Erst im Frühjahr 2019 konnte die rund 15 000-köpfige Marktgemeinde rund um Pfarrer Martin Irmer den Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Bartholomäuskirche feiern. Ein Dreivierteljahr später kam dann mit der "Dürer-Entdeckung" der nächste Streich.

Seitdem ist die Kirche im Stadtteil Eschenau vor allem bei Kunstinteressierten heiß begehrt. "Wir haben aber nicht die Möglichkeiten, uns und die Kirche entsprechend zu vermarkten", gibt sich Irmer bescheiden. Und bei einem Besuch des Sonntagsblatts fällt zudem auf: Es geht ganz schön eng zu, wenn man den Turm hinaufsteigt.

Den hat Nürnbergs berühmtester Künstler streng genommen damals gar nicht so gesehen, wie er heute dasteht: Das neugotische Obergeschoss, die Glockenstube, stammt nämlich nicht wie der Vorgängerbau aus dem Jahr 1472, sondern aus dem Jahr 1902.

Kirche war mal kleiner

Die Kirche war zu Dürers Zeiten also etwa zehn Meter kleiner. Wer heute den Turm besteigt, der kann die im 13. Jahrhundert einsetzende Baugeschichte der Kirche anhand unterschiedlicher Materialien, die für die Wände und die Holzarbeiten verwendet wurden, gut nachvollziehen.

Irmer zeigt auf Namen und Jahreszahlen, die Handwerker im Glockenturm hinterlassen haben. Oben angekommen ist Schluss: Hier kann es ganz schön laut werden. "Wer sich traut, kann noch die Leiter hinauf in die Kuppel steigen", meint Irmer – nicht ganz ernst natürlich.

Durch ein kleines Fenster kann man die Perspektive einnehmen, die Dürer vor über 500 Jahren vom Schlossberg einige Hundert Meter gegenüber eingenommen haben muss, als er seine Grafik anfertigte.

Corona inspiriert

Eigentlich hätte die Gemeinde im vergangenen Frühjahr ein großes Gemeindefest zusammen mit der Flüchtlingsinitiative "FLEck" sowie 116 Vereinen aus der Region gefeiert. Das fiel, wie so vieles, den Beschränkungen rund um das Coronavirus zum Opfer.

Pfarrer Irmer inspiriert die Corona-Zeit dennoch zu einem "Schlenker" zu Dürer. "Er hat uns insofern weiter eingeholt, als die Pest unserer Tage eben Corona heißt, und eine Flucht wie bei ihm nach Italien aber gerade nicht ansteht. Wir lassen die Kirche sozusagen im Dorf.