Sie wurde in der evangelischen Kirche der wichtigste Ritus auf dem Weg ins Erwachsenenalter: Die Konfirmation gehört zu den herausragenden Festen in einem Protestantenleben. Vor 300 Jahren, am 4. April 1723, wurde sie im Herzogtum Württemberg eingeführt. Wer konfirmiert war, durfte fortan am Abendmahl teilnehmen und die Patenschaft für Täuflinge übernehmen.

Vom Kinderglauben zum selbstbestimmten Christenleben

Schon die Reformatoren des 16. Jahrhunderts hatten sich Gedanken gemacht, wie der Übergang vom Kinderglauben zu einem mündigen Christenleben kirchlich zu gestalten sei. So gab es bereits 1538 eine Konfirmationsordnung, die der Reformator Straßburgs, Martin Bucer (1491 - 1551), zu Papier gebracht hatte. Hier findet sich der Konfirmandenunterricht durch Pfarrer und Gemeindeälteste, der die zentralen Inhalte des evangelischen Glaubens vermitteln soll. Das persönliche Bekenntnis bezeugen die Konfirmanden dann in einem Gemeindegottesdienst.

Allerdings dauerte es sehr lange, bis das Fest in der Fläche gefeiert wurde. Württemberg etablierte die Konfirmation unter dem Einfluss des Pietismus. Diese Frömmigkeitsbewegung setzt sich bis heute dafür ein, dass Menschen, die als Babys getauft wurden, eigenverantwortlich ihren Taufbund erneuern und sich zum christlichen Glauben bekennen. Das württembergische Beispiel wurde von Bayern übernommen, dort ist 1734 in Altdorf bei Nürnberg der erste Konfirmationsgottesdienst bezeugt. In Nürnberg gibt es die Konfirmation seit 1813, in Hamburg sogar erst seit 1832.

Segnung für den neuen Lebensabschnitt

Der Konfirmandenunterricht dauerte ein bis zwei Jahre. Das abschließende Fest wurde anfangs zentral auf den Sonntag nach Ostern gelegt. Er trägt den eigentümlichen Namen "Quadimodogeniti" ("wie die neugeborenen Kinder") und erinnert daran, dass mit der Taufe - und ihrer Bekräftigung in der Konfirmation - ein neues Leben beginnt.

Konfirmiert wurde ab dem 14. Geburtstag, und zwar Jungen und Mädchen. Zur Feier gehört bis heute das Aufsagen von Bibelversen und kurzen Lehrstücken aus dem Katechismus, wie sie von Martin Luther und dem württembergischen Reformator Johannes Brenz formuliert wurden. Im Anschluss legt der Pfarrer (und inzwischen auch die Pfarrerin) den jungen Menschen die Hände auf und segnet sie für den neuen Lebensabschnitt.

Ebenfalls zum Ritual gehört die Übergabe einer Konfirmandenbibel. Der Besitz eines eigenen Exemplars der Heiligen Schrift soll die jungen Protestanten ermutigen, ihr Glaubensverständnis eigenverantwortlich zu vertiefen. Die Konfirmanden erhalten zudem einen Denkspruch - einen Bibelvers, der sie fortan intensiv begleiten soll. Mit dem religiösen Unterricht war es nach dem Konfirmationssonntag übrigens nicht vorbei. Es folgte die sogenannte "Christenlehre" als Fortsetzung protestantischer Bildung.

Heute verbindet eine Konfi-App die Konfirmanden

Vieles hat sich in den vergangenen 300 Jahren geändert. Der Konfirmandenunterricht kann inzwischen aufgeteilt und in einer ersten Phase schon in der dritten Grundschulklasse erteilt werden - zeitgleich mit dem Kommunionsunterricht für katholische Kinder. Eine Konfi-App verbindet heute die Nachwuchsprotestanten auf dem Smartphone mit Terminplanung und Chatfunktion. Im Jahr 2021 wurden in Württemberg 16.415 Mädchen und Jungen konfirmiert - rund 3.000 mehr als im ersten Corona-Jahr 2020.

Der Schritt ins Erwachsenenalter fand vor 300 Jahren übrigens nicht nur in der Kirche statt. Mit 14 war für viele die Schule zu Ende, es begann eine Lehre oder andere Form der Berufsausbildung. Und noch etwas änderte sich: Die jungen Leute wurden von der Konfirmation an mit "Sie" angesprochen.

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