Herr Bähr, MainLit ist ausgerechnet im ersten Pandemie-Jahr 2020 gestartet - ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für die Premiere eines Festivals. Wie haben Sie das beste draus gemacht?

Jochen Bähr: Ja, der Start war denkbar ungünstig. Als die ersten Veranstaltungen unseres Debüt-MainLits am Laufen war, kam der erste große Shutdown im März 2020 und wir konnten die Serie leider nicht zu Ende spielen. Das traf leider gerade die großen Veranstaltungen wie Dunja Hayali oder Sebastian Fitzek, die am Ende unseres Festivals angedacht waren.

2021 haben wir dann aus der Not eine Tugend gemacht und das Festival outdoor im Sommer auf dem wunderschönen Gut Wöllried abgehalten. Zu den Nachholterminen aus 2020 fanden sich damals noch zahlreiche, spannende neue Veranstaltungen. Das war ein toller Erfolg, der sich 2022 leider nicht wiederholen lies.

In diesem Jahr hatten wir mit einer Serie indoor im März und erneut outdoor im Juli geplant. Nach dem Wegfall aller Corona Beschränkungen, hatte die Menschen mehr Lust auf Reisen, als auf eine Literaturfestival – dementsprechend waren die Verluste. Deshalb haben wir uns für dieses Jahr ein anderes Konzept überlegt, mit weniger Veranstaltungen und bekannteren Autoren.

Sie sprechen von dem Festival als eine "Non Profit"-Veranstaltungsreihe. Trotzdem finden sich sehr viele bekannte Namen auf der Liste der Lesenden. Wie schaffen Sie es, diesen Spagat hinzukriegen?

Jochen Bähr: Mit Literatur kann man kein Geld verdienen, das ist Fakt. Wolfgang Heyder und ich machen das komplett ehrenamtlich und gleichen eventuelle Verluste privat aus. Zudem haben wir zu Beginn des Festivals 2020 und 2021 zahlreiche kostenlose Kinderlesungen in Schulen durchgeführt. 2022 dann ein besonders schönes Projekt gemeinsam mit dem Arena Verlag und dem Kinderbuchautor Christian Seltmann.

Im Rahmen des durch uns finanzierten Projektes ist ein Kinderbuch entstanden, dass die Schülerinnen und Schüler der zweiten Klassen der Grundschulen von Würzburg "mitgeschrieben" haben. Auch unser Team ist mit zwei Personen für Organisation und Marketing/Pressearbeit ist so schmal wie möglich gehalten. Die Entlohnung ist hier eher symbolisch im Rahmen einen Minijobs für einige Monate. Da geht es nicht ums Geldverdienen, sondern um eine gute Sache für die Region zu organisieren.

In Ihrem FAQ auf der Webseite werden ausdrücklich Autorinnen oder Autoren ermutigt, sich für MainLit zu bewerben. Wie ist hier die Resonanz und wollen Sie dieses Angebot weiter ausbauen?

Jochen Bähr: In den ersten Jahren war die Resonanz gut und wir konnten so lokale Autorinnen und Autoren gewinnen, die bei uns gelesen haben. Darunter haben sich auch Dauerbrenner wie Ulrike Sosnitza (Juliane Michel) heraus kristallisiert, die dieses Jahr bereits zum dritten mal bei uns liest. Dieses Mal haben wir das Angebot, aufgrund des neuen Konzeptes anpassen müssen – schauen wir was hier die Zukunft bringt. Dies hängt vom Erfolg des diesjährigen MainLits ab.

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