Slowenien ist im Jahr 2019 das Schwerpunktland des Weltgebetstags. Der steht dieses Jahr unter dem Motto "Kommt, alles ist bereit". Wie leben Frauen in Slowenien? Sind sie gleichberechtigt? Was für Lieder singen sie, was kochen sie, wie tanzen sie und wie leben Kinder in diesem Land? Fragen über Fragen, die in der Geschäftsstelle beantwortet werden müssen.

Die Geschäftsstelle ist in den Räumen des FrauenWerks Stein beheimatet. "Sie ist Teil der weltweiten ökumenischen Bewegung Weltgebetstag und unterstützt ökumenische Initiativen und Zusammenarbeit von Frauen", erklärt Lisa Schürmann von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Geschäftsstelle.  

Weltgebetstag der Frauen: Deutsches Kommitee sitzt in Stein

Bereits eineinhalb Jahre vor dem Weltgebetstag wird in der Geschäftsstelle fleißig gearbeitet. Das Team steht im engen Austausch mit dem Internationalen Komitee in New York. Dieses entscheidet, welches Land das Thema des Weltgebetstages wird. Nach der Entscheidung schickt es Texte und Materialien nach Stein.

Die bilden die Grundlage für die Ausbildung der Delegierten von Landeskirchen und Diözesen. Im Schneeballsystem wird das Material dann an die Gemeinden und viele ehrenamtliche Helfer verteilt. Darüber hinaus gibt es vier Bundeswerkstätten, die Materialien an landesweite Werkstätten schicken und ebenso Multiplikatoren fortbilden.

Wie der Weltgebetstag organisiert wird

Schürmann hat immer wieder große Freude an der Arbeit: Die Aufgaben der Geschäftsstelle mit ihren elf Angestellten seien vielfältig. Für einen Weltgebetstag muss die Gottesdienstordnung erstellt, müssen Plakate und Informationsmaterialien gedruckt sowie Musikaufnahmen in Auftrag geben werden. Darüber hinaus hält die Geschäftsstelle zusammen mit den Bundeswerkstätten in Stein Bildungsveranstaltungen ab. Es gibt Filmabende, Kochkurse und politische Diskussionen, die sich um das jeweilige Land drehen. "Es ist einfach immer wieder eine spannende Herausforderung, vor der wir stehen", sagt Schürmann.    

Auch Irene Löffler aus Augsburg hat an einem Organisations-Workshop in Stein teilgenommen. "Mich begeistert, dass wir mit Frauen auf der ganzen Welt verbunden sind. Ich lerne so viele Frauen kennen. Dies gibt einem ein Gefühl von Zugehörigkeit", schwärmt sie. Der Workshop sei eine Mischung aus Spiritualität und Information. "Es ist eine intensive Erfahrung!"

Größte Frauenbewegung der Welt

Der Weltgebetstag ist die größte Frauenbewegung der Welt, entstanden 1887 in den USA. Jedes Jahr gibt es ein neues Schwerpunktthema und -land. Der Gottesdienst zum Weltgebetstag wird jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet, zum Beispiel aus Surinam, Slowenien oder Simbabwe. Dort schreibt dann ein Team von Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen - baptistisch, evangelisch, katholisch, methodistisch - die Texte, Gebete und Lieder der Liturgie.

In ganz Deutschland veranstalten Frauen Vorbereitungstreffen zum Weltgebetstag. Irene Tokarski, Leiterin der Geschäftsstelle und Theologische Referentin, erklärt, der Weltgebetstag lade dazu ein, die Lebenssituationen von Frauen in anderen Ländern kennen- und verstehen zu lernen und über Konfessionen, nationale Grenzen und kulturelle Unterschiede hinweg Wege zueinander zu finden. Und mit Blick auf Slowenien sagt sie: "Es geht ja nicht nur darum, dass wir zusammen beten. Wir beschäftigen uns mit der Natur Sloweniens, der Umwelt und Politik. Wir fragen uns, wie leben die Kinder dort. Was spielen sie?"

Weltgebetstag in Deutschland seit 1949

Der Weltgebetstag der Frauen hat mittlerweile eine lange Tradition. In Deutschland wurden die ersten ökumenischen Gottesdienste 1949 auf Initiative von Antonie Nopitsch, der Gründerin und ersten Leiterin des Bayerischen Mütterdienstes der Evangelisch-Lutherischen Kirche, gefeiert. Von Stein aus hat sie den ersten ökumenischen Weltgebetstag der Frauen organisiert. Im Laufe der Zeit ist dann die heutige Geschäftsstelle entstanden. "Wir arbeiten auf historischem Boden", sagt Tokarski und lacht. Heute ist die Weltgebetstagsbewegung in Deutschland die größte weltweit. Während 1949 in Deutschland 50.000 Gottesdienstordnungen verschickt wurden, sind es heute circa 1,3 Millionen.

Zu der Geschäftsstelle in Stein gehört auch ein Projektreferat. "Gerade, weil Frauen und Mädchen weltweit tagtäglich würdelos behandelt werden, solidarisieren wir uns mit ihnen. Uns leitet dabei die vorrangige Option für die Armen und Ausgegrenzten", sagt Tokarski. "Der Weltgebetstag versteht sein Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit als kirchen- und gesellschaftspolitische Aufgabe und Vision", fasst sie die Aufgabe des Projektreferates zusammen.

Mit der Kollekte, die beim Weltgebetstag in Deutschland gesammelt wird, werden weltweit Projekte unterstützt. Allein 2,5 bis drei Millionen Euro kommen auf diesem Weg in Deutschland pro Jahr zusammen. Das Geld fließt unter dem Titel "Gemeinsam gegen Menschenhandel" auch in ein Projekt in Indien. In Indien seien vor allem die Töchter der "Unberührbaren" Menschenhändlern oft schutzlos ausgeliefert. Mit Aufklärung und wirtschaftlicher Förderung wolle man dieses "schmutzige Geschäft" zerstören.

Über den Weltgebetstag

Vor über 130 Jahren legten christliche Frauen in Nordamerika den Grundstein für die Bewegung des Weltgebetstags. Heute sind Frauen in über 120 Ländern und allen Regionen der Welt miteinander verbunden.

Der Weltgebetstag setzt sich ein für Gerechtigkeit, Frieden und die Rechte von Frauen und Mädchen weltweit. Der Tag wird begleitet mit Aktionen und Kampagnen.

Weltgebetstag 2019 widmet sich Slowenien

Die Weltgebetstage beschäftigen sich jedes Jahr mit einem anderen Land der Welt. Die Länder werden bestimmt bei der Internationalen Weltgebetstagskonferenz, die alle vier bis sechs Jahre stattfindet und zu der rund 200 Frauen aus aller Welt anreisen. Slowenien wurde bei der Konferenz im Jahr 2012 dazu bestimmt, die Gottesdienstordnung für das Jahr 2019 zu verfassen.

Für jeden Gottesdienst werden eine eigene Gottesdienstordnung sowie Materialien erarbeitet. Die Internationale Geschäftsstelle schickt die Gottesdienstordnung dann in alle Welt - dort werden die Texte in die jeweiligen Landessprache übersetzt.

Im Deutschen Weltgebetstagskomitee sitzen Vertreterinnen aus zwölf Mitgliedsorganisationen und neun Konfessionen. Dadurch wird sichergestellt, dass in der Übersetzung die unterschiedlichen christlichen Konfessionen und ihre liturgischen Besonderheiten vertreten sind.