Dr.Hildegund Bemmann weiß heute gar nicht, wo sie zuerst sein soll. Im Schloss Ortenburg oder bei den Kryptopilgern. Im Schloss ist ihr ziviler Arbeitsplatz beim Erwachsenenbildungswerk. Aber heute geht es um ihr Hobby: Living History. Und da wurde das Schloss Ortenburg, ein altehrwürdiges Gemäuer so umgestaltet, dass sich hier vom Kammerjäger bis zu Adeligen alle möglichen Figuren in originalgetreuen Kostümen tummeln, um den Besuchern zu erklären, wie damals im 18. Jahrhundert das Leben war.

Als moderner Mensch loslaufen

Eine Gruppe von etwa zehn Personen wird erst morgen erwartet. Sie haben sich von Schärding am Inn aus aufgemacht, um zu erfahren und zu erspüren, wie damals Protestanten heimlich und durch Rosenkränze und andere Devotionalien gut getarnt, ins evangelische Ortenburg reisen mussten, um einmal an einem Gottesdienst teilzunehmen. An bestimmten Punkten ist auch Dr. Bemmann mit dabei. Zum Beispiel, wenn die Gruppe aufgehalten wird, weil katholische Schergen nach ihnen suchen und sie enttarnen wollen. 

Nach zwei Tagen zu Fuß und im Tempo der Pferde erreichen die Kryptopilger dann das Schloss, wo sie herzlich empfangen werden. Sonja Schulte, die den ganzen Weg mitgegangen ist, sagt danach: "Man ist ja als moderner Mensch losgelaufen. Und wenn man dann mal auf die Karte schaut und weiß, dass der Weg im Auto in 25 Minuten zu bewältigen ist - das macht schon demütig."

Die komplette Ausgabe Lebensformen gibt es in der Mediathek von Sat.1 zu sehen.