Im Frühsommer, um den 24. Juni herum, wird es in vielen evangelischen Gemeinden Bayerns um die Taufe gehen. Weil in den Familien die Zeit meist knapp und der Aufwand hoch ist, will die Kirche ihnen unter die Arme greifen und organisiert gemeinsame Tauffeste. Der Frühsommer ist laut Pfarrerin Doris Wild ideal dafür.

"Ob im Pfarrgarten, am See, Bach oder Fluss, ob bei Taufaktionen im Kindergarten oder digitalen Glaubensgesprächen zur Taufe für Erwachsene: Jede Gemeinde kann nach ihrer Façon entscheiden, wie und wo sie das Tauffest feiern will",

sagt die Mitarbeiterin der Segens- und Servicestelle der evangelischen Landeskirche in München.

Die Taufe neu entdecken

Eingeladen, die Taufe neu zu entdecken, hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), auf die die Taufinitiative 2023 zurückgeht. Sie steht unter dem Motto "Viele Gründe, ein Segen: Deine Taufe". Impulsgeber dafür sei 2019 ein Tauffest im Kirchenkreis Hamburg gewesen, bei dem sich an einem Tag 500 Menschen in der Elbe taufen ließen.

Die Kirchengemeinden in Bayern fanden die Idee so gut, dass sie sich angehängt haben, sagt Pfarrerin Karola Schürrle von der Segen- und Servicestelle Nürnberg. Viele Gemeinden und Dekanate machen ihr zufolge mit. Die Anfragen von Taufwilligen seien schon jetzt hoch.

"Vor kurzem wollte ein Mann aus der Schweiz wissen, ob er beim Tauffest auch mit ganzem Körper untergetaucht werden könne."

Auch dies sei möglich, sofern die Taufe am Wasser stattfinde.

Nicht ganz so spontan wie "Einfach heiraten"

Ganz so spontan wie bei der Aktion "Einfach heiraten", die die bayerische Landeskirche in diesem Jahr am 23. März veranstaltete, dürfte es bei der Taufinitiative nicht zugehen. Dieses Mal seien Vorgespräche mit den erwachsenen Täuflingen oder den Eltern erforderlich, erläutert Pfarrerin Wild. Denn mit der Taufe sei auch der Eintritt in die Kirche verbunden. Ausgeschlossen müsse sein, dass jemand bereits einer anderen Religionsgemeinschaft angehört.

Trotzdem dürften es wohl an die Tausend Menschen in ganz Deutschland werden, die sich landauf und landab gemeinschaftlich taufen lassen, sagt Wild. Die Taufe ist eines der ältesten Rituale in der christlichen Kirche. Auch in der evangelischen Kirche gelte sie als Sakrament. Nach evangelischem Verständnis mache die Taufe die bedingungslose Annahme vor Gott sichtbar.

Das Bedürfnis nach einem unkomplizierten, schönen Fest in Gemeinschaft mit anderen scheint groß zu sein. "Wir haben viele Anfragen von Familien, die nicht so dem konservativen Familienbild entsprechen", sagt Religionspädagogin Annabell Keilhauer aus Landshut. 30 feste Anmeldungen hat die Religionspädagogin schon für das Tauffest am 24. Juni am Freizeitsee Gretlmühle. Darunter seien Kinder aus zweiter Ehe, Jugendliche, Patchwork- und Regenbogenfamilien sowie Alleinerziehende. Neben einem Kuchenbuffet gibt es an diesem Tag auch ein Geschenk für jeden Täufling, sagt Keilhauer. In Landshut beteiligen sich alle Stadtgemeinden an der Aktion.

An der Isar, am Wöhrder See und am Main

In München laden fünf Innenstadtgemeinden am 1. Juli zu einem Tauffest an der Isar ein. Der Taufgottesdienst findet im Biergarten am Muffatwerk statt. Anschließend werde an der Isar mit Isarwasser getauft. Danach geht die Feier laut Angaben im Biergarten weiter.

In Nürnberg wird am 24. Juni ein Tauffest am Wöhrder See in Höhe des Cafés Strandgut mit Tauferinnerung und Posaunenchor gefeiert. In Ingolstadt beteiligt sich fast das ganze Dekanat in den Sommermonaten mit Tauferinnerung, Tauffesten, Picknick, Familien- und Minigottesdiensten an der Taufinitiative. "Mit der Taufe soll sichtbar werden, dass das Leben unter Gottes Schutz und Begleitung steht", sagt ein Kirchensprecher.

In Kitzingen wird am Main getauft, in Kempten an der Iller, in Nonnenhorn am Bodensee und auch am Kochelsee findet ein Tauffest statt. Und wenn gar kein Gewässer vorhanden ist, wird im Freibad getauft, wie in Vohenstrauß. Zahlreiche Veranstaltungen in ganz Bayern sind auf einer interaktiven Karte der Taufinitiative hier zu finden.

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