Die Kommunikationswissenschaftlerin Natasha A. Kelly begrüßt die Streichung von rassistischen Wörtern und stereotypen Darstellungen in Michael Endes Bücher um "Jim Knopf".
"Sprache ist Handeln und durch Sprache können wir auch Gewalt erzeugen, wie eben mit der Verwendung des N-Wortes",
sagte die Gastprofessorin für Kulturwissenschaften im Studium Generale der Universität der Künste Berlin am Samstag im WDR5-"Morgenecho". Es sei die einzig richtige Entscheidung des Verlags gewesen, die Sprache in den Neufassungen anzupassen.
Verlag entscheidet sich für Streichung des N-Worts
Der Stuttgarter Thienemann Verlag hatte am Donnerstag angekündigt, diesen Samstag neue kolorierte Ausgaben von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" sowie von "Jim Knopf und die Wilde 13" herauszubringen. "Damit Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen, haben Nachlass und Verlag nach reiflicher Überlegung entschieden, das N-Wort zu streichen und die stereotypen Beschreibungen zu reduzieren", hatte der Verlag erklärt:
"Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln."
In Absprache mit den Erben des Illustrators F. J. Tripp wurden den Angaben zufolge auch die Zeichnungen von Jim Knopf in den überarbeiteten, kolorierten Neuausgaben angepasst. "Es sind die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, dieohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, die in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren können", hatte der Thienemann Verlag erklärt. Die Ausgaben mit den ursprünglich schwarz-weißen Original-Illustrationen seien unverändert lieferbar. Sie enthielten zukünftig ein einordnendes Nachwort.
Kelly: Auch sehr dunkler Hautton muss in Deutschland akzeptiert werden
Kelly bezeichnete es als "sehr gut", dass der Verlag die "übertriebenen Karikaturen wie die extrem breiten Lippen" verändert habe. Dass die Hautfarbe von Jim Knopf jetzt heller sei, sei allerdings "grenzwertig".
Das gehe in den Bereich des sogenannten Colorism, der beschreibt, dass Menschen mit helleren Hauttönen, die dem weißen Schönheitsideal entsprächen, bevorzugt würden, erläuterte die Autorin. Es gebe aber Menschen, die einen sehr dunklen Hautton hätten. "Und auch das muss in Deutschland akzeptabel werden", betonte Kelly.
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