Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) hat sich dafür entschuldigt, sich zu lange nicht eindeutig von pädosexuellen Interessen- und Unterstützergruppen abgegrenzt zu haben. "Viele Mitglieder zeigten eher Solidarität mit Pädosexuellen als Sensibilität für die Situation von Kindern und Jugendlichen", sagte HuK-Vorstand Thomas Beckmann am Dienstag bei der Vorstellung einer Studie zur Haltung der HuK zu Pädosexualität seit ihrer Gründung 1977.

Nicht wenige Mitglieder hätten außerdem Behauptungen, dass einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern möglich seien, unkritisch übernommen. "Heute steht für uns außer Frage, dass sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern kategorisch abzulehnen sind, weil sie immer Gewalt gegen Kinder sind", sagte Beckmann.

Grund für die fehlende Abgrenzung: Falsch verstandene Solidarität

In der von der HuK in Auftrag gegebenen Studie hat der Hamburger Historiker Klaus Große Kracht zahlreiche individuelle und organisatorische Verbindungen zwischen der HuK und Pädosexuellen herausgearbeitet. Da Pädosexuelle ebenso wie Homosexuelle als gesellschaftliche Minderheit betrachtet worden seien, hätte man sich gegenseitig solidarisch zeigen wollen, nannte Große Kracht als einen Grund für eine fehlende Abgrenzung. 

Große Kracht, der wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg ist, hat außerdem die Rolle des Hannoverschen Sexualpädagogen Helmut Kentler untersucht. Kentler war bis zu seinem Tod Mitglied der HuK-Regionalgruppe Hannover und vertrat bagatellisierende Ansichten im Hinblick auf sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern, die auch in der Vereinszeitschrift der HuK publiziert wurden. 

Ab Mitte der 90er Jahre drängte dann der internationale Dachverband der schwul-lesbischen Gruppen, die International Lesbian and Gay Association (ILGA), zu einer klaren Abgrenzung der angeschlossenen Gruppen von pädosexuellen Kreisen. Außerdem hätten die weiblichen Mitglieder der HuK die feministische Kritik am männlichen Blick auf die kindliche Sexualität verstärkt in die Arbeitsgruppe getragen, was zu einem Bewusstseinswandel geführt habe, so Große Kracht. Eine klare Unvereinbarkeitserklärung gegenüber pädosexuellen Netzwerken und Einzelpersonen, auch in den eigenen Reihen der HuK, sei dann im Jahr 1997 erfolgt.

Studie als Grundlage für weitere Aufarbeitung

Seitdem habe es jedoch keine Aufarbeitung gegeben, sagte Beckmann. Die Studie solle nun Grundlage für den weiteren Aufarbeitungsprozess sein. "Unsere Absicht ist es, herauszuarbeiten, wie wir durch Verharmlosung, Wegsehen und Verschweigen der sexualisierten Gewalt gegen Kinder Vorschub geleistet haben", sagte der HuK-Vorstand. Dafür bitte man die Öffentlichkeit um Mithilfe und lade Zeitzeugen und Betroffene ein, sich bei der HuK zu melden. Außerdem wolle man ein Präventionskonzept erarbeiten.

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V. mit Sitz in Nürnberg ist nach eigenen Angaben ein freier Zusammenschluss von Menschen, die sich kritisch und konstruktiv mit sexueller Vielfalt und Kirche auseinandersetzen.

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