Es zählt international zu den wichtigsten Events für jüdische Musikkultur. In Fürth findet Anfang März wieder das Internationale Klezmer Festival (8. bis 17. März) statt, das nun den neuen Titel Jewish Music Today trägt. Zwar findet die Vorbereitung im Schatten des Hamas-Angriffs auf Israel und des Kriegs im palästinensischen Gazastreifen statt. Doch für Gerti Köhn, der Kulturamtsleiterin der Stadt Fürth, ist klar:

"Jewish Music Today ist kein politisches Festival."

Gleichwohl betont sie im Gespräch mit dem Sonntagsblatt: "Wir setzen ein Statement für die Vielfalt der Kulturen und ein friedliches Miteinander." Dazu gehöre auch eine Vielfalt jüdischer Lebensentwürfe. Immerhin war die Stadt Fürth über Jahrhunderte das Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit mit mehreren Synagogen, Talmudschulen und bedeutenden Gelehrten.

In der Kleeblattstadt gab es kein Getto für jüdische Mitbürger, stattdessen wurde bis zum Nationalsozialismus Toleranz gelebt. Doch mit dieser Haltung sei man heutzutage doch "immer irgendwie politisch", räumt Köhn ein.

Juden und Radfahrer an allem schuld?

Das Festival arbeitet beim ergänzenden Programm immer eng mit dem Jüdischen Museum in Fürth zusammen. Das Museum bietet in dieser Zeit beispielsweise eine Museumsführung zu Fürther Lebensgeschichten jüdischer Frauen oder eine zur jüdischen Klezmer-Musik an. Außerdem findet auch der Workshop "An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld" statt, der sich gegen Antisemitismus und Verschwörungstheorien wendet.

"Antisemitismus ist im heutigen Deutschland nicht neu", sagt Köhn. Man müsse mit Bildungspaketen dagegen halten.

Die Konzerte der Jewish Music Today bieten einen musikalischen Kosmos aus der ganzen Welt. Das Spektrum reiche vom traditionellen jüdischen Liebeslied und sephardischem Flamenco über Klezmer Fusion bis zum Kabbalah-HipHop, informiert Köhn. Den Konzertauftakt übernimmt die Musikerin Hadar Maoz, die alte persisch-bucharische Tradition mit moderner westlicher Musik verbindet.

Publikum muss zurückgewonnen werden

Sorgen, dass die militärische Eskalation in Nahost die Anreise der Musiker aus Israel verhindert, hat die Kulturmanagerin nicht. Sie sehe keine Anzeichen, dass es Probleme mit der Fluganreise geben könnte. Allerdings sei ihr Team hier wachsam und bereit, kurzfristig zu agieren. Sie erinnert sich noch an das Klezmer Festival vor zwei Jahren. Als der russische Angriffskrieg Ende Februar gegen die Ukraine begann, war kurz vor Festivalbeginn der ukrainische Luftraum gesperrt. Es sei trotzdem gelungen, die Musiker nach Deutschland zu holen.

Seit der Corona-Pandemie sieht Köhn für das Festival ein ganz anderes Problem.

"Es geht um Publikumsrückgewinnung."

Seit Corona habe sich das Kaufverhalten auch im Kulturbereich grundsätzlich geändert, Kunden würden sich deutlich später ihre Eintrittskarten sichern. Momentan beobachtet sie einen regen Verkauf. Der begehrte Klezmer-Koffer-Brunch war wie in den vergangenen Jahren schnell ausverkauft.

Jewish Music Today bietet über 16 Konzerte sowie ein breites Begleitprogramm aus Führungen, Workshops, Kinofilmen und einem Gottesdienst.

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