Eltern, die ihren Kindern eine gute Beziehung zum christlichen Glauben vermitteln wollen, stehen oft vor der Frage: Wie kann ich meine Kinder für Kirche und Gemeindeleben begeistern? In unserer zunehmend säkularen Gesellschaft, die von einem Überangebot an Weltanschauungen geprägt ist, besteht die berechtigte Sorge, dass Kinder den Bezug zu Kirche und Glauben verlieren.
Die Ende 2023 veröffentlichte sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) hat einen kaum zu überschätzenden Faktor aufgezeigt, junge Menschen nachhaltig für Kirche und Religion zu interessieren: die Konfirmation. Wer glaubt, es handele sich dabei um ein längst überholtes und letztlich überflüssiges Ritual, der irrt gewaltig, wie die Zahlen zeigen.
Konfirmation maßgeblich für religiöse Entwicklung
Die Studie zeigt, dass die Teilnahme an kirchlichen Angeboten in Kindheit und Jugend entscheidend für die religiöse Entwicklung ist. Eine große Mehrheit von 70 Prozent aller Protestant*innen gibt demnach an, dass die Konfirmation ihre spätere Religiosität geprägt hat.
Die überwiegende Mehrheit der evangelischen Konfirmand*innen erlebt ihre Konfirmation also als bedeutsam für ihre spätere Einstellung zu Glaube und Religion. Ein nahezu unverzichtbarer Faktor für die Kirchenbindung ist somit – neben der Einstellung der eigenen Eltern – die Teilnahme am Konfirmationsunterricht.
So bekommen Eltern ihre Kinder dazu, sich konfirmieren zu lassen
Jugendliche, die an kirchlichen Aktivitäten teilnehmen, bewerten diese in der Regel als positiv und wirksam und bleiben der Kirche eher verbunden. Tatsächlich treten deutlich weniger konfirmierte Jugendliche aus der Kirche aus als nicht konfirmierte.
Doch wie können Eltern ihre Kinder dazu bewegen, sich konfirmieren zu lassen? Auch dazu gibt die KMU wichtige Hinweise. Offenbar sind das direkte Vorbild und eine positive Einstellung zu möglichen Feiern der Schlüssel. Denn 89 Prozent der Konfirmanden geben als Grund für ihre Entscheidung an: "Weil es in meiner Familie immer so war". Und 70 Prozent nennen das damit verbundene Familienfest als Motivation.
Deshalb ist es sicher hilfreich, den Kindern von der eigenen Konfirmation zu erzählen, möglichst schöne (oder lustige) Bilder von der Feier und der anschließenden Familienfeier zu zeigen und immer wieder zu betonen, welche Rolle die Feier in der Familie gespielt hat. Auch zu erwähnen, wie sehr man sich als Eltern freut, wenn die Kinder konfirmiert werden, ist sicher kein Fehler.
Schließlich können Eltern auch einen kleinen Vorgeschmack auf die Konfirmationsfeier geben. Zum Beispiel, indem sie mit den Kindern das Restaurant besuchen, in dem gefeiert werden soll, oder indem sie ausgiebig von der möglichen Feier schwärmen und gemeinsam mit den Kindern überlegen, wen man alles einladen könnte.
Geld und Geschenke spielten dagegen nach eigenen Angaben nur für 57 Prozent eine Rolle. Bestechung scheint also keine zielführende Strategie zu sein.
Am wenigsten scheint Zwang zu funktionieren: Nur 21 Prozent geben an, sich konfirmieren zu lassen, weil sie sich dazu gezwungen fühlten.
Was ist die KMU?
Seit 1972 erscheint etwa alle zehn Jahre die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Sie ist eine religionssoziologische Studie zur Einstellung zu Religion und Kirche in der Bevölkerung. In der aktuellen Studie wurden erstmals auch repräsentative Ergebnisse für katholische Kirchenmitglieder mit erhoben.
Die Befragung fand zwischen Oktober und Dezember 2022 durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa statt. Insgesamt wurden 5.282 Personen befragt. Die Studie entstand unter Federführung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn war erstmals daran beteiligt. (epd)
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