"Es wird gesungen, gebetet - und am Ende werden wir alle, auch die Tiere, segnen."
Frau Boselli, was genau muss man sich unter Ihrem Arche-Noah-Gottesdienst mit Haustieren vorstellen?
Maria-Jolanda Boselli: Wir möchten den Besitzern von Tieren das Gefühl geben, dass sie mit ihrem Tier bei Gott und im Gottesdienst willkommen sind. Wir werden Bibelstellen vorlesen, in denen Tiere vorkommen, aber auch Gedichte. Wir werden Fragen rund um das Thema Tiere in der Bibel zu beantworten versuchen und wir werden die Gottesdienstbesucher selbst mit ihren Anliegen zu Wort kommen lassen. Es wird gesungen, gebetet - und am Ende werden wir alle, auch die Tiere, segnen. Zum Abschluss wird es auch Leckerli für die Vierbeiner geben. Ganz wichtig: Der Gottesdienst sollte nicht länger als 45 Minuten dauern. Er sollte für kein Tier stressig werden. Wir werden, so es das Wetter erlaubt, im geräumigen Garten der Magdalenenkirche feiern. Dort fühlen sich Zwei- und Vierbeiner wohl.
"Wie ist das mit Gott und den Tieren? Im Alten Testament forderte er Brandopfer."
Was haben Tiere mit dem Glauben oder der Bibel zu tun?
Gerade nach Corona ist die Bindung zwischen Mensch und (Haus-)Tier noch mal enger geworden. In Gesprächen kommen Fragen wie: "Kommt mein Hund in den Himmel, wenn er stirbt?" Oder: "Liebt Gott auch Tiere?" Und immer wieder kommen, vor allem von Kindern, auch Bitten um eine "Bestattung" eines Tieres. Wie ist das mit Gott und den Tieren? Im Alten Testament forderte er Brandopfer. Tiere werden in praktisch jeder Geschichte geschlachtet. Aber dann lässt er Noah alle Tiere in die Arche aufnehmen. Wie passt das zusammen? Tatsächlich ist die Bibel eine reiche Fundgrube, wenn es um die Erwähnung von Tieren geht. Tiere als Vorbilder, als Vergleich, oder sie erledigen wichtige Aufgaben für den Menschen, wie die Taube, die Noah über den Stand der Flut auf dem Laufenden hält.
"Als mein vorletzter Hund eingeschläfert wurde, habe ich mit ihm in meinen Armen das Vaterunser gebetet. Ich bin sicher, das hat ihm gutgetan."
Wie kamen Sie auf die Idee, einen Arche-Noah-Gottesdienst durchzuführen?
Wir haben immer mal wieder Menschen, die ihren Hund mit in den Gottesdienst bringen - als geduldete Ausnahme. Hinzu kommt, dass wir heute nicht mehr davon ausgehen können, dass die Menschen im Umfeld in die Kirche kommen, einfach, "weil man das so macht". Wir wollen mit unseren Angeboten Menschen mit ihren Bedürfnissen, in ihren speziellen Lebenssituationen erreichen, unser Hol-Angebot zu einem Bring-Angebot erweitern. Und natürlich ist mir das Thema Glauben und Tiere auch persönlich wichtig: Ich habe zwei Hunde und zwei Katzen. Als mein vorletzter Hund eingeschläfert wurde, habe ich mit ihm in meinen Armen das Vaterunser gebetet. Ich bin sicher, das hat ihm gutgetan. Die Hunde kommen natürlich mit zum Arche-Noah-Gottesdienst.
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