso wie der Pfarrer höchstpersönlich. "Ich kann gar nicht sagen, was den letzten Ausschlag gegeben hat, mich taufen zu lassen. Die Kirche selber hat mir sehr gefallen, und meiner Tochter gefiel es hier in der Kirche auch sehr gut", erzählt er. "Dann haben wir mal mit dem Pfarrer gesprochen, und der hat gleich gesagt: Das machen wir", beschreibt Fechner die Reaktion von Andreas Fach. "Ein Novum sei das", habe der Pfarrer gesagt. "Meine Tochter war auch sofort dafür", berichtet Fechner.

Die Taufe fand im ganz kleinen Rahmen statt. "Und in meinem Alter braucht es auch keine Taufpaten mehr", sagt er. Danach ging es dann gemeinsam zum Essen. "Obwohl ich nichts anderes mache als vorher, ist das Gefühl anders", findet Fechner. "Ich bin froh, dass ich es gemacht habe, irgendwie ist das Leben etwas anders geworden", fasst er zusammen. Schade sei, dass seine Frau das nicht mehr mitbekommen habe. "Wir waren 63 Jahre glücklich verheiratet, sehr glücklich", beschreibt er seine Ehe.

Fechner hatte später im Gottesdienst erklärt, warum er sich in seinem Alter noch taufen lässt - unter dem Applaus der Konfis. "Die fanden das alle so gut", ist Fechner immer noch beeindruckt. "Es hat mich auch sehr gereizt, dass die Gemeinde so toll ist", fügt er hinzu. Es herrsche ein Freundschaftliches, beinahe familiäres Verhältnis hier in der Gemeinde, beschreibt er die Stimmung. Seit dem Umzug duzt er Pfarrer Fach. Der hat schließlich seine Garderobe die Treppe hinaufgetragen. In Ahrensburg wäre das nicht vorstellbar gewesen, ist sich Fechner sicher.