Zahlreiche Tribute-Bands touren seit Jahren mit teils spektakulärer Show durch die Lande. Eine der jüngeren dieser Zunft sind "A Saucerful of Secrets". An den Drums: Kein Geringerer als Nick Mason. In einer Coverband seiner eigenen Hauptband zu spielen – das gibt’s nur selten. Ian Paice von Deep Purple macht das seit einigen Jahren mit "Purpendicular", wenn seine eigentliche Gruppe gerade pausiert. Bei Nick Mason ist das anders: Die letzte Tournee von Pink Floyd ist sage und sage schreibe 28 Jahre her, der letzte öffentliche Auftritt auch schon 15 Jahre.

Nick Mason ist mittlerweile 78 Jahre alt und will es anscheinend immer noch wissen. Obwohl der Brite längst mehrfacher Millionär ist und seiner Automobilsammelleidenschaft frönt, hat er vor wenigen Jahren eine Reihe Musiker um sich geschart, um Songs wieder live zu spielen, die er mit Pink Floyd schon Ewigkeiten nicht mehr gespielt hat.

Nur Songs bis ins Jahr 1972

Das Set von "A Saucerful of Secrets", benannt nach dem zweiten, im Jahr 1968 veröffentlichten Album der damals schwer angesagten Psychedelic-Rocker besteht demnach auch nur aus Songs, die vor 1973 erschienen sind – dem Jahr, in dem mit "The dark side of the moon" das Magnum Opus von Pink Floyd auf dem Markt kam, das sie schon früh zu Superstars machte. Da erklingen düster-atmosphärisch angehauchte Songs wie "Set the controls fort he heart oft he sun" neben Brit-Pop-Vorläufern der Marke "See Emily play", das rund 20-minütige "Echoes" oder auch der heavy "Nile Song".

Die rund 1.000 Fans in der Nürnberger Meistersingerhalle sind schon früh aus dem Häuschen. Immer wieder reißt es die Menschen von den Sitzen, es gibt Zwischenapplaus für die Soli, bei den ruhigeren Passagen wird andächtig gelauscht. Zu Recht, hat Nick Mason mit dem Bassisten Guy Pratt, den Gitarristen Gary Kemp und Lee Harris sowie dem Keyboarder Dom Beken ein paar Musiker um sich geschart, die allesamt Meister ihrer Instrumente sind.

Starbesetzung an den anderen Instrumenten

Pratt besitzt zudem in mehrfacher Hinsicht "Stallgeruch": Der 60-Jährige ersetzte Ende der 1980er-Jahre den 1985 ausgeschiedenen Roger Waters an den tiefen Saiten und war nicht nur mit auf den Tourneen, sondern spielte bereits auf dem letzten offiziellen Studioalbum "The division bell" (1994) Bass. Außerdem ist er mit der Tochter des einstigen, verstorbenen Pink-Floyd-Keyboarders Richard Wright verheiratet. Den Gesang teilt er sich mit Gary Kemp, der bereits 1983 mit seiner Band "Spandau Ballet" in der Meistersingerhalle war, wie er lakonisch bemerkte. An die in den frühen 80ern als "New-Romantic"-Pop-Band bekannte Gruppe erinnerten sich an dem Abend wohl die wenigsten. Nick Mason dagegen konterte, bereits 1971 mit Pink Floyd auf dieser Bühne gestanden zu haben.

Nick Mason
Nick Mason gab hinter seinem Schlagzeug auch den Conferencier des Abends.

Pink Floyd waren für ihre ausladenden und imposanten Live-Shows bekannt. Da flogen Schweine durch die Luft und eine Mauer wurde eingerissen. Nick Masons Pink-Floyd-Coverband geht auch hier einen Schritt zurück Ende der 1960er-Jahre: Über die imposante Leinwand flimmert ein Farben-Kaleidoskop, wie schon in den britischen Clubs einst per Beamer an die Wand projiziert. Sowohl das Drumset als auch Teile der Videoshow nehmen immer wieder Bezug auf Katsushika Hokusais "Große Welle vor Kanagawa", die bereits Claude Debussy zu "La mer" inspiriert hatte.

Solidarität mit der Ukraine

Harris und Kemp lassen das Gitarren-Feedback jaulen und bearbeiten ihre Effektgeräte, erzeugen psychedelische Sounds wie einst David Gilmour oder Floyd-Gründungsvater Syd Barrett, der sich schon 1968 aufgrund beginnender psychischer Probleme aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte und kurz über Video wieder auferstand. Der Trip zurück in die Sixties gelang. Nur einmal wurden die "Saucers" ganz gegenwärtig – Guy Pratt lobte die mutigen Ukrainer für ihren Kampf gegen den Feind auf eigenem Boden. Zusammen mit dem ukrainischen Sänger Andrij Chlywnjuk hatten die noch verbliebenen drei Originalmitglieder erst vor wenigen Wochen einen Solidaritätssong veröffentlicht, um Geld für humanitäre Zwecke einzuspielen. Guy Pratt hatte die Herren gebeten, über das Stück den Namen "Pink Floyd" zu schreiben.