Man kann einen Schaukasten schnell und zweckmäßig bestücken: mit dem Flyer oder Plakat zum nächsten Kirchenkonzert, natürlich einem Blatt mit den kommenden Gottesdienst-, Hauskreis- und Probeterminen. Wer sich's leichtmacht, fummelt einfach die Klammern aus dem Gemeindebrief heraus und postiert die Seiten fein säuberlich auf der gesamten Fläche des Kastens. Job erledigt! Aber: gähnende Langeweile. Vor allem, wenn in der Adventszeit immer noch die Erntedank-Andacht in der Vitrine hängt oder zu Beginn der Pfingstferien der Osterhase hinter dem Glas grüßt.

Es gibt schöne Lösungen: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

Pfarrerin Stefanie Schardien von der Gemeinde St. Michael in Fürth hatte irgendwann die Nase voll von dem trostlosen Anblick, den ihr die Schaukästen ihrer Kirchengemeinde manchmal boten. Vor allem, nachdem ihr bei einem Stadtbummel die oft fantasie- und liebevoll geschmückten Schaufenster der Geschäfte in der Fürther Innenstadt bewusst aufgefallen waren.
"Ich hab’s dann einfach mal anders probiert. Schaukästen sind schließlich das Schaufenster unserer Gemeinde", erklärt sie. So wurde beispielsweise in der Karwoche ein schlichtes, aus zwei Zweigen geformtes Kreuz in den Kasten gestellt. Pünktlich zu Ostern blühten diese förmlich auf mit Hilfe von bunten Pfeifenputzern, die Schardien im Pfarrhaus gefunden hatte.

In den Sommerferien druckte die Pfarrerin sich eine Weltkarte aus einem Kinderbuch vergrößert aus, pinnte darauf mit Zahnstochern kleine Zettel, auf denen "bei Oma und Opa" oder "Traumreise" stand, auf die einzelnen Kontinente und überschrieb das Ganze mit dem aus dem gleichnamigen Spiritual bekannten Spruch "God's got the whole world in his hands".  

Mit kleinen Dingen kreativ zaubern, Farbe hereinbringen und das Auge bedienen - das sieht zwar gut aus, schwierig wird es aber, wenn es um das Vermitteln von Inhalten geht. Beispielsweise bei den Zehn Geboten. Hier schnitt Schardien eine biblische Darstellung der Gesetzestafeln aus einem Bilderbuch aus, schrieb die Gebote auf Zettel und postierte diese rundherum. Als der Dortmunder Kirchentag stattfand, erstrahlte der Schaukasten dazu in sattem Kirchentagsgrün, die einzelnen Themen und Positionen wurden als Textbausteine fantasievoll im Kasten verteilt, so dass sie sich leichter lesen ließen.

"Ich möchte den Menschen so vermitteln, dass wir als Kirche uns auch Mühe geben."

"Ich möchte den Menschen so vermitteln, dass wir als Kirche uns auch Mühe geben. Wer dies schon beim Schaukasten tut, dem vertraut man sich bestimmt selbst auch lieber an", ist die Pfarrerin überzeugt. Auch wenn sie sich mittlerweile selbst einen Leistungsdruck mache und es beim nächsten Mal wieder oder noch schöner machen wolle: Die Zeit und den Geist zu investieren, das lohne sich und würde von der Gemeinde auch geschätzt.

Es muss nicht kompliziert sein

Am Amt für Gemeindedienst in Nürnberg bietet man seit Jahren schon Schulungen für Interessierte an, die den Schaukasten ihrer Gemeinde in den Blick nehmen wollen. "Leider werden die rund 3.000 solcher Auslagen, die es in den bayerischen Gemeinden gibt, nach wie vor stiefmütterlich behandelt", sagt Diakon Herbert Kirchmeyer. Dabei gebe es ein paar einfache Grundregeln, mit deren Einhaltung man schon viel erreichen könne. Die wichtigste: Die Infos und theologischen Impulse in den Kästen müssen alle ein bis zwei Wochen erneuert werden. Zudem solle man mit wechselnden farbigen Hintergründen arbeiten, auch mit Stoffen, und keinesfalls billige Magnete verwenden, die leicht verrutschen.

Bewährt habe sich in jedem Fall die Aufteilung zwischen Infobereich und Schau-Ecke. "Schließlich muss die Auslage einen Zweck erfüllen. Aber auch hierbei gibt es eben Unterschiede, wie man das anstellt", erklärt der Referent für den Bereich "Gemeindebezogene Öffentlichkeitsarbeit", der sich seit rund zehn Jahren schon mit dem Thema befasst. Sicher sei auf jeden Fall: Der Schaukasten verdiene es, gepflegt zu werden. "Man hat durch ihn ein Potenzial, Menschen zu erreichen, das man sonst nicht nutzt."