Die Christuskirche in Selb will die Hemmschwelle in Richtung Kirche niedriger gestalten. Ein Weg dazu ist der Bau von zwei Pizzaöfen auf dem Gelände der Kirchengemeinde. Damit will Pfarrer Johannes Herold den Kontakt zu den Menschen im Selber Stadtteil Vorwerk knüpfen. Das Projekt kam dem Selber Pfarrer, als die Landeskirche das sogenannte MUT-Programm ins Leben rief, um innovative Projekte in der kirchlichen Gemeinschaft zu fördern.

MUT steht für missional, unkonventionell und Tandem. Alle drei Begriffe treffen perfekt auf das Selber Projekt zu, findet Johannes Herold. "Wir wollten einfach mal was Neues machen, um Menschen zu erreichen, die nicht bei uns in den Gottesdiensten sind." Ins Auge gefasst hat Herold gerade die jungen Menschen im Selber Stadtteil Vorwerk. 

Ein anderer Plan war ein Kirchenkino

Geplant war eine Zusammenarbeit zwischen dem kommunalen Jugendtreff und der evangelischen Jugend. Mit dem Leiter des Jugendtreffs und der Dekanatsjugendreferentin wurde überlegt, was denn das geeignete Projekt sei. Alles Mögliche wurde durchgesprochen und wieder verworfen, sogar ein Kirchenkino wurde angedacht.

Letztendlich haben sich die drei aber für selbstgebaute Pizzaöfen entschieden, die auf dem Gelände der Gemeinde aufgestellt werden sollten. Für den Selber Pfarrer die coolste Idee.

"Es geht um etwas Handwerkliches, das viele Leute anspricht, gerade auch im Vorwerk. Wir haben hier viele Handwerker, die auch mauern können." 

Die Öfen selbst wurden dabei allerdings nicht eigenhändig gebaut, sondern von einer Lichtenfelser Firma geliefert. Die Jugendlichen aus dem Vorwerk waren ausreichend damit beschäftigt, den Unterbau für die Öfen zu mauern, und auch das Aufstellen eines Carports zur notwendigen Überdachung war eine Herausforderung. Schon die Bauphase bezeichnet Herold als Erfolg, gerade weil die Resonanz und der Wille zum Mitarbeiten riesig waren.

Zwei Pizzaöfen stehen auf einigen zusammen gemauerten Steinen. Im Hintergrund sieht man einen längeren Schuppen, der ihn fast vollkommen bedeckt.
Der letzte Schritt zur Fertigstellung der Pizzaöfen. Das Projekt ist durch die Zusammenarbeit vieler Engagierter entstanden.

Projekt erreicht Menschen, die man sonst nicht erreicht

Vor allem Menschen, die nicht zur Kerngemeinde gehören, haben sich engagiert. "Der Kirchenvorstand hat natürlich super unterstützt, aber beim Steinemauern hat er nicht so gezogen", lacht Herold. Das wurde jedoch aufgefangen, weil sich vom Jugendtreff viele junge Erwachsene freiwillig meldeten, um mitzuhelfen.

Und auch von der Kirchengemeinde, sind Leute, die eigentlich mehr am Rand der Gemeinde stehen, dazugekommen. "Das war für mich das Beste von dem ganzen Projekt." Gerade die angepeilte Zielgruppe, die 20- bis 25-Jährigen, fanden das Projekt großartig und waren bei den Aufbauarbeiten und auch beim ersten Pizzafest dabei.

"Es gibt jetzt so viele junge Leute, die grüßen mich ganz fröhlich im Vorwerk und winken aus dem Auto raus, wenn wir uns über den Weg laufen. Dieser Kontakt zur Kirchengemeinde kam nur über das MUT-Projekt zustande."

Die viele Arbeit, das Schleppen tonnenschwerer Steine hat sich gelohnt in Selb. Die zwei Öfen im Gemeindegarten werden auch häufig genutzt. In der letzten Saison wurden die Öfen um die 7 Mal angeschürt und auch der Kinderhort nutzt sie für die Ferienverpflegung, "da wird zusammen Pizza gemacht. Das ist natürlich pädagogisch total toll. Es hat auch ein bisschen was von Erlebnispädagogik." 

Gott ist wie ein heißer Backofen voller Liebe

Pizza bringt Menschen zusammen, beim ersten Pizza-Backofenfest im Gemeindegarten waren um die 60 Leute da.

"Martin Luther hat mal gesagt, Gott ist wie ein glühender, heißer Backofen voller Liebe. Und ich finde, wenn man diesen angeschürten Backofen anschaut, dann ist das ein wahnsinnig tolles Gottesbild",

sinniert Johannes Herold und freut sich schon auf die kommende Pizza-Gartensaison. Und wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, mal "Selber" Pizza zu backen, kein Problem, einfach bei der Christuskirche in Selb nachfragen und dann kann es schon losgehen.